Eine Überversorgung mit Vitamin E und Selen kann das Risiko für eine Prostata-Krebserkrankung steigern. Anlässlich einer neu erschienenen Studie empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE), Nahrungsergänzungsmittel nur bei Mangelzuständen und nur auf medizinischen Rat hin einzunehmen. Vitamin E und Selen wurden seit einiger Zeit als Schutzfaktoren gegen Krebserkrankungen propagiert. Das vom US-National Cancer Institute finanzierte «Selenium and Vitamin E Cancer Prevention Trial» (SELECT) überprüfte diese Annahme. Sie wurde vor sechs Jahren abgebrochen, als eine Zwischenauswertung zeigte, dass Vitamin E nicht vor Krebs schützt, sondern das Krebsrisiko sogar steigert.
Nun kam eine weitere Auswertung zum Schluss, dass auch Selen das Krebsrisiko erhöht. Entsprechende Daten publizierten Alan R. Kristal und seine Kollegen vom Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle im «Journal oft he National Cancer Institute».
Die Wissenschaftler stellten einen Anstieg von «high-grade» Prostatakarzinomen fest, eine aggressive Krebsvariante, die bereits nach wenigen Jahren zu Metastasen und zum Tod führen kann. Betroffen waren nur Männer, die beim Start der Studie genügend mit dem Spurenelement versorgt waren, wie die Bestimmung der Selenkonzentration in Zehennagel-Proben zeigte. Das Spurenelement Selen, das der Körper in geringen Mengen benötigt, schadet demnach in höheren Dosierungen.
In der neuen Auswertung der SELECT-Studie zeigte sich zum Beispiel, dass die Vitamin-E-Kapseln das Krebsrisiko von Männern nur dann steigern, wenn diese einen Selenmangel hatten. Dies deutet darauf hin, dass eine ausreichende Versorgung mit Selen vor einer schädlichen Wirkung von Vitamin E schützen kann.
Bei einer Überversorgung scheint sie aber nach den Resultaten der SELECT-Studie den gegenteiligen Effekt zu haben. Die Wissenschaftler raten aufgrund der Resultate allen Männern davon ab, Präparate mit Selen oder Vitamin E einzunehmen, solange kein Mangel nachgewiesen. Sie weisen darauf hin, dass eine ausgewogene Ernährung den Körper ausreichend mit Vitamin E und Selen versorgt. Wer das Gefühl habe unterversorgt zu sein, sollte, bevor er zu Nahrungsergänzungsmitteln greift, mit seinem Arzt besprechen, ob er diese wirklich benötigt oder nicht.
Quelle:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=51995
Kommentar & Ergänzung:
Den Konsumentinnen und Konsumenten wird fortlaufend eingeredet, dass sie Defizite haben, die dringend durch Nahrungsergänzungsmittel behoben werden müssen.
Nicht genug damit, dass solche Mittel in den meisten Fällen überflüssig und nutzlos sind. Manchmal sind sie sogar riskant, wie obiges Beispiel zeigt.
Trotzdem machen spezialisierte Produzenten wie Burgerstein, aber auch Grossverteiler wie Migros und COOP, mit solchen Präparaten reiche Geschäfte.
Den Konsumentinnen und Konsumenten kann man nur raten, sich von der Propaganda nicht ins Bockshorn jagen zu lassen.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Heilpflanzenexkursionen in den Bergen / Kräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
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