Johanniskraut zeigt Wechselwirkungen (Interaktionen) mit verschiedenen Medikamenten. Dafür soll vor allem ein Leberenzym verantwortlich sein, CYP3A4, welches Fremdstoffe abbaut. Dieses Enzym wird durch Johanniskraut aktiviert, so dass auch gewisse Medikamente schneller abgebaut werden. Heikel daran ist, dass die Spiegel dieser Medikamente im Organismus zu rasch zu tief abfallen können.
Wie relevant diese Wechselwirkungen bei den verschiedenen Medikamenten jeweils ist, lässt sich nicht einfach einschätzen.
Im Pharmawiki wird das Thema Johanniskraut und Wechselwirkungen / Interaktionen übersichtlich zusammengefasst:
Johanniskraut sei ein „Induktor von CYP3A4 und P-Glykoprotein“. schreibt Pharmawiki. Und weiter:
„Vorsicht bei Substraten von CYP3A4 wie im Folgenden dargestellt:
Absolute Kontraindikationen:
Immunsuppressiva (z.B. Ciclosporin, Tacrolimus oder Sirolimus),
anti-retrovirale HIV-Arzneimittel aus der Gruppe der Non-Nucleosid Reverse-Transcriptase-Inhibitoren
(z.B. Nevirapin) und HIV-Proteasehemmer (z.B. Indinavir),
gewisse Zytostatika (z.B. Imatinib, Irinotecan),
orale Antikoagulantien vom Cumarintyp
Relative Kontraindikationen:
Digoxin
Hormonale Kontrazeptiva
Methadon
Statine, Midazolam, Steroidhormone
Gefahr eines Serotoninsyndroms: Antidepressiva und andere serotoninerge Substanzen (wie Buspiron, Amitriptylin, Nortriptylin, Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Paroxetin, Sertralin u.a.)“
Quelle:
http://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Johanniskraut
Kommentar & Ergänzung: Wechselwirkungen von Johanniskraut
Die Wechselwirkungen von Johanniskraut via CYP3A4 hängen offenbar mit dem Inhaltsstoff Hyperforin zusammen.
Johanniskraut-Extrakte haben unterschiedlichen Gehalt an Hyperforin. Denkbar ist daher, dass diese Interaktionen für verschiedene Johanniskraut-Extrakte mehr oder weniger relevant sind. Geklärt ist diese Frage allerdings noch zuwenig genau, so dass die Interaktionen für alle Johanniskraut-Extrakte zu beachten sind.
Bei der Anwendung von Johanniskrauttee über 14 Tage wurden keine Interaktionen festgestellt. Das schreibt Reinhard Länger:
„Zubereitungen, mit denen weniger als 1 mg Hyperforin pro Tag aufgenommen wird (zum Beispiel Johanniskrauttee), induzierten über 2 Wochen nicht die genannten Enzyme. Leider liegen bislang keine längeren Interaktionsstudien vor. Wenn die Einnahmedauer auf 2 Wochen beschränkt wird, sind daher keine Interaktionen zu erwarten. Bei längerer Einnahme sind alle genannten Gegenanzeigen und Warnhinweise zu beachten.“
Mehr dazu siehe:
Phytotherapie: Johanniskraut-Wechselwirkungen
Allerdings wird bei diesen tief dosierten Johanniskraut-Zubereitungen auch die antidepressive Wirkung sehr beschränkt bleiben.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
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