Das Portal «Apotheke Adhoc» schreibt über Forschung an Hopfen im Hinblick auf eine mögliche Wirksamkeit gegen Alzheimer.
Der Titel des Beitrags lautet:
«WENIGER VERKLUMPUNGEN IM GEHIRN
Mit Hopfen gegen Alzheimer?»
Nun ist es ja sehr interessant, wenn Hopfen als mögliches Alzheimer-Heilmittel untersucht wird. Der Beitrag bietet aber nicht, was er im Titel verspricht. Trotzdem kann man daran etwas lernen, auch wenn es nur ist, wie man schlechten Wissenschaftsjournalismus erkennen kann.
Schauen wir uns das einmal an. Das sind die Hauptaussagen:
«Forscher:innen der American Chemical Society [haben] einen neuen Ansatz für die Prävention herausgestellt: Regelmäßiger Hopfen-Konsum könnte zum Schutz [vor Alzheimer] beitragen – allerdings nicht in Form von Bier.»«Polyphenole aus Hopfen hemmen Plaque-Bildung»
«Die American Chemical Society hat…den Hopfen als mögliche Option identifiziert: Eine bestimmte Verbindung aus der Pflanze könnte die Entstehung der typischen Beta-Amyloid-Plaques hemmen. Diese werden mit der Entstehung von Alzheimer in Verbindung gebracht.
Frühere Studien konnten bereits erste Effekte von Hopfen auf die Prävention von Alzheimer liefern – genaue Hintergründe waren jedoch nicht bekannt. Das Team aus den USA stellte verschiedene Hopfenextrakte aus gängigen Sorten her und untersuchte sie genauer: Die Analysen zeigten, dass bestimmte Polyphenole über antioxidative Eigenschaften verfügen, welche verhindern, dass die Verklumpungen im Gehirn entstehen. Als effektivste Hopfensorte stellte sich der sogenannte „Tettnanger Hopfen“ heraus.»
«Allerdings warnen die Forscher:innen davor, aus den Studienergebnissen zu schlussfolgern, dass regelmäßiger Bier-Konsum präventiv gegen Alzheimer helfen könnte. Denn in der Untersuchung wurden lediglich isolierte Extrakte untersucht. Möglicherweise könnten die Ergebnisse aber die Grundlage für weitere Forschungen oder die Entwicklung von Nahrungsergänzungsmitteln sein.»
Was für Fragen stellen sich hier?
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Wo wurde diese Forschung publiziert? In welcher Fachzeitschrift?
Offenbar gar nicht. Jedenfalls fehlt eine Quellenangabe. Ich vermute, dass diese Forschungsarbeit an einem Kongress der American Chemical Society präsentiert wurde. Damit fehlt aber die Begutachtung durch Expertinnen und Experten (Peer-Review-Verfahren), wie es vor der Publikation in einer Fachzeitschrift üblich ist.
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Was wurde wie untersucht?
Dazu sind die Angaben im Text äusserst spärlich. Chemikerinnen und Chemiker arbeiten für gewöhnlich im Labor. Es handelt sich also mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um Experimente an isoliertem Gewebe im Labor. Uber eine Wirkung im lebenden menschlichen Gehirn sagt das sehr, sehr wenig aus. Von daher ist der Titel:
«WENIGER VERKLUMPUNGEN IM GEHIRN
Mit Hopfen gegen Alzheimer?»
…auf jeden Fall überrissen.
Inhaltsstoffe mit antioxidativer Wirkung sind im Hopfen zudem seit längerem schon bekannt, zum Beispiel das Flavonoid Xantohumol:
«Zwar ist Xantohumol ein starkes Antioxidans. In Laborversuchen zeigt es sich als wirksam gegen die Entstehung von Krebszellen. Zudem kann es die Nervenzellen des Gehirns schützen, was möglicherweise den Krankheitsverlauf bei Alzheimer und Parkinson verlangsamen könnte. Aber: Das sind interessante Laborergebnisse, die noch sehr wenig über eine mögliche Wirksamkeit beim Menschen aussagen.»
Quelle:
Erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang aber noch, dass es sehr schwierig wäre, eine präventive Wirksamkeit von Hopfen an lebenden Menschen nachzuweisen (sehr lange Studiendauer, hohe benötigte Zahl der Probanden). Für eine Pflanze wie Hopfen, die sich nicht patentieren lässt, wird das dafür nötige Geld nicht aufzutreiben sein.
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Wer hat hier über Hopfen geforscht?
Der Text enthält nicht einmal einen Namen des leitenden Wissenschaftlers oder der leitenden Wissenschaftlerin. Das wäre nötig, wollte man in einer Datenbank nach entsprechenden Publikationen suchen.
Fazit:
Interessantes Thema, viel heisse Luft.
Quelle:
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/pharmazie/mit-hopfen-gegen-alzheimer/