Regelmäßige Vollbäder mit einem in schwacher Dosis zugesetzten Bleichmittel haben in einer randomisierten Pilotstudie bei Kindern mit atopischer Dermatitis (Neurodermitis) die Ekzeme gelindert (veröffentlicht in Pediatrics 2009; 123; e808-e814).??Die Haut von Patienten mit atopischer Dermatitis ist oft mit Staphylococcus aureus besiedelt, welche die Ekzeme verschlimmern können. Bei Anzeichen einer solchen bakteriellen Superinfektion (Pusteln, Krusten und Nässen) plädieren viele Dermatologen für eine vorübergehende antibiotische Behandlung, was nicht unproblematisch ist, weil dadurch die Kolonisierung mit resistenten Keimen gefördert wird.

Es hat in der Vergangenheit nicht an Ideen gefehlt, die Besiedlung der Haut ohne Antibiotika durch den Einsatz von Antiseptika zu vermindern. Dies war langfristig nicht erfolgreich, weil die Patienten die Behandlung kosmetisch nicht akzeptierten (Gentianaviolett) oder Hautirritationen (Chlorhexidin) auftraten. ??Amy Pall vom Children’s Memorial Hospital in Chicago und Mitarbeiter haben jetzt möglicherweise eine Alternative gefunden, die von den Neurodermitis-Patienten akzeptiert wird und gleichzeitig wirksam ist: Natriumhypochlorit. Es handelt sich um ein in vielen Haushaltsreinigern enthaltenes Bleichmittel, das zum Beispiel auch zum Desinfizieren in Schwimmbädern verwendet wird.?? Weil es gegen Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA) wirksam ist, kommt es zunehmend auch in Kliniken als Desinfektionsmittel zur Anwendung. Die Einwirkung von Natriumhypochlorit auf die Haut ist unbedenklich, sofern die Dosis nicht zu hoch ist.

Die Dermatologen untersuchten in der Studie, ob Vollbäder mit einem Zusatz von Natriumhypochlorit die Resultate einer antibakteriellen Behandlung von superinfizierten Ekzemen verbessern können. Bei den 31 Neurodermitis-Patienten mit mittelschweren bis schweren Ekzemen (Befall: 33 Prozent der Körperoberfläche) war eine orale Antibiotikabehandlung mit Cephalexin über zwei Wochen vorgesehen.??

Nasensalbe

Um ein potenzielles Reservoire für resistente Bakterien in den Nasenflügeln zu bekämpfen, bekamen die Patienten eine antibiotische Nasensalbe verordnet, die an fünf aufeinander folgenden Tagen pro Monat angewendet wurde.

Zusätzlich zu dieser Nasensalbe erhielten die Patienten den Auftrag, in den nächsten drei Monaten zweimal pro Woche ein Vollbad zu nehmen, dem sie einen halben Becher 6-prozentiges Natriumhypochlorit zusetzen sollten. Die Patienten der Vergleichsgruppe badeten ohne Bleichmittel.??Die Bäder wurden gut von den Patienten akzeptiert, berichtet Pall. Die niedrige Konzentration des Bleichmittels sei erstaunlich geruchlos und keiner der Patienten habe sich nach dem Bad über einen penetranten Badeanstaltgeruch beschwert.

Schon bei der ersten Zwischenuntersuchung nach einem Monat stellte die Hautärztin eine deutliche Verbesserung sowohl im Schweregrad (Eczema Area and Severity Index) als auch in der Ausdehnung der Ekzeme fest. ??Auffälligerweise waren Kopf und Hals, also jene Körperregionen, die nicht mit dem Bleichmittel in Kontakt kamen, von der Verbesserung ausgenommen. Die Dermatologen raten den Kindern nun, den Kopf beim Vollbad bei geschlossenen Augen kurz unterzutauchen. Wegen der außerordentlich günstigen Wirkungen haben die Wissenschaftler die Studie nach 22 Patienten vorzeitig abgebrochen.

Eine endgültige Beurteilung dieser Behandlungsmethode dürfte dennoch die Durchführung einer weiteren multizentrischen Studie erfordern, auch um langfristige Erfahrungen bezüglich der Sicherheit und Verträglichkeit des Bleichmittels zu gewinnen.

Neurodermitis braucht wirksame Behandlung

Die Neurodermitis (Atopische Dermatitis) ist eine der verbreitetsten, genetisch und allergisch bedingten Hautkrankheiten. Allein in Deutschland leiden etwa 4 Millionen Menschen daran. Bis zu 10% der Kinder und jungen Erwachsenen sind von dieser Erkrankung betroffen. Dabei hat sich die Häufigkeit wie bei anderen Allergien auch in den Industrienationen in den letzten zehn Jahren verdreifacht. Neurodermitis gehört – gemeinsam mit allergischem Asthma und allergischem Schnupfen – zum so genannten atopischen Formenkreis, wobei die allergischen Reaktionen entweder die Haut, die Bronchialschleimhaut oder die Bindehäute und Nasenschleimhäute betreffen können. Erkrankungen aus dem atopischen Formenkreises neigen dazu sich auszuweiten, beziehungsweise von einer Form in eine andere überzugehen, wenn sie unbehandelt bleiben.

Quellen:
www.aerzteblatt.de
www.lungenaerzte-im-netz.de

Kommentar: Neurodermitis

Wenn diese Behandlung wirklich funktionieren sollte, dann handelt es sich um eine sehr einfache und billige Methode. Allerdings handelt es sich bei der Arbeit aus Chicago wirklich um eine sehr kleine Studie, die noch in einem grösseren Rahmen bestätigt werden müsste.

Natriumhypochlorit ist in der Drogerie als “Javelwasser” im Handel. Die Konzentration und die Dosierung müssten allerdings stimmen, weil konzentriertes Javelwasser für die Haut wirklich ungemütlich ist (diesbezüglich habe ich als ehemaliger Drogist einschlägige Erfahrungen vor allem aus der Lehrzeit…).
Gut, Natriumhypochlorit hat definitiv nichts mit Phytotherapie und mit Heilpflanzen zu tun – und es tönt ja schon ziemlich chemisch-technisch. Aber wenn‘s helfen sollte, warum nicht?

Hilfreiche Heilpflanzen gibt es bei Neurodermitis aber auch. Im Vordergrund stehen Nachtkerzenöl und Borretschsamenöl zum Einnehmen und allenfalls auch für die Anwendung auf der Haut.
Für die äusserliche Anwendung untersucht sind vor allem Hamamelis und Ballonrebe (Cardiospermum halicacabum).

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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