Eine Studie an der Universität Lund (Schweden) zeigt Schäden am Gedächtniszentrum bei Ratten. Nach einem Jahr regelmässiger Bestrahlung wurden Nervenschäden in den für das Gedächtnis zuständigen Hirnbereichen festgestellt. Zudem schnitten die Tiere in Gedächtnistests schlechter ab.
Die Wirkung von Mobilfunkstrahlung auf den Menschen ist seit Jahren umstritten. Sowohl für die Ungefährlichkeit der elektromagnetischen Wellen als auch für ihre Gefährlichkeit gibt es Aussagen von entsprechenden Studien.
Die Forscher der Universität Lund testeten die Wirkung der Handystrahlung auf das Gedächtnis. Ein Jahr lang setzen sie Ratten jede Woche zwei Stunden elektromagnetischer Strahlung in den von Handys genutzten Frequenzen aus.
Gedächtnistest
Für einen Gedächtnistest platzierten sie dann die Tiere in einer Box, in welcher vier Objekte verteilt waren. Die Objekte waren dabei in jedem Durchgang ein wenig anders angeordnet und beim zweiten Durchgang wurden zwei der Objekte gegen andere ausgewechselt. In dritten Durchgang folgte der eigentliche Test: Weil Ratten sich normalerweise länger mit unbekannten oder weniger bekannten Objekten beschäftigen, verglichen die Wissenschaftler die Reaktionen der Ratten, die zuvor elektromagnetischer Strahlung ausgesetzt waren, mit unbestrahlten Kontrollratten.
Das Resultat: Die Kontrollratten wendeten mehr Zeit dafür auf, die Objekte aus dem ersten Durchgang zu beschnuppern, denn der Kontakt mit diesen war länger her und dadurch wurden sie interessanter. Die bestrahlten Ratten dagegen behandelten beide Objektsorten als fremd und unterschieden nicht zwischen den im ersten und zweiten Durchgang gesehenen Objekten. Nach Meinung der Forscher ist dies ein Hinweis auf eine gestörte Merkfähigkeit der bestrahlten Ratten.
Diese nicht gerade beruhigenden Ergebnisse gewinnen an Brisanz, wenn man sie mit früheren Resultaten des Wissenschaftlerteams kombiniert: Die Forscher hatten darin gezeigt, dass die Strahlung die Blut-Hirn-Schranke durchlässiger macht. Diese sorgt normalerweise dafür, dass Stoffe aus dem Blut nicht in das Gehirn übertreten. Bei bestrahlten Ratten war aber das Albumin, ein Protein, welches als Transportmolekül im Blut fungiert, in das Gehirngewebe eingedrungen.
Die Wissenschaftler entdecken gleichzeitig auch Nervenschäden in der Hirnrinde und im Hippocampus, dem Gedächtniszentrum des Gehirns. Das Albuminleck konnte bereits unmittelbar nach der Bestrahlung nachgewiesen werden. Die Zellschäden traten dagegen erst nach vier bis acht Wochen auf. Darüber hinaus stellten die Forscher auch Veränderungen der Genaktivität fest, und das nicht nur bei einzelnen Genen sondern auch bei ganzen Gruppen funktionell verbundener Genabschnitte.
Quelle: http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-9219-2008-12-08.html
Originalquelle: The Swedish Research Council, 08.12.2008 – NPO
Kommentar: Handystrahlung schädigt Gedächtnis bei Ratten
Zwar kann man Ergebnisse von Ratten nicht unbesehen auf den Menschen übertragen. Die Erkenntnisse aus Lund sind aber meines Erachtens brisant genug, um erhöhte Vorsicht beim Gebrauch von Handys unbedingt nahezulegen. Dies gilt in viel stärkerem Mass noch für den zum Teil exzessiven Handygebrauch bei Kindern und Jugendlichen.
Untersuchungen an Labortieren werden oft auch eingesetzt, um bei Medikamenten die Sicherheit bezüglich Toxizität zu überprüfen. Dabei wird solchen Studien häufig vorgeworfen – manchmal zu Recht und manchmal zu Unrecht – dass unrealistisch hohe Dosierungen verwendet wurden, die sich gar nicht auf den Menschen übertragen lassen.
Zu mindestens was die Zeitdauer betrifft, kann dem Gedächtnisexperiment der Universität Lund dieser Vorwurf nicht gemacht werden. Zwei Stunden Handygebrauch pro Woche ist ein Mass, das viele Nutzerinnen und Nutzer locker erreichen oder gar überschreiten.
Mobiltelefon ausschalten, wann immer möglich, scheint mir jedenfalls kein schlechter Grundsatz. Naturheilkunde sollte sich nicht nur auf die einzelnen Individuen konzentrieren, sondern auch wach sein für gesundheitlich relevante gesellschaftliche Entwicklungen.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Klinik, Palliative Care
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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