„Wussten Sie, dass Sie im Winter mehr als 200 verschiedenen Grippe- und Erkältungsviren ausgesetzt sein können?“ So fragt Novartis in einem Werbespot – und empfiehlt uns wie immer besorgt um unsere Gesundheit NeoCitran.
Wer nicht genau Bescheid weiss könnte aus dieser Werbung den Schluss ziehen, dass NeoCitran die Viren bekämpft. Das sagt der Spot zwar nicht, aber er legt es nahe. Die Information über die mehr als 200 verschiedenen Grippe- und Erkältungsviren macht sonst kaum Sinn.
NeoCitran lindert zwar nur die Symptome der Erkältung, aber das ist doch auch schon etwas Wert? Oder?
Natürlich kann es hilfreich sein, Symptome wie Husten oder verstopfte Nase zu lindern.
NeoCitran allerdings macht das auf ausgesprochen fragwürdige Art.
Das Kombipräparat enthält Paracetamol, Pheniramin-Maleat und Phenylephrin. Das ist so etwas wie eine Schrotschusstherapie.
Es ist in den meisten Fällen einfach unsinnig, das fiebersenkende Schmerzmittel Paracetamol mit den schleimhautabschwellenden Schnupfenmitteln Pheniramin-Maleat und Phenylephrin zu kombinieren.
Pheniramin-Maleat ist ein antiallergisch wirkendes Antihistaminikum der 1. Generation, das zusätzlich schlaffördernd wirkt.
Phenylephrin ist ein gefässverengender Wirkstoff aus der Gruppe der Sympathomimetika. Als unerwünschte Nebenwirkungen können auftreten: Zittern, Kopfschmerzen, Blutdruckanstieg, Augenreizungen, beschleunigter Puls, Extrasystolen, zentralnervöse Erregung und schneller Herzschlag.
Nicht bei jedem Fieber tritt Schnupfen auf und nicht bei jedem Schnupfen Fieber. Die NeoCitran-Kombination ist deshalb in sehr vielen Fällen eine Überbehandlung, die nur den Organismus unnötigerweise belastet.
Wenn man sich dazu entschliesst, die Symptome der Erkältung zu behandeln – dann sinnvollerweise nur diejenigen Symptome, die man tatsächlich auch hat.
Das sehen viele Fachleute genau so.
„Pharmawiki“ beispielsweise schreibt: Kombinationspräparate „aus Antihistaminika, Schmerz-, Husten- und Schnupfenmitteln wie z.B. Pretuval®, Neo-Citran® oder Vick Medi Nait® sind bei den Patienten beliebt und bekannt. Fachleute raten in der Regel von einer Anwendung ab, weil das Risiko für unerwünschte Wirkungen erhöht ist und die Wirkstoffe zum Teil unterdosiert sind. Besonders bei Kindern, älteren Menschen und bei der Einnahme anderer Medikamente ist Vorsicht geboten.“
Prof. Dr. Stefan Engelhardt, Institut für Pharmakologie und Toxikologie TU München:
„Zum ersten bestehen die Symptome, die man bekämpfen will – verstopfte Nase, Kopf- und Gliederschmerzen und Fieber – selten alle gleichzeitig und insbesondere nicht gleich lang. Man behandelt dann zum Beispiel eine verstopfte Nase mit zusätzlichen Wirkstoffen gegen anderen Beschwerden, die zu einem bestimmten Zeitpunkt gar nicht mehr vorliegen. Und zum zweiten ist es so, dass leider in verschiedenen dieser Präparate auch Wirkstoffe enthalten sind, die meiner Meinung nach nicht oder kaum wirksam sind.“
Quelle:
http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/gesundheit/themenuebersicht/gesund-im-alltag/erkaeltungsmittel-kombipraeparate-warentest-stiftung100.html
„Fokus“ fasst eine Untersuchung der Stiftung Warentest über Erkältungsmittel so zusammen:
„Wer Husten, Schnupfen und Halsweh hat, greift gerne zu Kombimitteln. Doch deren Gießkannenprinzip nutzt wenig, kann aber zu schweren Nebenwirkungen führen.“
http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/erkaeltung/medikamente/stiftung-warentest-kombimittel-gegen-erkaeltungen-sind-nicht-empfehlenswert_aid_866303.html
Zu den Risiken von Fiebermitteln:
Verstärken Fieber-Medikamente Grippewellen?
Es liegt mir fern, synthetische Erkältungsmittel pauschal zu verteufeln. Angesichts von nicht wegzudiskutierenden Risiken besonders bei Kombinationspräparaten scheint es mir aber adäquat, auf die Möglichkeit harmloser Hausmittel zu verweisen. Essigsocken, Quarkwickel, Zwiebelwickel & Co haben durchaus ihren sinnvollen Anwendungsbereich.
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Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
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