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Wechselwirkung zwischen Bocksdorn-Beeren (Goji-Beeren) und Vitamin-K-Antagonisten (Phenprocoumon, Warfarin)

Gesundheitliches

Avatar-FotoMartin Koradi28.03.2013

Der Konsum von Nahrungsmitteln aus Beeren des Gemeinen Bocksdorn (Lycium barbarum, Synonym: Lycium halmifolium) kann bei Personen, die Vitamin-K-Antagonisten wie Phenprocoumon (beispielsweise Marcumar®) oder Warfarin (beispielsweise Coumadin®) einnehmen, einen lebensgefährlichen Anstieg der Blutungsneigung verursachen. Vor dieser Wechselwirkung (Interaktion) warnt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im aktuellen «Bulletin zur Arzneimittel­sicherheit». Grund für diese Warnung sind mehrere Fallberichte, in denen Ärzte einen starken Anstieg der INR-Werte von zuvor stabil auf einen Vitamin-K-Antagonisten eingestellten Patienten nach dem Konsum von Bocksdorn-Beeren beziehungsweise von daraus hergestellten Tee oder Saft melden.

Der Gemeine Bocksdorn oder auch Teufelszwirn gehört zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceen), Seine Beeren werden seit Langem in der chinesischen Küche und in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet und sind auch als chinesische Wolfsbeeren oder Goji-Beeren im Handel. Ihnen werden verschiedene heilende beziehungsweise gesundheitsfördernde Wirkungen zugesprochen, beispielsweise eine Stärkung des Immunsystems, des Herzens, eine Verminderung der Blutfettwerte und eine Hemmung des Alterungsprozesses. Gemäss Mitteilung des BfArM werden sie in Form von Tabletten, Tee, Saft oder Marmelade verstärkt auch in Europa verkauft.

Über welchen Mechanismus Bocksdorn-Beeren die Wirkung von Cumarinen steigern, ist noch ungeklärt. Als Wirkungsmechanismus diskutiert werden eine Blockade des Cytochrom-P-450-Isoenzyms CYP2C9, eine Wechselwirkung mit P-Glykoprotein, Absorption oder eine antikoagulatorische Wirkung der Bocksdorn-Beeren selbst. Auf Anregung des BfArM diskutiert jetzt der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA über die Aufnahme der Interaktion in die Produktinformationen der Vitamin-K-Antagonisten.

Quelle:

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=nachrichten&Nachricht_ID=45849&Nachricht_Title=Nachrichten_Keine+Bocksdorn-Beeren+f%FCr+Marcumar-Patienten%21&type=0

Kommentar & Ergänzung:

In der traditionellen chinesischen Medizin werden Goji-Beeren bei verschiedenen Indikationen eingesetzt: Schwindel, Sehstörungen, Abnahme der Sehschärfe, nächtliches Schwitzen, Müdigkeit, Anämie usw.. Die empfohlene Dosis liegt zwischen 5g und 12g getrocknete Früchte täglich.

Es existieren eine ganze Reihe von pharmakologischen Studien mit Goji-Beeren, jedoch handelt es sich dabei meistens um in-vitro Studien ( = im Labor) in welchen antioxidative, immunmodulatorische, entzündungshemmende, lipidsenkende und leberschützende Eigenschaften festgestellt wurden. Die Ergebnisse sind zwar interessant, aussagekräftiger wären allerdings qualitativ hochstehende klinische Studien an Patienten.

Daran mangelt es aber noch.

Einzelne klinische Studien wurden nur mit einer kleinen Anzahl Teilnehmern durchgeführt. Dabei konnte allerdings eine deutliche Reduktion von Müdigkeit, Schlafproblemen, Schwindel und Appetitlosigkeit festgestellt werden. In einer Studie wurde auch der Nutzen als Adjuvans (unterstützendes Mittel) in der Tumorbehandlung im Rahmen einer Chemotherapie gezeigt.

Siehe dazu auch:

Pflanzenheilkunde: Was ist Goji?

Acai, Goji, Maqui, Wunderbeeren

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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