Fischöl-Kapseln sollen vorbeugen gegen Herzinfarkt oder Schlaganfall, sollen Blutfett abbauen und Gefäßverkalkungen verhindern. Verantwortlich für diese Wirkungen sollen Omega-3-Fettsäuren sein, die in fettigem Fisch wie Lachs, Sardelle oder Makrele vorkommen. Wissenschaftler aus den USA bestreiten die Wirksamkeit aufgrund ihrer Metaanalyse.. Im Fachmagazin „Journal of the American Medical Association“ schreiben sie, dass die Fischöl-Kapseln nicht wirksam sind.
Die Forscher um Evangelos Rizos haben nach eigenen Angaben 20 verschiedene Studien ausgewertet, an den total etwa 70.000 Patienten beteiligt waren. Ihr Resultat: Ob die Probanden Fischöl-Kapseln nahmen oder nicht, machte keinen Unterschied. Weder Herzinfarkt, noch Schlaganfälle oder Todesfälle seien seltener geworden unter der Fischöl-Medikation.
Fischöl-Präparate sind beliebt und in vielen Apotheken, Drogerien und Reformhäusern erhältlich. Millionen vor Menschen schlucken weltweit Fischöl-Kapseln. Studien zur Wirksamkeit widersprechen sich oft. Mal wird den Kapseln eine Wirkung bescheinigt, mal nicht.
Um in solchen strittigen Fragen Klarheit zu gewinnen, ist eine Metaanalyse hilfreich, wie sie nun Evangelos Rizos & Mitarbeiter vorgelegt haben. Für eine Metaanalyse werden die Rohdaten aus den besten Studien untersucht, zusammengefasst und ausgewertet.
Quelle:
http://wissen.dradio.de/nachrichten.59.de.html?drn:news_id=135643
http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1357266
Kommentar & Ergänzung:
Sehr vielen, was uns als gesund angepriesen wird, ist ganz offensichtlich nur Fake.
Erfreulich, dass man sich offenbar auch die nicht gerade billigen und geschmacklich eher unangenehmen Fischöl-Präparate sparen kann.
Es stellt sich nun die Frage, ob dieses Ergebnis einen Einfluss hat auf die Empfehlung, zweimal wöchentlich Fisch zu essen.
Die „Süddeutsche“ schreibt dazu:
„ Ernährungsexperten und Kardiologen sind sich dennoch einig, dass zweimal in der Woche Fisch statt Fleisch gesund für Herz und Gefäße ist. Womöglich verhält es sich mit den neuen Daten zu Fischöl ähnlich wie mit jenen Erkenntnissen, die über Vitamine bekannt sind: Während Vitamine in allem, was natürlich gewachsen ist – sei es Obst, Gemüse, Getreide oder Fleisch – gesund sind, schaden Vitaminpräparate mehr als dass sie nutzen. Ein Apfel enthält tausend Substanzen, ein Multivitaminpulver hingegen nur ein gutes Dutzend. Gesund sind offenbar nicht die Einzelsubstanzen im Pulver, sondern die natürlich abgestimmten Wechselwirkungen der Stoffe. Auch die gesundheitsfördernde Eigenschaft von Fisch lässt sich offenbar nicht einfach isolieren und in Kapseln pressen.“
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/fischoel-zur-infarkt-vorbeugung-fruchtloser-tran-1.1465467
Die Aussage in diesem Zitat kommt übrigens einem phytotherapeutischen Verständnis sehr nahe: Besser wirksam als ein isolierter Einzelstoff ist das Zusammenwirken verschiedener Inhaltsstoffe.
Wobei aber auch diese Aussage nicht absolut genommen werden sollte. Zudem ist Fischöl auch nicht einfach nur eine isolierte Einzelsubstanz….
Und so sind wieder einmal viele Fragen offen. Hat Fisch nun wirklich vorbeugende Wirkungen auf Herz und Kreislauf – Fischöl-Präparate aber nicht?
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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