Das Kühlen von Brandwunden ist eine etablierte und weit verbreitete Erste-Hilfe-Massnahme. Der Effekt hängt jedoch von der Grösse der betroffenen Körperoberfläche (KOF) ab. Für kleine Brandwunden ist ein guter schmerzlindernder Effekt nachgewiesen. In neuen Leitlinien wird eine Kühlung mit Wasser auf kleinflächige Brandverletzung bis zirka 5% der KOF begrenzt. Zur groben Abschätzung der Grösse des geschädigten Hautareals dient die Handinnenfläche, welche etwa 1% der KOF entspricht.
Bei grossflächigen Brandwunden hat der Wärmeerhalt für den Organismus Priorität, da eine Unterkühlung bei Schwerverletzten zu einer deutlich schlechteren Prognose führt. Es gibt keine ausreichenden Belege dafür, dass anhaltende Kühlung die Hitze aus dem Gewebe ableitet und so eine Ausdehnung der Brandwunde in tiefere Hautschichten stoppt. Die Kühlung dient deshalb ausschliesslich der Schmerzlinderung. Auf keinen Fall dürfen Eiswürfel auf die Verbrennung aufgetragen werden, weil es dadurch zu einer zusätzlichen Gewebeschädigung kommen kann.
Literaturangaben:
Swiss Medical Forum, 43/2016/p912
Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin – online
Quelle:
http://www.pharmavista.net/content/default.aspx?http://www.pharmavista.net/content/NewsMaker.aspx?ID=5554&NMID=5430&LANGID=2
Kommentar & Ergänzung:
Interessanter Hinweis. Das habe ich in meiner Ausbildung und auch als Sanitäter in der Schweizer Armee noch anders gelernt. Dort galt Kühlung mit Wasser als A und O der Ersten Hilfe bei Verbrennungen. Nun sieht diese Empfehlung ziemlich modifiziert aus. Wissen ändert sich. Das gibt auch für die Pflanzenheilkunde / Phytotherapie.
Es gibt laufend neue Erkenntnisse:
Neue Wirkstoffe, neue Wirkungen, neue Anwendungsgebiete für Heilpflanzen werden entdeckt. Dadurch erweitern sich die therapeutischen Möglichkeiten.
Immer wieder werden aber auch bisherige Annahmen umgestossen: Neue unerwünschte Nebenwirkungen werden entdeckt, Heilpflanzen zeigen in Studien nicht die erwartete Wirkung……
Dann müssen die Anwendungsbereiche angepasst und eventuelle eingeschränkt werden.
Und natürlich gibt es auch Erkenntnisse, die über lange Zeit stabil bleiben.
Phytotherapie / Pflanzenheilkunde ist also kein fixes System mit ausschliesslich ewig gültigen Grundsätzen, kein Wissensgebäude, das von irgendjemandem für alle Zeiten unverrückbar gebaut wurde.
Diese Veränderbarkeit ist eine Stärke, aber auch eine Herausforderung. Wir müssen immer wieder neu lernen, mit Veränderbarkeit umzugehen. In der Phytotherapie – aber nicht nur dort.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterwanderungen in den Bergen / Kräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch