Efeublätterextrakt wird in der Phytotherapie eingesetzt als schleimlösendes Mittel bei produktivem Husten. Eine Laborstudie gibt nun weitere Hinweise dazu, wie diese Wirkung zustande kommen könnte.
Der Efeublätter-Trockenextrakt EA 575® (Prospan®) reduziert die Konzentration des Entzündungsmediators Interleukin-6 (IL-6) signifikant. In hohen Konzentrationen war der entzündungshemmende Effekt von EA 575 sogar ähnlich stark wie der von Corticosteron – zumindest im Reagenzglas. Das ist das Resultat einer In-vitro-Studie einer Wissenschaftlerguppe um den Bonner Professor für Zellbiologie und molekulare Wirkstoffforschung Dr. Hanns Häberlein. Das schreibt die Firma Engelhard in einer Pressemitteilung.
Um eine Entzündung zu simulieren, fügten die Forscher Lipopolysaccharide zu murinen Makrophagen hinzu. Diese setzten infolgedessen Zytokine frei, darunter auch IL-6. Das Forscherteam quantifizierte das Ausmaß der IL-6-Produktion in Anwesenheit verschiedener Konzentrationen des Efeuextrakts EA 575. Als Vergleichssubstanz für die Positivkontrolle wurde das Pregnan-Derivat Corticosteron verwendet.
Häberlein und Kollegen stellten fest, dass die IL-6-Produktion schon ab einer Konzentration von 80 µg/ml des Efeublätter-Trockenextrakts signifikant sinkt. Bei einer Konzentration von 400 µg/ml war der Reduktionseffekt vergleichbar mit dem, der sich durch den Zusatz von 1,7 µg Corticosteron bewirken ließ.
Die entzündungshemmende Wirkung des Efeuextrakts EA 575 könnte durch den Inhaltsstoff α-Hederin unterstützt werden, vermuten die Wissenschaftler. α-Hederin bremst die Internalisierung von Betarezeptoren und steigert dadurch indirekt die Konzentration von β-Arrestin. Dieses hemmt wiederum die Wirkung des Transkriptionsfaktors NF-ƘB und damit schlussendlich die Produktion von IL-6. Dieser Ansatz soll nun in weiteren Studien untermauert werden.
Quelle:
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=62743
Kommentar & Ergänzung:
Die Aufklärung solcher Wirkungsmechanismen im Labor ist interessant. Man muss sich dabei aber immer darüber klar bleiben, dass Ergebnisse im Labor nicht 1:1 auf die Verhältnisse bei Patientinnen und Patienten übertragen werden können.
Entscheidend ist, ob ein Präparat in qualitativ fundierten klinischen Studien an Patienten Wirksamkeit gezeigt hat. Das ist bei Efeuextrakt der Fall.
Die Wirksamkeit von definierten Efeuextrakten zur Linderung der Beschwerden bei chronisch-entzündlichen Bronchialerkrankungen ist laut HMPC durch klinische Studien belegt. Die Anwendung als auswurfförderndes Mittel (Expektorans) bei produktivem Husten gilt als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established use“). Das gilt für Efeupräparate in Form von Trockenextrakten (DEV 3-8:1), Dickextrakten (DEV 2,2-2,9:1) und Flüssigextrakten (DEV 1:1).
Im Jahr 2010 wurde Efeu vom „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ an der Universität Würzburg zur Arzneipflanze des Jahres ernannt.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz