Seit einigen Wochen tauchen in den Medien verstärkt Berichte auf über eine Kräutermischung namens „Spice“. Das bisher nur wenig bekannte Produkt ist so innerhalb weniger Monate zur „Modedroge“ geworden. Spice – zu Deutsch – „Gewürz“ wurde zunächst vor allem von Insidern aus der Kifferszene konsumiert, also jungen Erwachsenen mit regelmäßigem und intensivem Cannabiskonsum. Für diese Gruppe ist Spice attraktiv, weil es ähnlich wie Haschisch oder Marihuana zu wirken scheint, aber bei Urinkontrollen nicht nachgewiesen werden kann. Unklar blieb bisher, auf welchen Inhaltsstoff der Mischung die Rauschwirkung zurückzuführen ist.
Die als Bestandteil von “Spice” verwendeten Kräuter nämlich weisen keine entsprechenden Wirkstoffe auf. In Deutschland haben bereits verschiedene Institutionen und Behörden Analysen in Auftrag gegeben, doch konnte die Wirkung noch nicht geklärt werden. Das Drogenreferat der Stadt Frankfurt hat deshalb einige Proben von “Spice” durch das Frankfurter Pharmaunternehmen THC-Pharm analysieren lassen. Diese Firma verfügt als Hersteller von Cannabis-ähnlichen Wirkstoffen zu medizinischen Therapiezwecken über grosse Erfahrung mit solchen Substanzen.
Stadträtin Dr. Rottmann sagte, dass die Frage nach der Zusammensetzung von “Spice” wichtig sei, um gesundheitliche Folgen des Konsums abschätzen zu können
THC-Pharm ist es nun erstmals gelungen, einen relevanten Wirkstoff in “Spice” nachzuweisen und so das Geheimnis der Modedroge zu knacken. Demnach werden die berauschenden Effekte keineswegs von den natürlichen Kräutern selbst hervorgerufen. Vielmehr wurde in den analysierten Proben von „Spice Gold“, „Arctic Synergie“ und „Yukatan Fire“ die Substanz JWH-018 in unterschiedlicher und stark schwankender Konzentration gefunden. JWH-018 ist ein auf chemischem Wege hergestelltes Cannabinoid, das ähnlich dem in der Cannabispflanze enthaltenen Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) über die Cannabinoid-Rezeptoren im Gehirn wirkt.
JWH-018 besitzt einen ähnlichen Effekt wie THC, ist jedoch deutlich potenter. Der Wirkstoff kann durch Rauchen aufgenommen werden. Im Grunde genommen handelt es sich bei Spice also um eine Kräutermischung mit einem chemischen Zusatz, der ähnliche Wirkungen wie Cannabis erzeugt. Oder anders gesagt: Eine geschickt mit Kräutern getarnte psychoaktive Chemikalie. Nur sie bewirkt die von „Kiffern“ geschätzten Rauschzustände. Über mögliche gesundheitsschädigende Nebenwirkungen und Langzeitfolgen von JWH-018 ist bisher so gut wie nichts bekannt. THC-Pharm hält den Konsum von “Spice” für einen unkontrollierten und riskanten Feldversuch.
Quelle: www.frankfurt.de/sixcms/detail.php
Kommentar: Künstliche Rauschsubstanz in „Spice“-Kräutermischung entdeckt
Es zeigt sich auch hier wieder, dass man nicht jeder Propaganda trauen kann, die ein natürliches Produkt verspricht. Im Bereich der Naturheilmittel gibt es immer wieder ähnlich gelagerte Fälle. So werden in Heilpflanzen-Präparaten aus Asien nicht selten synthetische Stoffe gefunden. Auch bei Grapefruitkern-Extrakten, die vor einigen Jahren sehr populär waren, wurde damals in vielen Proben ein Desinfektionsmittel als Zusatz entdeckt, das in einem Naturprodukt nichts zu suchen hat. Darum gilt das bewährte Motto: Augen auf, beim Naturheilmittel-Kauf. Und von “Spice” lässt wohl besser die Finger, wer nicht als Versuchskaninchen herhalten will.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Klinik, Palliative Care
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch