Tönt vielleicht ein bisschen hochgestochen, dieser Titel. Aber eigentlich ist etwas einfaches damit gemeint.
Auf Heilpflanzen-Exkursionen lernt man, woran man die Pflanzen erkennen kann und wofür sie gut sind. Das ist ziemlich direkt Nutzen orientiert und drückt sich aus in der auf Exkursionen relativ häufigen Frage: „Und wofür kann man diese Heilpflanze brauchen?“ – Dagegen ist auch nichts einzuwenden.
Allerdings scheint mir, dass diese Nutzenorientierung nicht der einzige Aspekt sein sollte, um den sich auf einer Heilpflanzen-Exkursion alles dreht.
Genauso wichtig finde ich, was Rolf Göppel so formuliert hat:
„Ich möchte also unter „ästhetischer Bildung“ hier etwas sehr Grundlegendes verstehen: Die Erziehung zur Wahrnehmungs-, Empfindungs- und Genussfähigkeit, die Pflege der Fähigkeit zu staunen, die Sensibilisierung der Aufmerksamkeit dafür, welche Umgebung „der eigenen Seele gut tut“, die Ausbildung eines liebevoll-achtsamen Verhältnisses zu den natürlichen Erscheinungen, die einem zum Beispiel den Duft einer Blume oder den Gesang eines Vogels wertvoll sein lassen, auch wenn diese ‚zu nichts nütze’ sind und die einem die Beobachtung der Fortbewegungsart einer Raupe oder des Baus eines Spinnennetzes zum spannenden Erlebnis werden lassen, auch wenn dabei herzlich wenig ‚action’ geschieht.“
Rolf Göppel, Umwelterziehung, in: Walter Sauer (Hrsg.); Verlassene Wege zur Natur, Die Graue Edition 1992
Dieses Zitat drückt ganz präzis aus, was mir bei Exkursionen in der Natur wichtig und wertvoll ist und über den direkten Nutzen hinausgeht.
Ein nutzenorientierter Umgang mit der Natur zeigt sich in verschiedenen Varianten, nicht nur in der direkten Frage, wofür eine bestimmte Heilpflanze gut ist. Viel subtiler ist eine weit heute weit verbreitete, esoterisch eingefärbte Nutzenorientierung gegenüber der Natur.
Im Zentrum steht dabei eine Haltung, die von der Natur Ratschläge und Hinweise aller Art erwartet. Die Natur soll uns mitteilen, was für uns gut ist, was uns gesund macht oder unsere Entwicklung fördert. Überall in der Natur sollen uns Pflanzendevas oder Pflanzensignaturen geheime Zeichen geben, die es nur zu erkennen gibt. Die Natur soll uns zudem Energie und Lebenssinn liefern.
Ich halte das – mit Verlaub gesagt – für eine ziemlich ausgeprägte Konsumhaltung. Und der Mensch stellt sich nach meinem Geschmack dabei viel zu stark in den Mittelpunkt.
Siehe auch:
Signaturen der Pflanzen – Bemerkungen zu Bedeutung und Hintergründen
Rolf Göppel beschreibt eine ganz andere Art des Kontaktes zur Natur. Hier wird nicht passiv Hilfe, Rat, Gesundheit und Energie erwartet. Die Entwicklung, welche wir in und mit der Natur machen können, entsteht aus dem Kontakt, aus der Begegnung mit Pflanzen und Tieren. Sie entsteht in uns selber, insofern wir uns auf die Natur einlassen. Mir scheint, dass diese Haltung reifer, konstruktiver und in einem guten Sinn bereichernd ist. Und ich begleite auf meinen Heilpflanzen-Exkursionen und Natur-Seminaren sehr gerne Menschen, die auf solche Art Kontakt und Begegnung mit Pflanzen, Tieren und Landschaften suchen. Das ist für ein wichtigster Aspekt, den ich mit den Exkursionen vermitteln möchte.
Alle aktuellen Exkursionsdaten finden Sie im „Kurskalender“.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch