Seit kurzem existiert mit Lasea® ein Lavendelöl-Präparat zur Behandlung von Angststörungen und Unruhezuständen bei ängstlicher Verstimmung für die Selbstmedikation. Lasea wird auch in den Medien intensiv propagiert. Nun äußert das Arznei-Telegramm massive Kritik an der Zulassung dieses Lavendelöl-Präparates.
Mit der nicht klar von etablierten Angsterkrankungen abgrenzbaren Indikation werde einer Medikalisierung von Befindlichkeitsstörungen begünstigt, die bislang nicht als behandlungsbedürftige Erkrankungen gelten, schreibt das Arznei-Telegramm. Die Evidenz der Wirksamkeit von Lasea® basiere auf methodisch zweifelhaften Studien. Unklar sei ausserdem, welche Patienten mit Angststörungen sinnvollerweise mit Lasea® statt mit Standardverfahren wie Psychotherapie und Antidepressiva therapiert werden sollten. Für spezielle Verunsicherung sorgt der Hinweis auf In-vitro-Studien, nach denen genotoxische und hormonelle Wirkungen unter Lavendelöl in Erwägung zu ziehen sind.
Der Hersteller, die Firma Spitzner Arzneimittel (Unternehmensgruppe Dr. Willmar Schwabe in Karlsruhe), widerspricht in einem Schreiben an alle Apotheken dieser Kritik und verweist auf vier Guideline-konforme kontrollierte Studien, mit denen die Wirksamkeit von Lasea® nachgewiesen worden sei. Bezüglich einer potenziellen Genotoxizität und Hormonwirkung führt Spitzner zwei interne Forschungsberichte der Präklinischen Forschung Dr. Willmar Schwabe zu In-vivo-Untersuchungen an, nach denen das in den Lasea®-Kapseln enthaltene Lavendelöl weder genotoxische noch potenziell östrogene Wirkung gezeigt habe. Spitzner stellt fest, dass die Zulassung für Lasea® durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) auf der Grundlage eines umfangreichen präklinischen und klinischen Zulassungsdossiers erteilt worden ist. Dies bestätige, erklärt Spitzner, dass Lasea® ein wirksames, gut verträgliches und toxikologisch unbedenkliches pflanzliches Arzneimittel ist.
Quelle
http://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/pharmazie/news/2011/03/11/lavendeloel-praeparat-lasea-in-der-kritik.html
Arznei-Telegramm 2011, 42 (Nr.3) S. 31 – 32 und blitz-at vom 9. März 2011
Spitzner-Schreiben an alle deutschen Apotheken vom 8. März 2011
Kommentar & Ergänzung: Arznei-Telegramm kritisiert Lavendelöl-Präparat Lasea
Das Arznei-Telegramm ist eine unabhängige, sehr pharmakritische Fachpublikation. Es erstaunt daher nicht, dass auch der Kommentar zu einem Heilpflanzen-Präparat wie Lasea kritisch ausfällt.
Die Auseinandersetzung um die Qualität der Studien kann ich nicht fundiert beurteilen. Nachvollziehen kann ich allerdings den Einwand bezüglich einer Medikalisierung von Befindlichkeitsstörungen. Dieses Problem betrifft jedoch nicht nur das Lavendelöl-Präparat Lasea.
Es gibt eine starke Tendenz zur Medikalisierung von Befindlichkeitsstörungen. Auch im Bereich Komplementärmedizin ist das gut zu beobachten, zum Beispiel wenn bei jedem kleinen Vorkommnis Bach-Blüten in Form von „Notfalltropfen“ angewendet oder Schüssler-Salze im Dutzend konsumiert werden.
Zum Lavendelöl-Päparat Lasea siehe auch:
Lavendelöl reduziert Angst und bessert den Schlaf
Phytotherapie – Lavendelöl als Angstlöser
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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