Dem Cannabis-Wirkstoff Cannabidiol (CBD) wird seit einiger Zeit große Beachtung geschenkt, in den Medien, bei Patienten und auch bei Wissenschaftlern, da der Substanz verschiedene gesundheitsfördernde und entzündungshemmende Effekte zugesprochen werden. US-Forscher wollen nun untersuchen, ob Cannabidiol auch beim Reizdarmsyndrom wirksam ist.
Im US-Bundesstaat Pennsylvania startete vor kurzem eine klinische Pilotstudie mit CBD, die vom kanadischen Unternehmen FSD Pharma in Auftrag gegeben wurde. Die Firma forscht zu neuartigen Cannabinoidtherapien zur Behandlung unter anderem von chronischen Schmerzen, Fibromyalgie und Reizdarmsyndrom. Das entwickelte CBD-Kombinationsprodukt „Steady Stomach” soll zunächst bei Patienten mit Reizdarmsyndrom zur Anwendung kommen.
Nach Angaben des Herstellers ist das Präparat „eine zum Patent angemeldete Kombination von Cannabidiol (CBD) zusammen mit zusätzlichen synergistischen Faktoren, die die entzündungshemmenden Eigenschaften von CBD potenziert und aktiviert”. Dadurch soll das Präparat wirksamer in der Therapie des Reizdarmsyndroms sein. In den westlichen Ländern sind zirka 10 bis 20 Prozent der Menschen von dieser Funktionsstörung des Darms betroffen, was bei den Patienten oft zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität führt. Zu den Symptomen gehören unter anderem Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung sowie Blähungen.
Die Forscher wollen im Rahmen dieser Untersuchungen Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit des Präparates sammeln. Sie führen dazu eine randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie im Cross-over-Design durch. Da die Zahl der Probanden relativ gering ist, dürften weitere groß angelegte Studien nötig sein, um statistisch signifikante Aussagen daraus zu ziehen und den medizinischen Nutzen belegen zu können. Die Studie basiert auf den zuvor gesammelten Daten zur Wirksamkeit aus einer präklinischen Studie im Nagetiermodell auf. Dabei zeigte sich die bei Anwendung des Kombinationsprodukts im Vergleich zu CBD allein eine dreifach höhere Wirksamkeit bei der Reduktion der abdominalen Entzündungswerte.
Pharmakologische Wirkungen von CBD
CBD wirkt als Antagonist am G-Protein-gekoppelten Cannabinoidrezeptor GPR55 und blockiert den zellulären Ionenkanal TRMP8, den α1-Adrenozeptor und den µ-Opioidrezeptor. Darüber hinaus verhindert CBD den Abbau des endogenen Cannabinoids Anandamid, da das Enzym Fettsäureamid-Hydrolase (FAAH) inhibiert wird. Weitere Effekte von CBD sind die Blockade von Calciumkanälen sowie die Inhibition der Wiederaufnahme von Botenstoffen.
Das Interesse am therapeutischen Potenzial von CBD nimmt weltweit stetig zu. Die Substanz kann in verschiedenen Anwendungsbereichen zum Einsatz kommen, denn sie besitzt neben den antiepileptischen auch angstlösende, antipsychotische und entzündungshemmende Eigenschaften.
Zudem ist ein Einsatz gegen Übelkeit und Erbrechen sowie zur Appetithemmung möglich. Die denkbaren Indikationsgebiete benötigen allerdings eine ärztliche Überwachung und individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung.
Quelle:
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/pharmazie/cannabidiol-bei-reizdarm-forscher-testen-wirksamkeit-steady-stomach/
Kommentar & Ergänzung:
Die Forschungen zu Cannabinol bei Reizdarm stecken noch in den Kinderschuhen. Aus dem Bericht geht nicht hervor, um welche Substanzen es bei diesen „zusätzlichen synergistischen Faktoren“ geht, die die entzündungshemmenden Eigenschaften von CBD potenzieren und aktivieren sollen.
Auch der Cannabis-Wirkstoff THC wird bezüglich einer Wirksamkeit zur Linderung von Reizdarm erforscht.
Siehe:
Dronabinol (THC) vermindert Dickdarmbewegungen bei Reizdarmpatienten.
Zu CBD / THC in der Medizin siehe auch:
Cannabinol (CBD): Ein Wirkstoff im Trend
Cannabis-Wirkstoffe: Neben THC zunehmend auch Cannabidiol (CBD) im Fokus
Cannabis-Therapie bei MS: Zusatznutzen für Sativex-Spray gegen Spastik bestätigt
Cannabis als Medizin: Unterschiedliche Wirkung von Cannabis sativa und Cannabis indica
Die Wirkungen und Indikationen von Cannabis als Arzneimittel und die Möglichkeiten einer legalen Anwendung sind auch Thema in meinen Lehrgängen, der Phytotherapie-Ausbildung und dem Heilpflanzen-Seminar– natürlich neben allen anderen Heilpflanzen.