Laut einer Studie hat die Hälfte der Bevölkerung weltweit keinen adäquaten Zugang zu schmerzlindernden Medikamenten. Grund dafür sind die Anti-Drogengesetze – hauptsächlich in Entwicklungsländern.
Rund die Hälfte der Weltbevölkerung hat keinen angemessenen Zugang zu Schmerzmitteln. Zu diesem Schluss kommt eine Erhebung der European Society for Medical Oncology und ihrer Partnerorganisationen. Grund für diesen Missstand seien die Anti-Drogengesetze in vielen Ländern dieser Welt.
Untersucht wurde mittels einer Umfrage die Verfügbarkeit von sieben kostengünstigen Wirkstoffen wie Codein oder Morphium. Diese sind zentral für die Schmerztherapie bei Krebserkrankungen.
Die Umfrage gründet in weiten Teilen auf Fragebögen, die in mehr als 100 Entwicklungsländern an Mediziner geschickt wurden, welche nicht der Regierung nahestehen. Es sei in zahlreichen Ländern „katastrophal schwierig“, die Schmerzen von Krebspatienten zu lindern, konstatierte Nathan Cherny, Hauptautor der Studie. Er wies zudem darauf hin, dass die Medikamente auch für andere Anwendungsbereiche benötigt würden, beispielsweise für die Palliativmedizin, bei chronischen Schmerzen und bei Geburten.
Quelle:
http://www.welt.de/gesundheit/article122338155/Millionen-Krebspatienten-ohne-Schmerzmittel.html
Kommentar & Ergänzung:
Die Anti-Drogengesetze führen nicht nur zu einer desolaten Versorgung von Krebspatienten in manchen Ländern. Der weltweite Krieg gegen Drogen und Drogenhandel scheint einer Studie zufolge auch vor dem Scheitern zu stehen.
Nicht nur sei das Angebot an Heroin, Kokain und Cannabis in den USA und der EU weiter ungebrochen, schreiben Forscher in einer Studie, die in der Fachzeitschrift BMJ Open (doi:10.1136/bmjopen-2013-003077) publiziert wurde.
Auch seien die Preise gesunken und die Qualität der Drogen habe sich verbessert.
Die Wissenschaftler aus den USA und Kanada untersuchten für ihre Studie Daten von sieben staatlichen Programmen, die über mehr als ein Jahrzehnt die Entwicklung auf dem internationalen Drogenmarkt verfolgten. Drei der ausgewerteten Programme überwachten den internationalen Drogenhandel, drei konzentrierten sich auf den US-Markt und eines auf die Situation in Australien.
Gemäss der Studie sank in den USA zwischen 1990 und 2007 der Endverkaufspreis für Heroin, Kokain und Cannabis unter Berücksichtigung der Inflation um 81, 80 beziehungsweise 86 Prozent. Gleichzeitig erhöhte sich der durchschnittliche Reinheitsgrad der Drogen um 60, elf beziehungsweise 161 Prozent. In 18 Ländern Europas sank zwischen 2000 und 2009 der Preis für Kokain um 51 Prozent und für Heroin um 74 Prozent.
In Australien reduzierten sich die Drogenpreise zwischen 2000 und 2010 teils stark: Kokain verbilligte sich um 14 Prozent, die Preise von Heroin und Cannabis sanken um jeweils 49 Prozent.
Während die Beschlagnahmung von Drogen auf wichtigen heimischen Märkten allgemein anstieg, schrieben die Forscher unter Leitung von Evan Wood aus Vancouver in Kanada, seien mit wenigen Ausnahmen die Preise für illegale Drogen seit 1990 gefallen, während sich ihre Qualität verbessert habe.
Allgemein dürfte das Angebot an Drogen weltweit in den vergangenen zwei Jahrzehnten sich nicht reduziert und die Verfügbarkeit von Cannabis und Opiaten wie Heroin sogar zugenommen haben, schreiben die Autoren in der Studie. Laut dem UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) erreichte der Umsatz im weltweiten Drogengeschäft 2011 mindestens 259 Milliarden Euro.
In der Studie heisst es, dass diese Ergebnisse deuten darauf hindeuten, dass die Ausweitung der Bemühungen zur Kontrolle des globalen illegalen Drogenmarkts durch Durchsetzung der Gesetze dabei sind zu scheitern.
Befürwortern eines Richtungswechsels in der Drogenpolitik dürften diese Resultate Auftrieb geben. Vor allem in den Ländern in Mittelamerika und Südamerika, die besonders unter dem Kampf gegen die Drogen leiden. Dort gibt es Überlegungen, Drogen teilweise zu entkriminalisieren und ihren Verkauf unter staatliche Aufsicht zu stellen. Dadurch soll der Drogenkriminalität die Basis entzogen werden.
So stimmte das Abgeordnetenhaus in Uruguay im Sommer für eine Legalisierung von Marihuana. Der lateinamerikanische Staat wäre das erste Land der Welt, das den Anbau und Verkauf von Marihuana vollständig legalisiert und unter staatliche Aufsicht stellt. Ein solcher Schritt wird auch in Mexiko-Stadt erwogen.
Quellen:
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/56029/Studie-Kampf-gegen-Drogen-erfolglos?s=Krieg+drogen
http://bmjopen.bmj.com/content/3/9/e003077.full
Es fragt sich wirklich, ob der riesige Aufwand an Geld und anderen Ressourcen, der im Kampf gegen Drogen verpulvert wird, nicht sinnvoller und wirksamer investiert werden könnte.
Prohibition hat noch immer das organisierte Verbrechen gestärkt und reich gemacht. Und es unterwandert zunehmend staatliche Strukturen. Die ausufernde Kriminalität der Drogenbanden in Mexiko ist dafür ein fürchterliches Beispiel.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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