Ein weiterer Versuch, den vorbeugenden Nutzen einer Nahrungsergänzung mit antioxidativ wirksamen Vitaminen zu belegen, ist nun gescheitert: US-Ärzten gelang es weder mit Vitamin E noch mit Vitamin C in einer neuen Langzeitstudie, Herz-Kreislauf-Ereignissen erfolgreich vorzubeugen.
An der Physicians Health Study II nahmen über 14 690 US-Ärzte im Alter über 50 Jahren teil. Sie erklärten sich bereit, am eigenen Leib die Wirkungen einer Langzeitprophylaxe mit Vitamin E und Vitamin C zu testen. Über die bekannten antioxidativen Effekte dieser Vitamine auf reaktive Sauerstoffmoleküle im Körper sollten Herz und Gefäße langfristig vor Schäden geschützt werden.
Diese Hoffnungen wurden einmal mehr nicht erfüllt: Während acht Jahren schluckten die teilnehmenden Mediziner ihre Pillen, die entweder Vitamin E (400 IE alle zwei Tage) oder Vitamin C (500 mg/Tag) oder Placebo enthielten. Im Laufe dieser Zeit trat bei insgesamt 1245 Studienteilnehmern ein Herz-Kreislauf-Ereignis auf. Die vorbeugende Einnahme von Vitaminpillen bewirkte dabei keinen Unterschied: Die Ereignisrate war mit Vitaminen praktisch identisch wie die Ereignisrate in der Placebo-Gruppe. Das berichtete jetzt Studienleiter Dr. Howard D. Sesso aus Boston beim AHA-Kongress in New Orleans.
Wenn es schon keinen Nutzen zeigt, so schadet es wenigstens nicht, könnte man da sagen. Aber leider stimmt das nicht ganz: Denn die Vorbeugung mit Vitamin E war mit einer signifikanten Zunahme von hämorrhagischen Schlaganfällen verbunden.
(Quelle: www.aerztezeitung.de, Originalpublikation siehe JAMA)
Kommentar: US-Studie findet keinen Schutzeffekt von Vitamin C und E für’s Herz
Wieder einmal ein Hinweis darauf, dass von Nahrungsergänzungsmitteln wohl hauptsächlich die Hersteller und Verkäufer profitieren. Aus Sicht der Phytotherapie / Pflanzenheilkunde sind Heilpflanzen-Präparate mit Weissdorn-Extrakt gut belegt mit ihrer positiven Wirkung auf das Herz. Mehrere Studien bestätigen ihren Nutzen bei leichten Formen von Herzschwäche und leichten Formen von Angina pectoris.
Allerdings wäre ich mit Empfehlungen für den vorbeugenden Einsatz von Weissdorn-Präparaten zurückhaltend. Älter werden ist noch kein Behandlungsgrund.
Sonst könnte man eine ganze Batterie von Heilpflanzen als Begleiter während dem Älterwerden propagieren: Ginkgo für‘s Hirn, Sabal für die Prostata……Das wäre dann eine Medikalisierung des Älterwerdens. Für die vorbeugende Gesunderhaltung des Herzens sollten meines Erachtens nicht Medikamente im Vordergrund stehen, auch nicht Naturheilmittel. Es geht vielmehr um einen herzfreundlichen Lebensstil. Dass Bewegung das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkt, ist durch zahlreiche Studien bewiesen.
Idealerweise baut man die Bewegung in den Tagesablauf ein. Ausserdem sollte die gewählte Bewegung:
– Freude bereiten,
– regelmässig durchgeführt werden und
– an das Lebensalter angepasst sein.
Schon 30 Minuten zügige Bewegung pro Tag wirken sich günstig auf das Herz aus.
Es braucht nicht immer ein Medikament, ein Naturheilmittel, eine Heilpflanze, und auch nicht ein Nahrungsergänzungsmittel.
Weitere Informationen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel im Buch „Pillen, Pulver, Powerstoffe“ von Pollmer / Warmuth, das Sie im Buchshop anschauen und bestellen können.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Klinik, Palliative Care
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