Im Rahmen eines aktuellen Cochrane-Reviews (Meta-Analyse) wurden die wissenschaftlichen Ergebnisse aus 16 Studien bezüglich Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit von Cannabisderivaten zur Therapie neuropathischer Schmerzen ausgewertet. Verglichen wurden in der Metastudie ein oraler Spray mit Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD), zwei THC-Derivate (Dronabinol und Nabilon) und inhalierter Cannabis mit Placebo (15 Studien) oder Dihydrocodein (1 Studie).
Die Medikamente auf Cannabisbasis scheinen gemäss der Beurteilung der Cochrane-Forscher einen moderaten schmerzstillenden Effekt zu besitzen. Aus Patientensicht schien sich eine allgemeine Verbesserung zu zeigen, obwohl die Lebensqualität unverändert blieb. Milde Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit und Verwirrtheit traten in den Studien häufiger auf als positive Effekte.
In der Untergruppe, in der Cannabis geraucht wurde, konnte keine analgetische Wirkung festgestellt werden.
Die vorliegenden wissenschaftlichen Daten genügen laut dieser Metaanalyse nicht, um Cannabisprodukte zur Behandlung neuropathischer Schmerzen empfehlen zu können. Zum gleichen Fazit kam auch eine aktuelle Metaanalyse zur Anwendung von Cannabis-Präparaten bei nicht krebsbedingten Schmerzen.
In der Schweiz ist nur ein oraler Spray mit THC und CBD im Handel (Sativex ). Ausser bei MS-bedingter Spastizität ist für alle anderen Anwendungen von Sativex eine Bewilligung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) nötig.
Lit: Revue médicale suisse 634/2018/p130
Quelle:
Kommentar & Ergänzung: Metaanalyse zu Cannabis-Präparaten gegen neuropathische Schmerzen
Cannabis ist eine interesssante Heilpflanze für verschiedene Anwendungsbereiche, zum Beispiel Spastik, Schmerzen, Übelkeit, Apptitilosigkeit.
Cannabis ist aber keine Wunderpflanze gegen alles Mögliche und sollte deshalb wie andere Arzneimittel auch kritisch unter die Lupe genommen werden.
Insbesondere sind zur Wirksamkeit und Sicherheit noch viele Fragen offen. Daher ist es zu begrüssen, wenn hier vermehrt geforscht wird, auch wenn sich dadurch da und dort auch Grenzen der Wirksamkeit zeigen, wie es offenbar in der beschriebenen Cochrane-Metaanalyse der Fall ist.
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