Ein bis drei Tassen Kaffee täglich reduzieren das Schlaganfallrisiko. Auf diese präventive Wirkung moderaten Kaffeekonsums weist die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) anlässlich einer aktuellen von italienischen Wissenschaftlern publizierten Meta-Analyse hin. Den Resultaten dieser Studie zufolge ist Kaffeekonsum nicht mit einem höheren Risiko für einen Schlaganfall verbunden.
Italienische Wissenschaftler um Lanfranco D’Elia von der Universität Neapel haben auf dem europäischen Hypertonie-Kongress Ende April in London die Resultate einer Meta-Analyse zum Thema Kaffeekonsum und Risiken für kardiovaskuläre Erkrankungen präsentiert. Darin hatten sie die Daten von sieben großen Studien mit total mehr als 442 000 Menschen ausgewertet. Im untersuchten Zeitraum von 2 bis 24 Jahren erlitten 6962 Studienteilnehmer einen Schlaganfall. Die Fragestellung der Meta-Analyse war, welchen Einfluss der Konsum von Kaffee bei gesunden Menschen auf das Schlaganfallrisiko hat. Studienteilnehmer, die pro Tag ein bis drei Tassen Kaffee konsumierten, erlitten seltener einen Schlaganfall als andere. Der Kaffee hatte ihr Schlaganfallrisiko reduziert. Professor Dr. med. Martin Grond, Chefarzt für Neurologie am Kreisklinikum Siegen und DSG-Vorstandsmitglied erklärt: „Möglicherweise sind antioxidative und antientzündliche Eigenschaften im Spiel. Auch könnte Kaffee die Endothelfunktion – also die Dehnbarkeit der Arterien – verbessern und die Insulinsensitivität erhöhen.“ Die Vorgänge seien jedoch bei Weitem noch nicht verstanden. Bei Studienteilnehmern, die viel Kaffee konsumierten, also mehr als sechs Tassen täglich, konnte die protektive Wirkung nicht festgestellt werden. Es trat jedoch auch kein gegenteiliger Effekt auf.
Schützende Eigenschaften von Kaffee interessieren die Wissenschaft deshalb gegenwärtig vermehrt: Schwedische Wissenschaftler kamen 2011 nach einer Studie mit 34 670 Frauen ebenfalls zu dem Resultat, dass Kaffeekonsum statistisch gesehen das Risiko eines Schlaganfalls reduziert. Geringer Kaffeekonsum oder gänzlicher Verzicht geht bei Frauen mit einem höheren Schlaganfallrisiko einher.
Neurologe Grond von der DSG fasst zusammen: „Eine der wichtigsten Botschaften der neuen Studie lautet, dass Kaffee trinken auf keinen Fall das Schlaganfallrisiko erhöht, und ein regelmäßiger und moderater Konsum sogar mit einem reduzierten Risiko assoziiert ist.“ Der Experte betont allerdings, dass diese Beobachtungen nur für gesunde Menschen gelten. Ob auch Herzkranke von moderatem Kaffeegenuss profitieren, muss erst noch untersucht werden.
Quelle:
Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft
https://www.journalmed.de/newsview.php?id=37655
Literaturhinweise:
D’Elia L, Cairella G, Garbagnati F, et al.: Moderate coffee consumption is associated with lower risk of stroke: meta-analysis of prospective studies. J Hypertension 2012; 30 (e-Supplement A):e107
Susanna C. Larsson et al.: Coffee Consumption and Risk of Stroke in Women, Stroke. 2011; 42:908–912
Kommentar & Ergänzung:
Auch hier gilt festzuhalten: Diese Art von Studien gibt nur mehr oder weniger starke Hinweise auf mögliche Zusammenhänge. Sie beweist aber nicht einen kausalen Zusammenhang. Dass es tatsächlich der Kaffee ist, welcher das Schlaganfallrisiko senkt, lässt sich so nicht zweifelsfrei belegen. Es könnte auch unbekannte, mit dem Kaffegenuss zusammen auftretende Faktoren geben, welche für den Schutzeffekt verantwortlich sind.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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