Unter dieser Schlagzeile publizierte die deutsche „Aerztezeitung“ einen Bericht über die Forschung mit einem Ginkgo-biloba-Extrakt.
Als „phytophiler“ Mensch freut mich natürlich, wenn über Ginkgo biloba geschrieben wird. Diese Freude ist allerdings nicht ganz voraussetzungslos, sondern abhängig von der Qualität des Geschriebenen. Basiert das Lob auf fragwürdigen Schlussfolgerungen, ist Freude nicht angesagt. Wer sich unreflektiert auch über fragwürdige Lobereien bezüglich Heilpflanzen freut, ist an Propaganda interessiert, nicht aber an Erkenntnis.
Schaut man sich den Ginkgo-Text in der „Aerztezeitung“ genauer an, wird die Schlagzeile höchst fragwürdig. Da wird nämlich grösstenteils über Veränderung im Gehirn bei Alzheimer-Demenz berichtet. Die Experimente, die dem Artikel zugrunde liegen, werden nur in einem kleinen Abschnitt erwähnt:
„In experimentellen Untersuchungen wirkte der standardisierte Ginkgo-biloba-Extrakt EGb 761® (Tebonin®) in vitro der Bildung von Aß-Oligomeren entgegen und schützte die Neuronen vor der toxischen Wirkung von Aβ. Dies ging mit einer Verbesserung der kognitiven Funktion einher. Aβ-Oligomere hemmen die Phosphorylierung und damit die Aktivierung des Transkriptionsfaktors CREB (cAMP Response Element Binding Protein) und die Zellproliferation im Hippocampus.“
Quelle:
https://www.aerztezeitung.de/medizin/article/658965/alzheimer-demenz-ginkgo-extrakt-repariert-schaeden.html
Kommentar & Ergänzung: Ginkgo-Extrakt
Aha. Es geht um Experimente „in vito“, also im Labor, wörtlicher „im Reagenzglas“. Da wurden isolierte Zellen oder isoliertes Gewebe mit Ginkgo-Extrakt behandelt und untersucht. Da Literaturangaben fehlen, lässt sich das nicht überprüfen.
Entscheidend ist aber auf jeden Fall:
„In vitro“-Ergebnisse mögen interessant sein. Aber es lässt sich daraus niemals ableiten, dass Ginkgo-Extrakt Schäden bei Alzheimer-Demenz repariert. Dazu wären Untersuchungen an Alzheimer-Patienten nötig, nicht solche im Reaganzglas.
Die Schlagzeile in der „Aerztezeitung“ ist daher total irreführend und täuschend. Ein unkritischer PR-Artikel, wahrscheinlich übernommen aus einer Pressemitteilung des Herstellers des untersuchten Ginkgo-biloba-Extraktes (von dessen Qualität ich überzeugt bin).
Es gibt sehr viel irreführende, sich wissenschaftlich gebende Propaganda in den Bereichen Phytotherapie, Naturheilkunde und Komplementärmedizin.
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Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
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