„Die Kleine Zeitung“ veröffentlichte eine Zusammenstellung von Kräutern und ihren Wirkungen.
Zum Eibisch steht dort:
„Die Blüten, jungen Blätter und Wurzeln (im Herbst ausgegraben) des echten Eibisch werden frisch oder getrocknet verwendet. Als Tee helfen sie bei Husten, Magen-Darmbeschwerden, Blasen- und Harnwegsentzündungen. Hautverletzungen, Geschwüre und Furunkel behandelt man am besten mit einem Eibisch-Brei. Bei Bienen-Allergie sollten Sie Eibisch eher meiden. Diese werden vom Malvengewächs nämlich besonders stark angezogen.“
Quelle:
http://www.kleinezeitung.at/allgemein/bauenwohnen/garten/multimedia.do?action=showEntry_detail&project=26860&_vl_backlink=/magazin/wellness/2750944/arzneitees-dem-garten.story
Kommentar & Ergänzung: Eibisch
Die Eibischwurzel enthält Schleimstoffe. Die Anwendung von Eibischwurzeltee bei Husten ist daher plausibel, vor allem wenn es sich um einen trockenen Reizhusten handelt.
Die Empfehlung bei „Magen-Darmbeschwerden“ ist zu unspezifisch. Sinn machen dürfte Eibischwurzeltee bei Magenschleimhautentzündung und bei Sodbrennen, weil die Schleimstoffe eine schützende Wirkung auf die Magenschleimhaut entfalten. Im Darm wird sich diese Wirkung aber verlieren, da die Schleimstoffe aus dem Eibisch im Verdauungstrakt abgebaut werden.
Die Empfehlung bei Blasenentzündung und Harnwegsentzündung ist nicht nachvollziehbar. Die Schleimstoffe aus dem Eibisch werden als solche jedenfalls nicht in den Körper aufgenommen und andere Wirkstoffe, die bei Blasenentzündung sinnvoll wären, sind beim Eibisch nicht bekannt. Es handelt sich hier um eine Empfehlung, die nirgends in der Phytotherapie-Fachliteratur abgestützt ist und auch nicht in einer ESCOP-Monografie.
Zum Thema „Monografien“ als Element der Qualitätssicherung in der Phytotherapie siehe:
Phytotherapie: Kommission E – was bedeutet das?
Dieser Text in der „Kleinen Zeitung“ ist ein gutes Beispiel dafür, dass in Zeitungen und im Internet zum Thema Naturheilmittel neben nützlichen Informationen auch jede Menge Blödsinn geschrieben wird, weil kaum eine Qualitätskontrolle stattfindet.
Wer Heilpflanzen-Präparate und andere Naturheilmittel verantwortungsbewusst anwenden will, holt sich daher am besten selber ein fundiertes Wissen, zum Beispiel im Heilpflanzen-Seminar oder in der Phytotherapie-Ausbildung.
Ob die Anwendung von Eibisch-Brei bei „Hautverletzungen“ Sinn macht ist ungeklärt. Eibisch ist hier sicher nicht erste Wahl und „Hautverletzungen“ als Angabe zuwenig differenziert. Ebenso müsste die Indikation „Geschwüre“ zuerst genauer geklärt werden.
Die Empfehlung von Eibisch-Brei zur Behandlung von Furunkeln basiert wohl auf der Vorstellung, dass die Schleimstoffe eine erweichende Wirkung haben.
Üblicher sind in diesem Bereich traditionellerweise allerdings heisse Leinsamen-Breiumschläge oder lokale Bäder mit Chäslichrut (Malvenblätter) oder mit Sanikelkraut.
Eine wichtige Information für die Anwendung von Eibischwurzel fehlt im Text der „Kleinen Zeitung“: Eibischwurzel sollte nur mit kaltem Wasser angesetzt werden. Heisses Wasser kann zur Verkleisterung der Stärke führen, was die Freisetzung von Schleimstoffen aus Eibischwurzel vermindert.
Botanisch gehört der Eibisch zur Familie der Malvengewäche (Malvaceae).
Wo kommt Eibisch vor:
„Der echte Eibisch kommt wild in den Steppenzonen Südrusslands und Kasachstan östlich bis zum Altai vor. Im Westen reicht die Verbreitung in Südeuropa vom Balkan über Italien bis zur Iberischen Halbinsel. Nach Mitteleuropa wurde die Pflanze durch den Menschen gebracht (Archäophyt), beständige verwilderte Vorkommen sind hier auf küstennahe Gebiete und Binnensalzstellen beschränkt. Vorübergehend taucht die Pflanze an Ruderalstellen, in Gartenanlagen oder auch auf Schuttplätzen auf. Bevorzugt werden sonnige warme Standorte mit nährstoffreichen, gut wasserversorgten Lehm- oder Tonböden.“
(Quelle: Wikipedia)
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
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