Das Magazin „Focus online“ empfiehlt wieder einmal Bittersalz zur Leberentgiftung. Das ist schlichtweg Unsinn. Bittersalz (Magnesiumsulfat) ist ein osmotisch wirkendes Abführmittel, das zur kurzfristigen Behandlung einer leichten Verstopfung eingesetzt werden kann.
Erwachsene nehmen dazu einmal täglich 10 bis 15 g Bittersalz gelöst in genügend Wasser ein (zum Beispiel 15 g des Pulvers in 250 ml Wasser). Der Geschmack lässt sich durch die Zugabe von etwas Zitronensaft verbessern.
Mit „Leberentgiftung“ hat das aber rein gar nichts zu tun. Die Vorstellung, dass man mit derartigen Mitteln die Leber entgiften kann, ist schon grundsätzlich abwegig.
Focus online bringt immer wieder derart fragwürdige Tipps.
Wer seiner Leber etwas Gutes tun will, soll einen leberfreundlichen Lebensstil pflegen:
– Kein oder wenig Alkohol. Alkohol ist Ursache Nr. 1 für die Entwickklung einer chronischen Fettleber.
Ein erwachsener Mann sollte pro Tag nicht mehr als 40g Alkohol zu sich nehmen, wobei Rotwein dabei weniger schädlich zu sein scheint als Schnaps; bei Frauen liegt die Grenze bei 20–30g täglich. Bei bestehender Lebererkrankung (z.B. Hepatitis C) sollte Alkohol strikt gemieden werden.
– Ursache Nr. 2 für die Entwicklung einer chronischen Fettleber ist das Metabolische Syndrom (Übergewicht, Diabetes, zu hohe Blutdruckwerte, zu hohe Blutfettwerte). Zur Gesunderhaltung der Leber sind deshalb diese Faktoren weitmöglichst im Griff zu behalten.
– Leberbelastende Medikamente nur wenn nötig und solange nötig und in der kleinst möglichen Dosis.
– Impfungen gegen Hepatitis A und B schützt vor Leberentzündungen (Hepatitis) durch diese Viren. Chronisch verlaufende Hepatitis-Erkrankungen gefährden die Leber.
Menschen mit einer chronischen Hepatitis haben ein grosses Risiko, nach einigen Jahren eine Leberzirrhose und Leberkebs zu entwickeln.
Grundsätzlich ist die Leber ein ziemlich widerstandsfähiges Organ und wenn man sie im Sinne eines leberfreundlichen Lebensstils gut behandelt, dann erfüllt sie ihre Aufgaben in der Regel mit grossere Zuverlässigkeit. Darüber hinaus gibt es aber natürlich auch Lebererkrankungen, auf die man mit seinem Lebensstil nur geringen oder gar keinen Einfluss hat.
In der Phytotherapie gilt Mariendistel (Silybum marianum) als wichtigste Leberpflanze, die in bestimmten Situationen wirksam sein kann. Allerdings wird meiner Beobachtung nach Mariendistel von Naturheilpraktikerinnen und Naturheilpraktikern viel zu oft empfohlen mit vagen Begründungen wie „Leberschwäche“ oder zur „Leberentgiftung“, obwohl der Leber gar nichts Greifbares fehlt. Und dann kommt oft auch noch eine Mariendisteltinktur zur Anwendung, die von Wirkstoffgehalt und von der Dosierung her vollkommen unterdosiert ist.
Wenn Sie sich für die Möglichkeiten und Grenzen der Mariendistel und anderer Heilpflanzen interessieren, können Sie dazu fundiertes Wissen erwerben in meinen Lehrgängen, dem Heilpflanzen-Seminar und der Phytotherapie-Ausbildung.