Die Meldung ging vor kurzem als kleine Sensation durch die Medien: Eine Studie soll den negativen Einfluss des Vollmonds auf den Schlaf nachgewiesen haben. Die Studienautoren kommen zum Schluss, dass um die Zeit des Vollmonds herum, die Schlafzeit um 20 Minuten kürzer wird, sich die Einschlafzeit um fünf Minuten verlängert und sich die Tiefschlafphasen um 30 Prozent verkürzen.
Die Autoren von medizin-transparent haben die Studienlage zu dieser Frage insgesamt überprüft. Ihr Resultat: Die Studie wird den kühnen Behauptungen, die sie aufstellt, in keiner Weise gerecht. Sie bemängeln die schlechte Qualität der Studie – unter anderem die geringe Zahl der Teilnehmenden (33) und den kurzen Beobachtungszeitraum (maximal 2 Nächte pro Teilnehmenden).
Zudem fanden sie eine wohl besser gemachte, grössere Studie, in der keinerlei Einfluss des Vollmondes auf den Schlaf festgestellt wurde.
Es lohnt sich, die Begründung auf medizin-transparent im Detail nachzulesen. Man kann dabei einiges lernen über Kriterien zur Beurteilung von Studien.
Quelle:
https://www.medizin-transparent.at/vollmond-und-schlaf
Kommentar & Ergänzung:
Und was lernen wir daraus – auch für die Bereiche Komplementärmedizin, Alternativmedizin, Naturheilkunde?
Studien können von sehr unterschiedlicher Qualität sein. Sich nur auf eine einzelne Studie zu stützen, ist daher oft ziemlich heikel.
Jedenfalls müsste man immer genau nachfragen, wie die Studie aufgebaut, durchgeführt und interpretiert wurde.
Vor allem aber müsste man immer den Kontext einbeziehen, also alle veröffentlichten Studien zu einem bestimmten Thema anschauen, wie das die Autoren von medizin-transparent am Beispiel „Vollmond & Schlaf“ gemacht haben.
Geht man das zu einem bestimmten Thema systematisch an, erstellt man eine Metastudie. Dazu werden alle qualitativ ausreichenden Studien zu einem bestimmten Thema ausgewertet und daraus entsprechende Schlüsse gezogen. In der Medizin sind das zum Beispiel die sogenannten Cochrane-Studien.
Sowohl positive (ist wirksam!) als auch negativ (ist nutzlos!) Studien werden in den Medien oft überbewertet und zugespitzt. Dagegen hilft wohl nur eine gesunde Portion Skepsis auf Seiten der Leserinnen und Leser. Genau nachhaken ist schon mal eine gute Basis: Wer genau? Wo genau? Wie genau? Was genau?
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Heilpflanzenexkursionen in den Bergen / Kräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch