Zunehmende Antibiotika-Resistenzen seien ein grob unterschätztes Problem. Das schreiben Spitzenmediziner im britischen Fachmagazin „The Lancet“. Bereits innerhalb einer Generation könnten Routineeingriffe in Spitälern durch superresistente Keime zur tödlichen Gefahr werden, betonen sie in einer Sonderausgabe des Fachjournals zum Welt-Antibiotika-Tag.
Noch kaum je sei die moderne Medizin vor einer solchen Herausforderung gestanden, schreibt zum Beispiel die britische Gesundheitsbeauftragte Sally Davies in ihrem Beitrag. Ohne wirksame Antibiotika würden Behandlungen von kleinen Operationen bis zu großen Transplantationen unmöglich werden.
Die Mediziner sind sich in ihren Beiträgen einig, dass die Todesraten ohne Gegenmaßnahmen aufgrund von Infektionen wieder auf das Niveau von vor hundert Jahren zurückfallen, also in die Vor-Penizillin-Ära.
Globales Handeln sei nötig, da die zu erwartenden „Superkeime“ sich nicht an Landesgrenzen halten würden.
Das Problem der Antibiotika-Resistenzen fordert nicht nur Gesundheitsbehörden und Mediziner heraus, sondern noch viel mehr die Landwirtschaft, die Antibiotika weiterhin flächendeckend in der Tierhaltung einsetzt.
Er mache sich Sorgen, dass er, wenn er in 20 Jahren für eine Hüftoperation ins Spital gehe, eine Infektion bekomme, die zu schwerwiegenden Komplikationen und seinem möglichen Tod führe, schreibt der britische Vizegesundheitsdirektor John Watson in seinem Beitrag.
Laufend werden neue resistente Bakterienstämme entdeckt. Das letzte neue Antibiotikum dagegen stammt aus dem Jahr 1987 – nicht zuletzt auch, weil Antibiotika für Pharmafirmen kein gutes Geschäft sind.
Gegenüber dem britischen „Independent“ fordert der Ärztevertreter Peter Swinyard Öffentlichkeitsarbeit und ein Umdenken aufseiten der Patienten. Antibiotika nicht zu verschreiben sei für Mediziner im Alltag schwer. Der Patient sei unzufrieden und gehe einfach zu einem Arzt, der ihm die verlangten „Hämmer“ verschreibe.
„Die Leute müssen den Zusammenhang zu verstehen beginnen. Wenn Du die Ohrenentzündung vom kleinen Johnny mit Antibiotika behandelst, könnte seine Mama an Lungenentzündung sterben“, erklärt Swinyard gegenüber der Zeitung. Die Gesundheitsökonomin Joanna Coast vergleicht das Problem mit den Antibiotika-Resistenzen in der „Lancet“ mit dem Klimawandel – genauso bedeutsam und mit aus gegenwärtiger Sicht genauso unklaren Auswirkungen für die Zukunft.
Quelle:
http://orf.at/stories/2206847/2206849
Kommentar & Ergänzung:
Ich bin in keiner Weise ein fundamentalistischer Antibiotika-Feind. Im Gegenteil: Wir verdanken den Antibiotika sehr viel.
Gerade deshalb ist es aber unakzeptabel, wenn dieses Problem wider besseres Wissen seit Jahren ungelöst bleibt. Offenbar fehlt der politische Wille, durch griffige Regeln für Abhilfe zu sorgen.
Dort wo Antibiotika wirklich notwendig sind, lassen sie sich meines Erachtens nicht mit Heilpflanzen-Anwendungen ersetzen.
Es gibt aber Bereiche, in denen Antibiotika unwirksam sind, zum Beispiel gegen virale Erkältungen. In solche Fällen sind Heilpflanzen-Anwendungen oft eine gute Alternative.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
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