Über günstige Wirkungen von Resveratrol, einer Substanz aus Weintrauben, wurde schon häufig berichtet. Wissenschaftler des Barshop Institute of Longevity and Aging Studies der Universität von Texas konnten jetzt zeigen, das Resveratrol die Expression von Adiponektin anregt.
Dieses Hormon habe eine Reihe positiver Effekte auf medizinische Komplikationen, die mit Adipositas (Fettsucht, Fettleibigkeit, starkes Übergewicht) verbunden sind, teilt die Universität mit.
Sowohl Adiponektin als auch Resveratrol spielten eine Rolle gegen Übergewicht und gegen Insulinresistenz, heisst es in der Mitteilung. Zudem hätten die beiden Substanzen auch Anti-Aging-Eigenschaften.
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/diabetes/article/635669/kommt-diabetes-arznei-weintrauben.html?sh=10&h=826480834
Kommentar & Ergänzung: Resveratrol aus Weintrauben als Diabestes-Heilmittel?
Resveratrol ist eine interessante Substanz, die intensiv erforscht wird. Allerdings tritt dabei ein Phänomen auf, das häufig im Bereich der Forschung anzutreffen ist. Je mehr man über Resveratrol weiss, desto mehr neue Fragen treten auf. Wozu Resveratrol wirklich nützlich ist, wird dabei nicht so einfach klarer.
Hier ein paar Infos zu Resveratrol aus Wikipedia:
Was ist Resveratrol, wann und wo wurde es entdeckt:
„Resveratrol ist ein Phytoalexin mit antioxidativen Eigenschaften, das zu den Polyphenolen zählt. 1963 wurde die Verbindung erstmals aus dem Japanischen Staudenknöterich (Polygonum cuspidatum) isoliert und identifiziert. 1976 gelang der Nachweis in Weinbeeren.“
Physikalische und chemische Eigenschaften von Resveratrol:
„Resveratrol ist ein in Alkohol und Ölen gut und in Wasser gering löslicher weißer Feststoff. Chemisch gesehen ist Resveratrol ein Stilbenoid, ein Derivat des Stilben. In Pflanzen wird es unter der katalytischen Einwirkung des Enzyms Stilbensynthase produziert.
Resveratrol kommt als trans- und cis-Isomer vor. Die trans-Form kann unter Einwirkung von UV-Strahlung in die cis-Form umgewandelt werden. trans-Resveratrol ist die stabilere Form der beiden Isomeren. In der Haut von Trauben beziehungsweise von Trester übersteht Resveratrol den Gärungsprozess und lange Lagerzeiten.“
Vorkommen von Resveratrol:
„Resveratrol findet sich in einer Anzahl von Pflanzen beziehungsweise pflanzlichen Lebensmitteln, vor allem in Weintrauben, Himbeeren, Maulbeeren, Pflaumen, Erdnüssen, und im Japanischen Staudenknöterich. Im Rahmen eines Screening-Programms des National Cancer Institute, bei dem mehrere tausend Pflanzen auf antikarzinogene Inhaltsstoffe untersucht wurden, hat man Resveratrol in 72 Pflanzenarten gefunden. Besonders vorherrschend ist es in der Haut von roten Weintrauben. In frischem weißen Traubensaft hat man bis zu 200 µg/l, in frischem roten bis zu 1100 µg/l der Substanz nachweisen können. In Rotwein ist die Konzentration wesentlich höher und liegt bei etwa 30 bis 50 mg/l. Weißwein und Rosé enthalten niedrigere Konzentrationen an Resveratrol.
In seiner Funktion als Phytoalexin schützt es Pflanzen in feuchten Perioden vor Parasiten und Pilzinfektionen. So wird es von den Rebstöcken hauptsächlich in den Blättern und Beerenschalen bei Befall durch falschen Mehltau oder Botrytis gebildet. Stress, wie beispielsweise ultraviolettes Licht, führt ebenfalls zu erhöhter Resveratrolbildung.
In der Natur existieren beide Isomere der Substanz – wobei die trans-Form weitaus häufiger vorkommt – sowie die abgeleiteten Glucoside, die auch als Piceide bezeichnet werden.“
Wirkung von Resveratrol:
In-vitro-Studien haben Hinweise auf eine mögliche Wirksamkeit gegen Krebszellen erbracht. Versuche am lebenden Organismus stehen jedoch noch aus. Andere Studien haben positive Effekte der Substanz bei Krankheiten wie Arteriosklerose, Herzkrankheiten, Alzheimer-Krankheit, Arthritis und manchen Autoimmunkrankheiten zeigen können.
– Resveratrol fördert, genauso wie eine kalorienarme Ernährung (Kalorienrestriktion), die Expression der Sirtuin-Gene wie Sir2. Dadurch wurde bei verschiedenen Versuchstieren eine lebensverlängernde Wirkung beobachtet.
– In einer Tierversuchsstudie bekamen Mäuse eine besonders fettreiche Diät. Die gleichzeitige Gabe von Resveratrol verringerte dabei deutlich die Gewichtszunahme. Unter besonders hohen Resveratrol-Dosen konnte eine Verdoppelung der Ausdauerleistung beobachtet werden.
– Resveratrol hilft bei der Abtötung von Krebszellen, indem es hemmend auf ein Protein einwirkt, welches für das Überleben von Krebszellen entscheidend ist. Dieses als NF-κB (Nukleärer Faktor kappa B) bezeichnete Schlüsselprotein findet sich in den Kernen aller Zellen. Dort ist es verantwortlich für die Aktivierung von Genen, die für das Überleben der Zellen verantwortlich sind.
Resveratrol
Resveratrol wirkt so auf NF-kB ein, dass dieses seine überlebensfördernde Wirkung nicht mehr entfalten kann. Dies wiederum leitet bei den betroffenen Krebszellen die Apoptose, d. h. Selbstzerstörung ein. Forscher hoffen, dass der Einsatz von NF-kB-Inhibitoren wie Resveratrol die Wirksamkeit bereits etablierter Therapieansätze gegen Krebs deutlich steigern kann. Allerdings könnte die Wasserunlöslichkeit von Resveratrol noch ein Problem darstellen: Möglicherweise kann es vom Körper nicht in ausreichender Menge resorbiert werden und so seine Wirkung gegen Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht ausreichend entfalten.
– Die Aktivierung von NF-kB spielt auch im Krankheitsverlauf der Multiplen Sklerose eine Rolle. NF-kB-Inhibitoren könnten deshalb auch hier in Zukunft eine therapeutische Option darstellen.
– Resveratrol hat eine neuroprotektive Wirkung beim Glaukom. Ein erhöhter Augeninnendruck erhöht den oxidativen Stress an der Netzhaut und Trabekelmaschenwerk. Dieser führt zu erhöhten Entzündungsmarkern wie Interleukin-1α, Interleukin-6, Interleukin-8 und zur schnelleren Zellalterung durch oxidative Spezies wie Lipofuscin in den Zellen des Trabekelmaschenwerkes und des Sehnerves. Resveratrol verringert die Expression dieser Stoffe und wirkt daher antioxidativ und antiapoptotisch im Trabekelmaschenwerk und in den Neuronen des Sehnerves.“
Quelle: Wikipedia
Zwei Schlussbemerkungen:
– Wie so oft gibt es zur Wirkung von Resveratrol viele interessante Laborergebnisse, die aber nicht so einfach auf den Menschen übertragen werden können, beispielsweise weil die Resobierbarkeit von Resveratrol aus dem Verdauungstrakt offenbar sehr eingeschränkt ist.
– Die Universität von Texas schreibt dem Resveratrol Anti-Aging-Eigenschaften zu. Anti-Aging ist meines Erachtens ein fragwürdiger Wischi-Waschi-Begriff. Es gibt Substanzen – auch aus Heilpflanzen – die bestimmte Strukturen oder Funktionen im menschlichen Organismus günstig beeinflussen. Zum Beispiel im Herz-Kreislauf-Bereich. Wenn darüber etwas konkret bekannt ist, dann lassen sich die Ansatzpunkte auch konkret benennen. Im Gegensatz dazu bringt der Begriff Anti-Aging keine konkrete Information. Das Älterwerden selbst lässt sich ja nicht real verhindern. Darum transportiert der Begriff Anti-Aging vor allem ein (unerfüllbares) Versprechen.
Siehe auch:
Resveratrol aus Rotwein als Entzündungshemmer
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch