Die “Starke grüne Salbe” ist ein Veterinärprodukt, welches bei Nutz- und Heimtieren eingesetzt wird. Nach den Angaben im Tierarzneimittelkompendium ist das Präparat für folgende Anwendungsbereiche zugelassen: Gelenk- und Muskelleiden, Arthritis, Hämatome, Abszesse, Neuritis.
In ländlichen Regionen wird die “Starke grüne Salbe” auch in der Selbstmedikation als Rheumamittel für Menschen eingesetzt. Das Produkt ist aber ausschliesslich zur Anwendung in der Tiermedizin zugelassen.
Starke grüne Salbe – Ursprünglich für die Tiermedizin
Die Salbe enthält als wirksame Bestandteile Kampfer, Methylsalicylat, und Pappelsalbe, sowie als Farbstoffe E110 und E131. Die Anwendung auf menschlicher Haut birgt vor allem bei grossflächiger und häufiger Applikation folgende Gefahren:
Die Aufnehme von Kampfer durch die Haut führt zu messbaren Plasmakonzentrationen und kann bei Überdosierung zu Magen-Darm-Beschwerden, Verwirrung, Halluzinationen oder Krämpfen führen.
Der Hilfs- und Farbstoff E110 (Gelborange S) zählt zu den Azofarbstoffen und kann allergische Reaktionen bewirken.
Methylsalicylat wird schnell über die intakte Haut aufgenommen und durch Esterasen zu Salicylsäure umgewandelt. Bei wiederholtem Gebrauch des Wirkstoffs steigert sich die Aufnahmekapazität der Haut. Es besteht ein Potential für Wechelwirkungen mit Vitamin-K-Antagonisten, was zu einer verstärkten Antikoagulation führen kann. Salicylat reduziert die renale Sekretion von Methotrexat und verstärkt dadurch dessen Toxizität.
Quelle:
Schweizerisches Medizin-Forum, 9/2009/p188
www.pharmavista.net
Kommentar:
Die “Starke grüne Salbe” ist vor allem in ländlichen Gebieten tatsächlich ein verbreitetes “Hausmittel” für allerlei Gebresten der Menschen. Eine Salbe unter diesem Namen ist nicht nur in Apotheken und Drogerien zu kaufen, sondern auch in vielen anderen Läden und auf Märkten.
Schon möglich, dass damit manchmal auch zu sorglos umgegangen wird. Kampfer und Methylsalicylat werden jedenfalls wirklich sehr leicht durch die Haut aufgenommen, so dass die regelmässige grossflächige Anwendung nicht unproblematisch sein könnte.
Kampfer stammt übrigens ursprünglich vom Kampferbaum (Cinnamomum camphora), der Aus Taiwan, Japan und Südchina stammt. Für Arzneimittel wird er heute auch synthetisch hergestellt.
Kampfer ist auch Bestandteil von Produkten, die als Naturheilmittel unter der Bezeichnung “Tigerbalsam” verkauft werden.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Klinik, Palliative Care
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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