Wer Schicht arbeitet und auch nachts Dienst tut, hat offenbar ein besonders hohes Risiko, an Diabetes zu erkranken. Zwei US-Studien mit Krankenschwestern zeigten, dass auch die Zahl der Dienstjahre eine Rolle spielt.
Nach drei bis neun Jahren Wechselschicht hatten Krankenschwestern – verglichen mit nur tagsüber arbeitenden Schwestern – ein um 20 Prozent höheres Risiko für Typ-2-Diabetes, wie Wissenschaftler um Dr. An Pan von der Harvard School of Public Health berichten (PLoS Medicine 2011; 8(12): e1001141).
Nach zehn bis 19 Jahren erhöhte sich das Risiko um 40 Prozent und nach mehr als 20 Jahren sogar um 58 Prozent.
Die Wissenschaftler hatten Daten zweier prospektiver Kohortenstudien ausgewertet, der Nurses Health Studien (NHS) I und II. Die Krankenschwestern – in der Schweiz sagt man heute Pflegefachfrauen – hatten mindestens dreimal pro Monat im wechselnden Turnus Nachtdienst geschoben.
Risikosteigerung betrifft nicht nur ältere Frauen
Der Zusammenhang zwischen Nachtschicht und Typ-2-Diabetes ließ sich dabei nur zum Teil auf den Body-Mass-Index (BMI) zurückführen: Rechnete man den BMI heraus, verminderte sich der Risikoanstieg zwar auf sechs Prozent nach drei bis neun Jahren, zehn Prozent nach zehn bis 19 Jahren und 24 Prozent nach 20 und mehr Jahren, die Steigerung blieb immer noch statistisch signifikant.
Die 69.269 am NHS I teilnehmenden Frauen waren zu Studienbeginn 42 bis 67 Jahre alt. 6.165 von ihnen erkrankten innerhalb von 20 Jahren an Typ-2-Diabetes.
Die 107.915 Teilnehmerinnen von NHS II waren 25 bis 42 Jahre alt, von diesen Pflegepersonen erkrankten 3.961 binnen 18 Jahren. Die Risikoerhöhung zeigte sich also nicht nur bei älteren Frauen.
Die Wechselschichten machten die Frauen tatsächlich dicker, das ergab eine separate Subanalyse, für die nur die Daten der 25- bis 42-jährigen Krankenschwestern herangezogen wurden. Dabei erhöhte sich das Risiko, Pfunde zuzulegen, in Abhängigkeit von den in Nachtschicht gearbeiteten Jahren.
Diabetesrisiko durch mehrere Faktoren erhöht
Ob die Frauen Sport trieben, Kontrazeptiva einnahmen oder Übergewicht in der Familienanamnese aufwiesen, war dabei nicht relevant.
Mehrere Faktoren begünstigen offenbar das erhöhte Diabetesrisiko bei Nachtarbeit, vermuten die Wissenschaftler. So führen wechselnde zirkadiane Rhythmen zur Abnahme des Leptinspiegels, lassen Blutzucker, Insulin und Blutdruck steigen und führen oft zu Schlafstörungen.
Pflegende mit Nachtschichten rauchten zudem über die Jahre mehr als Schwestern ohne Nachtschichten. Pflegende mit Nachtschichten mussten zudem zwangsläufig ihre Mahlzeiten den Schichten anpassen.
Ständiges Verschieben von Essenszeiten hatte man schon in anderen Untersuchungen mit einem Anstieg von postprandialen Glukosewerten, Insulinspiegel und BMI in Zusammenhang gebracht.
Quellen:
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/diabetes/article/683717/nachtschichten-foerdern-diabetes.html?sh=19&h=1618356173
http://www.plosmedicine.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pmed.1001141
Kommentar & Ergänzung:
Diese Studie ist ein Hinweis darauf, wie wichtig der Lebens- und Arbeitskontext für die Gesundheit ist. Man kann Gesundheit und Krankheit nicht immer nur am individuellen Verhalten festmachen. Wir sind immer auch eingebettet in Strukturen, die Einfluss nehmen auf unsere Gesundheit. Und diese Strukturen lassen sich vom Einzelnen nur beschränkt beeinflussen. Also müssen wir als Gesellschaft für gesundheitsfördernde Strukturen sorgen. Weil es Menschen braucht, die Nachtschicht arbeiten, muss die Gesellschaft dafür sorgen, dass diese Arbeit so gesundheitsfreundlich wie mögliche getan werden kann. Beispielsweise, indem ausreichend Erholungsphasen ermöglicht werden.
Phytotherapeutisch könnten bei Nachtschicht-Arbeit möglicherweise Adaptogene sinnvoll sein. Die wichtigsten Adaptogene in der Phytotherapie sind Ginsengwurzel, Taigawurzel, Rosenwurz.
Siehe dazu:
Taigawurzel, Ginseng, Rosenwurz & Co. – Was sind Adaptogene?
Phytotherapie: Eleutherococcus senticosus – Taigawurzel
Rosenwurz (Rhodiola rosea) gegen Stress und Müdigkeit
Adaptogene helfen dem Organismus bei der Bewältigung belastender Situationen.
Allerdings sollten solche Heilpflanzen-Präparate nicht als Alibi-Übung dienen und anstelle einer Verbesserung der Verhältnisse konsumiert werden.
Falls Sie an sorgfältigem Wissen über Wirkung und Anwendung von Heilpflanzen interessiert sind, finden Sie dazu meine Kurse und Lehrgänge oben über den Menüpunkt „Kurse“.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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