Eine Gruppe internationaler Forscherinnen und Forscher hat kürzlich erneut vor den gesundheitlichen Auswirkungen der aktuellen Klima-Entwicklung gewarnt.
Dass die Klimaerwärmung auch für Heilpflanzen bedenkliche Folgen erwarten lässt, darauf weisen die Wissenschaftler in einer aktuellen Publikation im Fachjournal »Planta Medica« hin.
Das Autorenkollektiv aus den USA, Australien und Europa befürcht, dass die Klimaerwärmung bei Heilpflanzen möglicherweise auch zu Veränderungen der Inhaltsstoffen führt.
Heilpflanzen sind für die globale menschliche Gesundheit nach wie vor von großer Bedeutung. Das gilt speziell für Gegenden, in denen eine moderne westlich orientierte Medizin nicht verfügbar ist.
Dass sich die Klimaerwärmung signifikant auf die Verfügbarkeit, aber auch auf die bekannten Charakteristika von Heilpflanzen auswirken kann, ist für Fachleute leicht vorstellbar.
Veränderungen der Temperatur- und Niederschlagsprofile, Störungen der etablierten Pflanzengesellschaften oder die Zunahme von Schädlingen und Krankheitserregern werden wohl an vielen dieser wertvollen Naturprodukte nicht spurlos vorüber gehen.
Durch den Stress, den die Klimaerwärmung bei den Pflanzen auslöst, ist nicht nur ein Rückgang der Biomasseproduktion absehbar. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es auch zu Veränderungen im Gehalt an sekundären Stoffwechselprodukte kommen, die für die therapeutische Anwendung der Heilpflanzen entscheidend sind.
Deshalb kann man nach Einschätzung der Autoren davon ausgehen, dass sich nicht nur die bekannte Qualität, sondern möglicherweise sogar die Sicherheit der pflanzlichen Rohstoffe und der daraus hergestellten Arzneimittel ändern wird.
Das Wissenschaftler um Erstautorin Dr. Wendy L. Applequist vom Missouri Botanical Garden, St. Louis empfehlen, dass unverzüglich Maßnahmen ergriffen werden, um die Verfügbarkeit wertvoller Arzneipflanzen auch für die Zukunft zu sichern.
Konkret empfehlen die Wissenschaftler, den lokalen Anbau zu unterstützen, für Nachhaltigkeit bei der Ernte zu sorgen und Handelsmaterial entsprechend zu zertifizieren. Anstrengungen, das traditionelle Wissen zu erhalten, halten sie momentan für wichtiger denn je. Auch unter dem Aspekt des Erhalts der Arzneipflanzen müsse zudem alles getan werden, um die Klimaerwärmung einzudämmen.
Quelle:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/heilpflanzen-geraten-unter-stress/
DOI: 10.1055/a-1041-3406
https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1041-3406
Kommentar & Ergänzung:
Die Gefährdung und Veränderung von Heilpflanzen wird nicht die einschneidendste Folge der Klimaerwärmung sein. Dieses Beispiel zeigt aber, wie stark sich die rasche Erhöhung der Erdtemperatur sich auf praktisch alle Bereiche des Lebens auf diesem Planeten auswirkt.
Die Empfehlungen der Wissenschaftler zeigen auch, dass es in manchen Bereichen vorbeugende Massnahmen gibt, um die negativen Folgen zu reduzieren. Solche Schutzmassnahmen werden zunehmend auch in unseren Bergregionen nötig, zum Beispiel bauliche Massnahmen zum Schutz gegen die Folgen des Auftauens der Permafrostböden.
Damit werden allerdings nur Symptome gelindert. Die wichtigsten Massnahmen zur Bewältigung der Klimakrise müssen selbstverständliche die Ursachen bekämpfen und den Ausstoss von CO2 und Methan drastisch reduzieren. Das ist im nötigen Ausmass nur durch politische Entscheide möglich. Politikerinnen und Politiker, die beim Thema Klimakrise den Kopf in den Sand stecken und auf Verschwörungstheorien bauen statt auf wissenschaftliche Fakten, sind dazu allerdings untauglich. Die mit Abstand grösste Dichte an solchen Realitätsverweigerern gibt es in AfD, FPÖ und SVP. Wer den Klimaschutz als eines der wichtigsten Probleme der Zeit erkennt, sollte solche ignorante1 Figuren und Parteien nicht wählen und Projekte wie die Gletscherinitiative unterstützen.
1) Ingnoranz = «das bewusste wie das unbewusste nicht zur Kenntnis nehmen (wollen)eines Sachverhaltes, eines Vorgangs, einer gesellschaftlichen Entwicklung oder einer Person.» (Wikipedia)