Bittergurken enthalten Stoffe, die bei Typ-2-Diabetes günstig wirken könnten. Dafür gibt es Hinweise aus Studien. Die Forschungen streben nun danach, eine Bittergurke mit einer maximalen antidiabetischen Wirkung zu kreieren.
Die Bittergurke (Momordica charantia L.) soll antidiabetisch wirken. Das haben gemeinsame Forschungsarbeiten des Internationalen Gemüseforschungszentrums AVRDC und der Universität Gießen gezeigt, teilt die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) mit.
Mit einer eigenen Webseite informiert das AVRDC über diese Forschungsergebnisse.
Bisherige Studien legten nahe, dass der Konsum von Bittergurken – als ganze Frucht, Saft oder Extrakt – für die glykämische Kontrolle bei Diabetes von Bedeutung sein könnte, erklärt das AVRDS.
Dabei ergebe sich der antidiabetische Effekt der Bittergurke aus dem Zusammenwirken mehrerer Inhaltsstoffe der Bittergurken-Frucht.
Ein bei Diabetes bedeutsamer Inhaltsstoff könnte dabei p-Insulin sein. p-Insulin mit hoher Homologie zu bovinem Insulin aber immunologisch nicht kreuzreaktiv, reduziert bei Injektion ebenfalls den Blutzucker (ÖAZ 2004; 3: 111).
Es brauche weitere Studien
Es brauche weitere Studien, lässt das AVRDS verlauten, um Empfehlungen zum Verzehr von Bittergurken bei Typ-2-Diabetes auf eine sichere Basis zu stellen.
Das AVRDC und die Universität Gießen werden die Forschung zur Bittergurke (Momordica charantia L.) intensiviert fortsetzen, schreibt das GIZ in einer Mitteilung. Es seien über 100 Bittergurkensorten bekannt.
Die Wissenschaftler am AVRDC und der Universität Gießen untersuchten, welche Sorten gegen Typ-2-Diabetes besonders wirksam sind. Ziel der Forschungen ist es, mit einer veränderten Bittergurke, die mehr antidiabetische Substanzen enthält als die gegenwärtig bekannten Sorten, ein Nahrungsmittel mit antidiabetischer Wirkung auch für Entwicklungsländer zur Verfügung zu haben.
Gegenwärtig gibt es weltweit etwa 285 Millionen Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, schreibt das AVRDS auf seiner Website; 80 Prozent dieser Diabetes-Kranken lebten in Staaten mit niedrigen oder mittlerem durchschnittlichem Einkommen.
Im Jahr 2030 wird es nach Schätzungen mehr als 370 Millionen Menschen geben, die an Typ-2-Diabetes leiden. Die meisten Diabetiker gibt es mit 31,7 Millionen (Zahl vom Jahr 2000) in Indien, schreibt das AVRDS. Im Jahr 2030 könnte diese Zahl auf 79,4 Millionen ansteigen.
Die Forschungsarbeiten werden unterstützt von der Beratungsgruppe für Entwicklungsorientierte Agrarforschung (BEAF) der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Quelle:
https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/diabetes/article/664690/helfen-bittergurken-diabetes.html?sh=4&h=354933868
https://www3.apoverlag.at/dynasite.cfm?q=bittergurke+2004+Prinz+&dsmid=103928&entqr=0&output=xml_no_dtd&sort=date%3AD%3AL%3Ad1&ud=1&client=apooaz&oe=UTF-8&ie=UTF-8&filter=0&proxystylesheet=apooaz&site=OAZ&proxyreload=1
Kommentar & Ergänzung: Heilpflanzen gegen Diabetes
In der Geschichte der Pflanzenheilkunde wurden unzählige Heilpflanzen gegen Diabetes eingesetzt, aber keine hat bisher wirklich überzeugt. Darum sind die Forschungen betreffend der Bittergurke interessant, auch wenn noch sehr viele Fragen offen sind.
Und was ist genau die Bittergurke?
„Die Bittermelone (Momordica charantia, auch Bittergurke, Balsambirne oder Bittere Spring-Gurke; In Japan und vor allem Okinawa als Goya bekannt, in Indien als Karela) ist eine tropische Pflanzenart aus der Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae). Die Gemüsefrüchte der Bittermelone sind ein seit Jahrhunderten in vielen Ländern und besonders im asiatischen Raum beliebtes Lebens- und Heilmittel. Die Anbaugebiete sind Afrika, Asien, Südamerika und die Karibik.“
(Quelle: Wikipedia)
Dass noch sehr viele Fragen offen sind, zeigt der Artikel zur Pharmakologie der Bittergurke in Wikipedia:
„Im Jahr 2004 veröffentlichte die Österreichische Apothekerzeitung einen Artikel, der zu dem Schluss kam:
‚Momordica charantia wird im amerikanischen Raum, wie zahlreiche Patente beweisen, zur Zeit im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel und Supplemente propagiert. In der Forschung werden verschiedene Wirkstoffe u.a. in der HIV-Behandlung oder wegen ihrer antikanzerogenen Wirkung näher untersucht. Der Blutzucker senkenden Wirkung von M. charantia bei Typ II-Diabetikern stehen einerseits noch die schlechte klinische Datenlage und andererseits eine meist ungenügende Standardisierung und Deklaration allfälliger am Markt erhältlicher Produkte gegenüber. In Österreich und Deutschland existieren derzeit keine Arzneispezialitäten. Als Nicht-Arzneimittel sind in Österreich z. B. »charantea«, ein Tee aus getrockneten Samen und Früchten für Diabetiker, in Deutschland als Nahrungsergänzungsmittel (z. B. Glukokine) oder als Diätetisches Lebensmittel für Diabetiker erhältlich. Die additive Anwendung von M. charantia ist zusätzlich zu medikamentöser Therapie, Ernährungsmaßnahmen und einem sinnvollen Bewegungsprogramm bei Typ II-Diabetikern immer unter Aufsicht des behandelnden Arztes durchzuführen.‘
Positive Wirkungen der Bittermelone
Es gibt nach wie vor nur wenige klinische Studien, die positive Wirkungen der Bittermelone belegen. Folgende Wirkungen sind seit 2004 wissenschaftlich in Laborstudien und Tierversuchen gezeigt worden:
– sie wirkt anthelmintisch gegen Wurmbefall mit Caenorhabditis elegans und bei viralen Erkrankungen mit Sindbis und Herpes simplex Typ I;
– der Saft hat einen schützenden Effekt auf die Magenschleimhaut von Ratten;
– sie ist möglicherweise bei Ratten gegen Fettsucht wirksam durch Eingriff in den Fettstoffwechsel;
– durch antiandrogene Wirkung werden bei Ratten Spermien geschädigt;
– Linolensäuren aus den Samen erzeugten Zelltod in bestimmten Krebszellen;
– die Pflanze enthält antifungal wirksame Stoffe, auf die die Pilze Candida albicans, Trichophyton rubrum und Cryptococcus neoformans empfindlich sind.“
Schöne Ergebnisse aus Laborergebnissen und Tierversuchen lassen sich bekanntlich nicht einfach auf die Situation bei Patientinnen und Patienten übertragen. Gleichzeitig müsste aber doch geklärt sein, ob eine antiandrogene Wirkung bei Ratten für Menschen bei Langzeitkonsum unbedenklich ist.
Zu Nebenwirkungen der Bittergurke schreibt Wikipedia:
„Im Falle einer Überdosierung kann es zu Magen- und Bauchschmerzen oder zu Durchfall kommen. Auch leichte Blutvergiftungen können kurzfristig auftreten. Der Tee sollte so zubereitet werden, dass er schmeckt und nicht zu bitter ist. Vor allem bei Diabetes und Durchblutungsstörungen wird eine Menge von einem Liter täglich pro Kapsel oder Portion empfohlen. Schwangeren wird vom Gebrauch abgeraten, da einzelne Inhaltsstoffe fruchtschädigende Wirkung zeigten.“
…was ebenfalls Fragen bezüglich der Unbedenklichkeit bei Langzeitanwendung aufwirft.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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