Teebaumöl wird in Aromatherapie und Phytotherapie oft eingesetzt und ist immer wieder Thema in meinen Phytotherapie-Ausbildungen und Heilpflanzenkursen. Hier eine Zusammenfassung aus Wikipedia mit anschliessendem Kommentar:
Teebaumöl – was ist das?
„Teebaumöl ist eine flüssige, lipophile Substanz (siehe auch Ätherische Öle), die durch Wasserdampfdestillation aus den Blättern und Zweigen des in Australien heimischen Australischen Teebaums (Melaleuca alternifolia), dann Australisches Teebaumöl, oder aus mehreren anderen Teebaum-Arten aus verschiedenen Gattungen in der Familie der Myrtengewächse (Myrtaceae) gewonnen wird. Der Hauptwirkstoff des Öls ist Terpinen-4-ol; für offizinelle Nutzung sollte ein Teebaumöl mindestens 30 % dieses Hauptwirkstoffs enthalten.“
Teebaumöl und seine Geschichte
„Die australischen Ureinwohner verwendeten einen Teebaumölextrakt bei offenen Wunden, Hautinfektionen, Erkältungskrankheiten, Zahnfleischentzündungen und beim Läusebefall. Auch die europäischen Einwanderer benutzten Teebaumöl. Ebenso war es Bestandteil aller Erste-Hilfe-Ausrüstungen in den Tropen stationierter australischer Truppen während des Zweiten Weltkrieges. Jedoch geriet es nach dem Zweiten Weltkrieg, als Penicillin und sehr bald auch andere Antibiotika zur Verfügung standen, in Vergessenheit. Erst als man bemerkte, dass sich durch den häufigen Einsatz von Antibiotika Resistenzen bildeten, entdeckte man auf der Suche nach Alternativen Teebaumöl wieder.“
Wirkung:
„Neben der belegten antimikrobiellen Wirkung von Teebaumöl werden weitere Wirkungen behauptet, wie das Abfangen überschießender Immunreaktionen nach Insektenstichen. Teebaumöl angewendet in zu niedrigen Dosen kann die Widerstandsfähigkeit und Resistenzen von Bakterien gegenüber Antibiotika fördern. Teebaumöl ist nicht als Arzneimittel zugelassen und wird als Risikosubstanz für das Auftreten von Kontakt-Dermatitiden gewertet. Unverdünntes Teebaumöl ist daher als gesundheitsschädliche Substanz eingestuft.“
Zusammensetzung:
„Unterzieht man Teebaumöl einer gaschromatografischen Analyse, so erkennt man, dass Teebaumöl ein Gemisch aus ca. 100 Substanzen ist. Hervorzuheben sind (+)-Terpinen-4-ol (etwa 40%), α-Terpinen (etwa 20 %), Terpinolen, Terpineol (jeweils 3 bis 4 %), Pinen, Myrcen, Phellandren, p-Cymen, Limonen, 1,8-Cineol. Teebaumöl hat eine sehr starke antimikrobielle Wirkung. Im Vergleich zum relativ giftigen Phenol ist das Teebaumöl 11 bis 13 Mal wirksamer und damit beispielsweise viel stärker bakterizid als Eukalyptusöl (Phenolkoeffizient etwa 3,5).“
Anwendung:
„Teebaumöl findet aufgrund seiner antiseptischen, bakteriziden und fungiziden Wirkung Verwendung in der Dermatologie (z. B. in der Therapie von Akne, Schuppen und Schuppenflechte, Pilzerkrankungen, Dellwarzen) sowie bei Muskelschmerzen, offenen Wunden, Rheuma, Raucherhusten und Krampfadern. Es ist im Europäischen Arzneibuch aufgeführt, jedoch gibt es aufgrund von fehlenden Fertigarzneien keine gesicherte Indikation.
Teebaumöl wird in vielen dermatologischen Präparaten verwendet: in Shampoos, Hand- und Körpercremes (besonders bei unreiner Haut, wie Akne), in Deodorants, Badezusätzen, Seifen, Zahnpasta, Mundwässern. Bei Pilz- und Bakterienbefall der Haut (z.B. bei Akne, Fußpilz) werden zumeist Zubereitungen mit 5 bis 10% Teebaumöl verwendet. Bei Anwendungen im Mundraum muss Teebaumöl sehr stark verdünnt werden. Die Konservierung von vielen kosmetischen Produkten ist mit Teebaumöl möglich.
Auch in der Tierpflege sind äußere Anwendungen von Teebaumöl bekannt, wobei wie beim Menschen Überdosierungen oder sehr häufige Behandlungen vermieden werden sollten. Will man Teebaumöl an Tieren anwenden, ist unbedingt der Tierarzt zu Rate zu ziehen. Durch den Gehalt an Terpenen und Phenolen ist das Teebaumöl genau wie andere ätherischen Öle zum Beispiel für Haustiere toxisch. Die Anwendung endet nicht selten tödlich für das Tier. Typische Symptome der ‚Teebaumöl-Vergiftungen’ sind Zittern, Taumeln, Unruhe und allgemeine Schwäche.“
Risiken:
„Als kritisch wird das Risiko der Entwicklung von Kontaktallergien angesehen. Auslöser sind dabei unterschiedliche Anteile des Öls (d-Limonen und α-Terpinen) und deren Oxidationsprodukte Ascaridol und 1,2,4-Trihydroxymenthan. Je älter das Öl ist, desto größer wird das Risiko. Bereits nach vier Tagen beginnt der Oxidationsprozess des Öls. Teebaumöl sollte lichtgeschützt bei Temperaturen unter 25°C aufbewahrt werden. Die Allergenmenge steigt an und besonders auf vorerkrankter Haut kann es zu Kontaktekzemen kommen. Bis zu drei Prozent der getesteten Personen waren 2003 auf Teebaumöl sensibilisiert. Kontaktekzeme entwickeln sich sehr häufig, wenn Teebaumöl unverdünnt und über einen längeren Zeitraum (etwa 3 Jahre) auf die Haut aufgetragen wird.
Bei Jungen, die sich noch nicht in der Pubertät befinden, kann die Anwendung von Teebaum- und Lavendelöl zum Wachstum der Brustdrüsen (Gynäkomastie) führen. Dies wird auf eine östrogene und anti-androgene Aktivität des Teebaumöls zurückgeführt.“
Artverwandte ätherische Öle:
„Artverwandte Öle mit pilztötender Wirkung von verwandten Arten sind neben Teebaumöl mit absteigender Wirksamkeit:
Manukaöl, Kanukaöl, Eukalyptusöl, Cajeputöl“
(Quelle: Wikipedia)
Kommentar & Ergänzung:
– Teebaumöl ist einerseits von seiner Geschichte und seiner Wirkung her ein interessantes ätherisches Öl. Andererseits wird es sehr stark propagiert und dabei geht dann ein wenig unter, dass es in vielen Anwendungsbereichen auch andere ätherische Öle mit gleichwertiger oder gar besserer Wirkung gibt. Daher ist meine Empfehlung, sich nicht auf Teebaumöl zu versteifen und eine breitere Palette an ätherischen Ölen in Betracht zu ziehen.
– Teebaumöl kann sehr leicht oxidieren, das heisst, es verändert sich bei Kontakt mit Sauerstoff und auch unter Lichteinfluss. Dadurch steigt das Risiko von Hautreizungen und allergischen Reaktionen. Teebaumöl soll daher so gut wie möglich vor Licht und Sauerstoff geschützt aufbewahrt werden. Beginnt das Teebaumöl sich grünlich-bräunlich zu verfärben und nach Terpentin zu riechen, sollten Sie es rasch entsorgen.
– Teebaumöl wird für eine sehr grosse Zahl von Beschwerden und Erkrankungen propagiert. Das ist ein typisches Beispiel für „Indikationslyrik“. In solchen Fällen ist es wichtig, die Spreu vom Weizen zu trennen, also zu prüfen, welche Empfehlungen sinnvoll sind und welche nicht.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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