Der „Standard“ in Österreich publiziert gerade eine durchaus interessante Sommer-Serie über Heilpflanzen.
Den Auftakt macht ein Interview mit dem Mediziner Lukas Huber, Leiter des Instituts für Zellbiologie an der Med-Uni Innsbruck.
Zitat:
„Es gibt viele unerforschte Pflanzen. Da ist tatsächlich ein Schatz zu heben.“
Schön. Aufs Ganze gesehen bringt das Interview jedoch kaum konkrete Informationen.
Eine Aussage der Interviewerin ist mir allerdings aufgefallen:
„Der bekannteste Wirkstoff ist Acetylsalicylsäure aus der Weidenrinde, bekannt als Aspirin …“
Quelle:
http://derstandard.at/2000018540731/Heilpflanzen-Da-ist-tatsaechlich-ein-Schatz-zu-heben?ref=rec
Kommentar & Ergänzung: Weidenrinde enthält keine Acetylsalicylsäure!
Das ist Unsinn, der leider nicht selten zu hören ist.
Weidenrinde enthält keine Acetylsalicylsäure (Aspirin).
Weidenrinde enthält Salicin, ein Glykosid, das im Organismus zu Salicylsäure umgebaut wird, und wie die Acetylsalicylsäure fiebersenkend, schmerzstillend und entzündungswidrig wirkt.
Acetylsalicylsäure verbessert zudem über eine Thrombozytenaggregationshemmung die Blutfliesseigenschaften („Aspirin cardio“). Dieser Effekt hängt an der Acetylgruppe. Er tritt daher bei Salicin weder als therapeutische Wirkung noch als unerwünschte Nebenwirkung auf.
Acetylsalicylsäure und Salicin sind zwar verwandt, aber in der Wirkung nicht gleich.
Und weil das therapeutisch relevant werden kann, ist es nicht nur Haarspalterei, wenn man die zwei Stoffe sauber auseinander hält.
Dass einer Journalistin eine solche Fehlaussage passiert, ist zwar ärgerlich, aber irgendwo noch verzeihlich. Medienmenschen können nicht in allen Fachbereichen sattelfest sein. Dass dem interviewten Heilpflanzenforscher der Fehler offenbar nicht auffällt und er ihn nicht korrigiert, wiegt allerdings schwerer.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterwanderungen in den Bergen / Kräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege
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