Unter dem Begriff Krill werden zahlreiche kleine Krebstiere zusammengefasst, welche hauptsächlich in den kalten Gewässern der Antarktis leben. Das in Nahrungsergänzungsmitteln vermarktete Neptune Krill-Öl® (NKO®) wird durch ein patentiertes Extraktionsverfahren der Firma Neptune (Quebec, Kanada) aus der Krill-Art Euphausia superba gewonnen.
Der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren ist etwas tiefer als im Fischöl. Der überwiegende Teil dieser Omega-3-Fettsäuren liegt allerdings in Form von Phospholipiden vor, was die Bioverfügbarkeit zu verbessern scheint. Krill-Öl unterscheidet sich vom Fischöl auch im Gehalt an Astaxanthin, einem Carotinoid-Antioxidans mit vermutlich entzündungshemmenden Eigenschaften.
Laut Pharmavista-Newsletter wurden für folgende Anwendungsbereiche Studien mit NKO® durchgeführt:
„_Prämenstruelles Syndrom und Dysmenorrhoe: 70 Frauen im gebärfähigen Alter konsumierten entweder 2g NKO® oder Fischöl (mit 18% EPA und 12% DHA) während des ersten Monats der Studie, danach während des zweiten und dritten Monats täglich 2g für 8 Tage vor der Menstruation und 2 Tage während der Menstruation. Die Resultate weisen auf eine bessere Wirksamkeit des Krill-Öls hin.
_Chronische Entzündung: In einer klinischen Studie wurden 90 Probanden mit kardiovaskulären Erkrankungen, rheumatoider Arthritis und Arthrose sowie Anzeichen einer chronischen Entzündung (erhöhte Konzentrationen des C-reaktiven Proteins (CRP)) 300 mg NKO®/Tag oder 300 mg Placebo verabreicht. Nach 30 Tagen war die Konzentration des CRP in der Krill-Öl Gruppe um ca 30% gesunken, in der Placebo Gruppe hingegen gestiegen.
_Hypercholesterinämie: In einer 3monatigen Studie konnte eine Abnahme des Cholesterinspiegels nach Einnahme von 1 bis 3g Krill-Öl/Tag gezeigt werden.“
Zu möglichen Nebenwirkungen des Krillöls schreibt der Pharmavista-Newsletter:
„Als mögliche Nebenwirkungen können Erbrechen und Durchfall auftreten. Vorsicht ist geboten bei antikoagulierten Patienten, da Omega-3-Fettsäuren die Blutungszeit verlängern können. Krill-Öl sollte nicht von Personen mit Allergien gegen Meeresfrüchte eingenommen werden.“
Der Pharmavista-Newsletter zieht den Schluss, dass diese ersten Studien zwar vielversprechende Resultate zeigen, dass diese aber noch durch weitere Studien bestätigt werden müssen.
Quelle:
https://www.pharmavista.net/content/default.aspx?https://www.pharmavista.net/content/NewsMaker.aspx?ID=4575&NMID=4575&LANGID=2
Kommentar & Ergänzung:
Krillöl wird in der Schweiz in Form von Kapseln gehandelt (z.B. Novakrill®, Alpinamed® Krill Oil). Diese Produkte sind als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen und nicht als registrierte Arzneimittel. Deshalb dürfen auf den Packungen keine Heilwirkungen und Indiktionen aufgeführt werden.
Krillöl ist wesentlich teurer als Fischöl und daher stellt sich die Frage, ob es auch entsprechend wirksamer ist.
Ein kritischer Punkt ist die Frage nach der Unabhängigkeit der oben erwähnten Studien.
Auf enutrio.de wurde 2007 ein interessanter Beitrag zum Thema Krillöl publiziert, der diesen Punkt unter die Lupe nimmt. Bei der erwähnten Studie zum Prämenstruellen Syndrom (PMS) beispielsweise fungiert als Studienleiterin Dr. Tina Sampalis. Sie ist Vizepräsidentin für Forschung und Entwicklung der Neptune Technologies, einer Firma, die Krillöl-Produkte produziert. Das bedeutet noch nicht, dass die Ergebnisse einer solchen Studie wertlos sind, aber es rechtfertigt einen besonders kritischen Blick. Siehe auch: https://www.enutrio.de/krill-oel/
Einen zusammenfassenden Kommentar zur Studienlage gibt esowatch:
„Es gibt derzeit nur sehr wenige Studien zur Wirksamkeit von Krillöl gegen entzündliche Vorgänge. Zu diesen Studien kann zusammenfassen ausgesagt werden:
Krillöl wird besser resorbiert als Fischöl, allerdings nur bei Patienten mit Fettresorptionsstörungen. Bei der Behandlung des Prämenstruellen Syndroms (PMS) scheint Krillöl gute Wirkung zu zeigen, es kann ebenso effektiv die Blutfette bei vorbelasteten Patienten positiv beeinflussen und schneidet diesbezüglich im Vergleich zu Fischölkapseln besser ab. Krillöl ist im Vergleich zu Fischöl zwar ein wirkungsvolleres Antioxidans, als Anti Aging-Mittel schneiden aber Trockenpflaumen, Rosinen und eine Vielzahl weiterer, sehr preiswerter Lebensmittel sehr viel besser ab.
Die Wirkung von Krillöl als Entzündungshemmer mit dem möglichen Einsatzgebiet Arthritis ist wissenschaftlich nicht belegt. Allerdings haben Krillöl (und Fischöl) aufgrund ihres Omega-3 Gehalts bestimmt Einfluss auf Entzündungsvorgänge. Eine vergleichende und unabhängige Studie existiert allerdings bis jetzt nicht.
Die bisherigen Studienergebnisse zeigen, dass eine Supplementation von Krillöl hauptsächlich bei Personen mit Fettresorptionsstörungen zu empfehlen ist, auch bei Patienten mit gestörten Blutfetten oder Frauen mit PMS ist es einen Versuch wert. All diese Personen sind jedoch bereits krank. Für den krankheitspräventiven Einsatz bei gesunden Menschen, etwa gegen Krebs oder Alterserscheinungen, ist die Supplementation von Krillöl wenig sinnvoll, vor allem in Anbetracht des Preis-Leistungsverhältnisses. 100 Kapseln á 500 mg Neptune Krillöl kosten derzeit ca. 90€ zzgl. Versandkosten.“
Quelle: Esowatch
Für Omega-3-Fettsäuren gibt es viele günstigere Quellen.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch