Detox ist nicht nur überflüssig. Detox ist Unsinn. Es untergräbt auch das Vertrauen in unseren Körper. Jeden Frühling schwappt eine Detoxwelle wieder durch’s Land. Früher sagte man zu diesen körperinternen Putzaktionen Engiftungskur oder Entschlackungskur. Aber Detox tönt überzeugender. Die Frauenzeitschrift „Annabelle“ hat Michael Ristow gefragt, was der grösste Unsinn an Detox sei:
„Detox findet im Körper prinzipiell immer statt, dafür gibt es Organe wie die Leber oder die Nieren – und die funktionieren sehr gut. Es ist ein Irrglaube zu denken, man könnte durch Wunderkuren diese Vorgänge im Körper aktivieren oder beschleunigen. Was man allerdings tun kann, ist, die Leber zu behindern, etwa mit Alkohol. Wenn die Leber damit beschäftigt ist, den Alkohol abzubauen, kann sie sich nicht um andere Dinge kümmern, die sie abbauen sollte.“
Prof. Dr. Michael Ristow ist Arzt und Wissenschafter und als Professor für Energiestoffwechsel an der ETH Zürich tätig.
Quelle:
http://www.annabelle.ch/leben/gesundheit/«-detox-trend-aergert-mich-schon-sehr»-47732
Kommentar & Ergänzung:
Detox ist Unsinn und untergräbt das Vertrauen in unseren Körper
Detox ist nicht nur überflüssig. Es untergräbt auch das Vertrauen in unseren Körper. Es missachtet die Arbeit von Leber und Nieren und redet uns ein, dass sie ihrer Aufgabe nicht gewachsen sind.
Es gibt ernsthafte Lebererkrankungen und Nierenerkrankungen, bei denen die Funktion dieser Organe beeinträchtig ist oder gar versagt. Dann ist medizinische Hilfe nötig.
Aber gesunden Menschen einzureden, dass sie unbedingt Entgiftung und Entschlackung brauchen, ist nur ein gutes Geschäftsmodell.
Michael Ristow lässt im Annabelle-Interview im übrigen noch interessante Informationen einfliessen.
Er rät bei Obstsäften zur Vorsicht, da diese nicht nur gesunde Stoffe, sondern auch viel Zucker enthalten. Ich würde empfehlen, Obstsäfte halb/halb mit Wasser zu verdünnen.
Auf die Frage, welches Obst er denn mit gutem Gewissen empfehlen könne, sagt Michael Ristow:
„Je kleiner die Frucht ist, desto gesünder ist sie. Das Gesunde im Obst steckt meist in der Schale und je mehr Schale, man bezogen aufs Gesamtvolumen isst, desto gesünder. Kleine Beeren oder allgemein alle kleinen Früchte, die rot, blau oder violett sind, kann ich empfehlen. Bei diesen Früchten ist die Chance höher, dass der ungünstige Zucker sich im Verhältnis zu den günstigen Polyphenolen lohnt. Polyphenolen sind nachweislich gesundheitsfördernde Pflanzenstoffe, die in Früchten und im Gemüse enthalten sind.“
Aus phytotherapeutischer Sicht ist der Hinweis auf rote, blaue oder violette Beeren interessant. Hier handelt es sich um Inhaltsstoffe aus der Gruppe der Anthocyane, einer Untergruppe der Flavonoide, die wiederum zu den Polyphenolen gehören.
Die wichtigste Heilpflanze mit Anthocyanen ist die Heidelbeere.
Auf die Heidelbeere weist Michael Ristow sogar speziell hin.
Anstelle von
«An apple a Day, keeps the Doctor away»
empfiehlt er „…eher 50 Blaubeeren a Day.“
Wobei aber leider die Blaubeeren / Heidelbeeren, die im Supermarkt verkauft werden, innen kaum blau sind und daher weniger Anthocyane enthalten als die „richtigen“, wildwachsenden Heidelbeeren.
Siehe dazu:
Heidelbeeren aus dem Supermarkt begtreffend Wirkstoffgehalt fragwürdig
Anthocyane sind Radikalfänger und hemmen Entzündungen. Eingeschränkt wird ihre Wirksamkeit aber oft durch stark eingeschränkte Aufnahme in den Organismus aus dem Verdauungstrakt.
Neben Heidelbeeren enthalten beispielsweise auch Himbeeren, Brombeeren, Schwarze Johannisbeeren, Auberginen (Schale), Aronia und Kirsche Anthocyane in relevanten Mengen. Man sollte diese Anthocyan-Quellen zwar nicht zu Wundermitteln hochjubeln, doch sind sie wertvolle Bestandteile einer vielfältigen Ernährung, wenn sie immer wieder mal auf den Speiseplan kommen.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz