Im neu gegründeten „Michael-Popp-Institut“ an der Universität Innsbruck erforschen in Zukunft 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler pflanzliche Wirkstoffe. Total 40 Millionen Euro sind bereits in den Standort investiert worden.

 Das Michael-Popp-Institut, ein neues Institut für pflanzliche Wirkstoffforschung im Westen der Stadt Innsbruck, hat seine Tätigkeit aufgenommen. Die hier vorgesehene Grundlagenforschung soll schließlich neue Therapiemethoden für Volkskrankheiten schaffen. Mögliche Behandlungsansätze mit Medikamenten auf Pflanzenbasis erhoffen sich die Initianten etwa für Atemwegserkrankungen, Diabetes, Krebs oder Leukämie.

Die Forscherinnen und Forscher wollen sich die Frage stellen „wie Naturstoffe wirken“ und insgesamt „interdisziplinär“ arbeiten, da man die vielen offenen Fragen und Aufgaben allein „gar nicht stemmen“ könne. Sie vernetzen dazu die wissenschaftliche Forschung mit industriellen Partnern.

Zahlreiche Heilpflanzen sind noch unentdeckt

Von den weltweit 400.000 Pflanzenarten seien gegenwärtig nur fünf bis zehn wissenschaftlich erforscht, das Potenzial sei riesig, betonte Günther Bonn. Der Chemiker arbeitet an der Universität Innsbruck und ist Initiator des „Phytovalley“ Tirol. Für Harnwegserkrankungen sei das pflanzliche Arzneiprodukt etwa gleichwertig mit dem derzeit erhältlichen Antibiotikum, sagt Bonn. Er hält das für vielversprechend für die Zukunft.

Aufgrund der Pflanzenvielfalt sehen die Initianten eine Nische in Tirol. Von der Forschung bis hin zur Entwicklung von Produkten könne in der Zukunft die vollständige Wertschöpfungskette in der Region abgedeckt werden.

Mehr Forschungsstellen in Tirol

Das Michael-Popp-Institut ist als Kooperation der Universität Innsbruck mit dem Oberpfälzer Unternehmen Bionorica entstanden, das 3,5 Millionen Euro in das Projekt investierte. Bionorica ist einer der weltweit führenden Hersteller pflanzlicher Arzneimittel, forscht seit 2005 mit einer Tochterfirma in Innsbruck und hat inzwischen 40 Millionen Euro in den Standort investiert.

Das Land Tirol hat weitere eineinhalb Millionen zugeschossen. Mit diesen Investitionen soll ein zweiter Lehrstuhl am Institut finanziert werden – nämlich für „pflanzliche Biotechnologie“. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden sich dadurch von gegenwärtig zehn auf 20 verdoppeln.

Quelle:

https://tirol.orf.at/stories/3031978/

Kommentar & Ergänzung:

Erfreulich, wie hier in die Grundlagenforschung für pflanzliche Arzneimittel (Phytopharmaka) investiert wird. Die Angabe, dass bisher nur fünf bis zehn von 400 000 Pflanzenarten wissenschaftlich untersucht wurden, ist aber sehr fragwürdig. Das macht den Eindruck, als ob die Grundlagenforschung mit diesem Institut in Innsbruck erst richtig beginnt. Das ist falsch. Grundlagenforschung zu Naturstoffen gibt es schon lange. Entscheidend für die Phytotherapie sind zudem die Resultate klinischer Studien mit Patienten.

Genauso wichtig ist es, dass Hersteller von Phytopharmaka wie hier Bionorica in die Forschung investieren.

Interessant wäre zu wissen, von welchem Heilpflanzen-Präparat Günther Bonn spricht, wenn er bei Harnwegserkrankungen Gleichheit der Wirksamkeit zu einem Antibiotikum spricht.

Bärentrauben-Extrakt – zum Beispiel Cystinol?

Meerrettichwurzel / Kapuzinerkresse – Angocin?

Oder vom Bionorica-Produkt Canephron?

Siehe auch:

Phytotherapie & Forschung

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