Eine Ernährung, die viel Flavonoide enthält, reduziert laut einer Studie das Risiko für eine ganze Reihe chronischer Krankheiten, etwa für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes. Flavonoide sind unter anderem enthalten in Äpfeln, Birnen, Weintrauben, Kirschen, Beeren, Grüntee und Schwarztee.
Zu den Flavonoiden zählen etwa 8.000 Stoffe aus der Gruppe der Polyphenole. Sie werden seit längerem als gesundheitlicher Schutzfaktor betrachtet, zum Beispiel als Antioxidantien.
Eine Studie deutet nun erneut auf einen hohen gesundheitlichen Nutzen der Flavonoide für die menschliche Gesundheit. Die Autoren schreiben:
„Eine gewohnheitsmäßig höhere Aufnahme von Flavonoiden aus der Ernährung wurde mit einem geringeren Risiko für die Gesamtsterblichkeit und schwere chronische Erkrankungen in Verbindung gebracht. Dennoch sollte noch der Beitrag der Vielfalt der Flavonoidaufnahme zu den gesundheitlichen Ergebnissen untersucht werden.“
Publiziert wurde die Studie im Fachmagazin „Nature Food“.
Für die Auswertung wurden die Daten von 124.805 Personen verwendet, deren Informationen im britischen Biobank-Register enthalten sind. Das Hauptresultat:
Teilnehmer, welche die grösste Vielfalt an Flavonoiden aus der Ernährung, aus Flavonoid-reichen Lebensmitteln und/oder aus spezifischen Flavonoid-Subklassen konsumierten, hatten ein um sechs bis 20 Prozent statistisch signifikant tieferes Risiko für die Gesamtsterblichkeit und die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Krebs, Lungenerkrankungen und neurodegenerativen Krankheiten.
Die Vielfalt der Flavonoide ist entscheidend
Offenbar kommt es jedoch weniger darauf an, eine bestimmte Substanz aus der Gruppe deran Flavonoide mit der Ernährung aufzunehmen, sondern auf die Vielfalt dieser Stoffe. Die Resultate der Auswertung legen jedenfalls nahe, dass der Konsum mehrerer verschiedener täglicher Portionen Flavonoid-reicher Lebensmittel oder Getränke, wie Tee, Beeren, Äpfel, Orangen oder Weintrauben, das Risiko reduzieren kann.
Studienautor Tilman Kühn von der MedUni Wien erklärte auf Nachfrage gegenüber ORF Wissen:
„Unsere Daten weisen darauf hin, dass sich schon bei zwei Portionen an flavonoidhaltigen Lebensmitteln ein Gesundheitsnutzen zeigt. Drei oder vier Portionen sind noch etwas besser, aber zwei sind für viele Menschen gut machbar.“
Bei losen Lebensmitteln wie Beeren seien das etwa 40g pro Portion, das heisst eine gute Handvoll, bei Äpfeln einer und bei Schwarztee oder Grüntee eine kleine Tasse mit etwa 190 ml.
Das Neue an der Studie sei, dass sie zeige, dass die Abwechslung flavonoidreicher Lebensmittel über die Menge hinaus sinnvoll ist, betont Kühn.
Quelle:
https://science.orf.at/stories/3230800/
Kommentar:
► Dass Flavonoide ein gesunder Bestandteil einer vielfältigen Ernährung sind, ist wohl weitgehend anerkannt. Diese Art von Studien, bei denen Bevölkerungsgruppen verglichen werden – hier also «Viel-Flavonoid-Esser» mit «Wenig-Flavonoid-Esser» – kann allerdings nie eindeutig belegen, dass die Flavonoide für den gesundheitlichen Nutzen ursächlich verantwortlich sind. Es ist nicht auszuschliessen, dass andere – unerkannte – Faktoren mitspielen. Zum Beispiel könnte es sein, dass Menschen, die viel Flavonoide konsumieren, auch sonst in vielerlei Hinsicht gesünder leben.
► Flavonoide sind in der Regel gut verträglich. Sie werden rasch wieder ausgeschieden. Deshalb ist es sinnvoll, mehrere Portionen über den Tag verteilt einzunehmen.
► Flavonoide sind auch in der Phytotherapie wichtige Wirkstoffe, zum Beispiel im Buchweizenkraut, im Ginkgoblatt, im Weissdorn, in den Mariendistelsamen.