Wissenschaftler der Universität Dresden haben den Mechanismus entdeckt, wie das Pflanzenschutzmittel Rotenon Symptome der Krankheit Parkinson auslöst und verstärkt, meldet das Universitätsklinikum Dresden. Eine zentrale Rolle spielten dabei Nervenverbindungen zwischen Darm und Gehirn. Die Resultate der Forschungsarbeiten wurden in der Zeitschrift «Nature Scientific Reports» publiziert.
Die Dresdener Wissenschaftler konnten zeigen, dass Rotenon zur Ausschüttung des Proteins Alpha-Synuclein durch die Nervenzellen im Darmtrakt führt. Alpha-Synuclein wird von Nervenzellen im Gehirn aufgenommen und im Zellkörper abgelagert, wo es die Zellen zerstört. Wurden die entscheidenden Nerven im Darmbereich von Mäusen jedoch durchtrennt, konnte das Protein die Neuronen des Mittelhirns nicht mehr erreichen und die parkinsonähnlichen Symptome wurden vermindert. Sollten sich diese Ergebnisse bei Parkinsonpatienten bestätigen, sei das ein bedeutender Schritt für neue Ansätze zur frühzeitigen Diagnose und Therapie, erklärte der Leiter der Studien, Francisco Pan-Montojo.
Etwa drei Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden an Parkinson. Insbesondere Menschen, die Pestiziden ausgesetzt sind und in der Landwirtschaft arbeiten, sind von der Krankheit betroffen. Sie zeigt sich in starren Muskeln, einem fast maskenhaften Gesichtsausdruck und zitternden Händen. Ausgelöst werden diese Veränderungen durch das Absterben von Dopamin produzierenden Nervenzellen im Mittelhirn.
Quelle:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=nachrichten&Nachricht_ID=44380&Nachricht_Title=Nachrichten_Insektizid+kann+Parkinson+ausl%F6sen&type=0
Kommentar & Ergänzung:
Was ist Rotenon?
Rotenon ist ein pflanzliches Insektizid und der bekannteste Vertreter der Rotenoide.
Rotenon wird aus der Wurzel von Barbasco (Deguelia utilis) oder der Tubawurzel (Derris elliptica) gewonnen, einem in Borneo heimischen Schmetterlingsblütler. Die Wirkung dieser Pflanzen (und damit des Giftes) war bereits seit dem 17. Jahrhundert bekannt. Rotenon ist nicht nur gegen Insekten und Spinnen wirksam, sondern auch sehr giftig für Fische (aber weniger giftig für Säugetiere und Bienen).
Fischer der Trobriand-Inseln machten sich diese Eigenschaft beim Fischfang zu nutze – mit dem Rotenon aus zerstampften Derriswurzeln wurden Fische betäubt und anschließend aufgespießt. Auch in Mexiko, Ecuador und Brasilien wird die Pflanze im Fischfang eingesetzt.
„Im Freien zersetzt sich Rotenon relativ schnell, ist aber dennoch gefährlich, da es auch über die Haut oder als Staub in die Lunge eindringt. Laut einigen Studien steht Rotenon in Verdacht, Parkinson-Krankheit auszulösen. Rotenon ist aktuell in Deutschland laut BBA nicht als Insektizid zugelassen (aber in der Schweiz, Spanien und in einigen anderen Ländern).“
(Quelle: Wikipedia)
Rotenon ist mir als pflanzliches Insektizid aus meiner Drogisten-Zeit bekannt. Es hatte wegen seiner guten Abbaubarkeit und seiner für Menschen verhältnismässig geringen Toxizität einen guten Ruf. Die starke Giftigkeit für Fische war allerdings auch damals ein Thema.
Dass Rotenon möglicherweise die Parkinson-Krankheit fördern könnte ist mir dagegen neu. Solche Meldungen sind interessant und ernst zu nehmen.
Allerdings erwecken die Meldungen über diese Studien zum Teil den Eindruck, dass mit dem Rotenon die Ursache der Parkinson-Krankheit entdeckt worden ist. Das ist aber allerhöchstwahrscheinlich eine grobe Vereinfachung. Die Ursache(n) von Parkinson sind weitgehend ungeklärt und dürften ziemlich komplex sein.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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