Gibt es Heilpflanzen-Anwendungen zur unterstützenden Therapie bei Makula-Degeneration (AMD)?
Professor Karin Kraft (Lehrstuhl für Naturheilkunde, Universität Rostock) hat im Phyto-Forum der „Aerztezeitung“ zu dieser Frage Stellung genommen und dabei Ginkgo-Extrakt und Safran erwähnt. Nachfolgend zwei Zitate mit nachfolgendem Kommentar:
„Die vielfältigen günstigen pharmakologischen Wirkungen von Ginkgo biloba dürften auch für die in eine Cochrane-Analyse zur Phytotherapie bei AMD eingeschlossenen randomisierten Studien ausschlaggebend gewesen sein. Es sind insgesamt 119 Personen über jeweils 6 Monate untersucht worden.
In der einen Studie wurden 20 Patienten mit 2×80 mg Ginkgo biloba-Extrakt (EGb 761) oder Placebo behandelt, in der anderen Studie, in die nur Patienten mit trockener AMD eingeschlossen wurden, wurden Tagesdosierungen von 240mg und 60 mg Extrakt (EGb 761) verglichen. Beide Studien ergaben Hinweise auf eine Verbesserung der Sehschärfe bei Einnahme von Ginkgo biloba-Extrakt.“
Kommentar:
Das ist eine schmale Basis – aber Ginkgo-biloba-Extrakt wirkt antioxidativ und dürfte die arterielle Durchblutung günstig beeinflussen. Ein positiver Effekt ist daher zwar nicht eindeutig belegt, aber auch nicht abwegig.
Zitat:
„In einer interventionellen offenen Pilotstudie nahmen 29 Patienten (55-85 Jahre) mit einem frühen Stadium der AMD ein Präparat mit einer Tagesdosis von 20 mg Safran ein. Nach drei Monaten wurden eine Verbesserung der retinalen Sensitivität auf der Basis der Elektroretinographie um im Mittel 0.3 log-Einheiten und einer um zwei Snellen-Linien verbesserten Sehschärfe beobachtet.
Diese Verbesserungen waren auch in der anschließenden Langzeitstudie über 14 (±2) Monate stabil. Für die beobachtete Wirkung sollen zwei in Safran enthaltene antioxidativ wirksame Inhaltsstoffe, Crocin und Crocetin, verantwortlich sein.“
Kommentar:
Es gibt hier eine kleine Placebo-kontrollierte Studie über drei Monate aus dem Jahr 2010, bei der das Safran-Präparat dem Placebo überlegen war:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20688744
Dann gibt es die Langzeitstudie über rund 14 Monate ohne Placebokontrolle, wobei sich der Effekt stabil zeigte:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22852021
Grundsätzlich geht es hier nur um ein frühes Stadium der AMD. Ob der gefundene Effekt klinisch relevant ist, kann ich nicht beurteilen.
Keine Selbstmedikation mit dem Safran-Gewürz, da die Gefahr einer Überdosierung besteht. Bei missbräuchlicher Verwendung als Abortivum (Abtreibungsmittel) traten schwere Vergiftungen auf.
Ergänzung:
Mir selber kommt beim Stichwort Makula-Degeneration zuerst Myrtaven® in den Sinn, ein rezeptpflichtiges Präparat, das Anthocyane (blaue Farbstoffe) aus der Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) enthält, welche die Brüchigkeit und Durchlässigkeit der Blutkapillaren günstig beeinflussen und zudem antioxydativ wirken. Das legt eine günstige Wirkung nahe. Dazu gibt es auch entsprechende augenärztliche Erfahrungsberichte. Siehe dazu hier – was allerdings nur ein Bericht in der Zeitschrift „Schweizer Familie“ ist. Eine Publikation in einer Fachzeitschrift wäre glaubwürdiger.
Fundierte Studien zur Wirkung von Myrtaven® bei Makula-Degeneration fehlen meines Wissens.
Fachinformation Myrtaven®:
http://www.compendium.ch/mpro/mnr/2011/html/de#7100
Quelle der Zitate:
http://www.aerztezeitung.de/medizin/fachbereiche/sonstige_fachbereiche/phytotherapie/article/874585/phyto-forum-hilft-makula-degeneration.html?sh=15&h=-1384503515
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
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Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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