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Mammografie – wie sieht die aktuelle Evidenz aus?

Gesundheitliches

Avatar-FotoMartin Koradi03.09.2014

Thema Mammografie gibt es – wie bei einigen anderen Vorsorgeuntersuchungen auch – in letzter Zeit kontroverse Diskussionen in der Wissenschaft. Offensichtlich ist es nicht immer einfach, Nutzen und Risiko genau zu erfassen und zu bewerten.

Der „Standard“ veröffentlichte ein Interview mit Gerald Gartlehner, Experte für Evidenzbasierte Medizin (EBM).

Im Interview kann auch die Frage nach der Evidenz der Mammografie auf den Tisch.

Gartlehner:

„Laut derzeitiger Evidenz sollten Frauen zwischen 50 und 70 Jahren alle zwei bis drei Jahren zur Mammografie. Unter 50 könnte der Schaden durch Überdiagnosen und nicht notwendige Behandlungen sogar größer sein als der Nutzen. Die WHO wird demnächst eine Empfehlung herausgeben, die sich explizit gegen Brustkrebsscreenings bei Frauen unter 50 Jahren ausspricht. Zwischen 50 und 70 ist der Nutzen größer, aber nicht viel. Das wird von den Frauen aber um ein Vielfaches überschätzt.“

Quelle:

https://derstandard.at/2000004271664/Evidenzbasierte-Medizin-Den-Wohlfuehlfaktor-erhoehen

Kommentar & Ergänzung:

Vorsorgen gilt ja grundsätzlich als positiv. Dass Vorsorgeuntersuchungen auch Risiken und Nachteile haben können, liegt nicht einfach so auf der Hand und war daher auch lange kein Thema. Die nun laufenden Diskussionen um Vor- und Nachteile können zwar verunsichern, sind aber wohl wichtig, damit fundierte, bestmögliche Entscheide getroffen werden können.

Allfällige Risiken von Vorsorgeuntersuchungen (Überdiagnosen, unnötige Behandlungen) müssen transparent auf dem Tisch liegen, ohne dass damit alle Vorsorgeuntersuchungen diffamiert werden.

Es geht nicht um Entweder-Oder, sondern darum, in jeder konkreten Einzelsituation die beste Lösung nach gegenwärtigem Kenntnisstand zu wählen. Dabei ist die EBM ein wertvolles Werkzeug.l

Was ist Evidenzbasierte Medizin (EBM)?

Die EBM strebt nach eine medizinischen Versorgung, welche die Erkrankung eines Patienten auf der Basis der besten zur Verfügung stehenden Wissensquellen bzw. Daten behandelt.

Dazu wertet und klassifiziert die Evidenzbasierte Medizin klinische Studien – also Patientenstudien – nach ihrer Aussagekraft.

Die Studien werden in verschiedene Evidenzklassen eingeteilt von Ia bis V. Je höher die Evidenzklasse, desto besser die wissenschaftliche Begründbarkeit für eine Therapieempfehlung:

„Evidenzklasse ist ein Begriff der evidenzbasierten Medizin, der die formale und inhaltliche Qualität einer klinischen Studie beschreibt und kategorisiert. Sie beschreibt eine Hierarchie der Evidenz.

Dabei unterscheidet man nach den Empfehlungen des AHRQ (Agency for Healthcare Research and Quality) die Evidenzklassen I bis IV. Studien der Klasse Ia haben die höchste Evidenzklasse, Studien der Klasse IV die geringste. Je höher die Evidenzklasse, desto besser ist die wissenschaftliche Begründbarkeit für eine daraus abgeleitete Therapieempfehlung.

– Stufe Ia: Wenigstens eine Metaanalyse auf der Basis methodisch hochwertiger randomisierter, kontrollierter Studien (RCT)

– Stufe Ib: wenigstens ein ausreichend großer, methodisch hochwertiger RCT

– Stufe IIa: wenigstens eine hochwertige Studie ohne Randomisierung

– Stufe IIb: wenigstens eine hochwertige Studie eines anderen Typs, quasi-experimenteller Studie

– Stufe III: mehr als eine methodisch hochwertige nichtexperimentelle Studie wie etwa Vergleichsstudien, Korrelationsstudien oder Fall-Kontroll-Studien

– Stufe IV: Meinungen und Überzeugungen von angesehenen Autoritäten (aus klinischer Erfahrung); Expertenkommissionen; beschreibende Studien

– Stufe V: Fallserie oder eine oder mehrere Expertenmeinungen“

Quelle: Wikipedia

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang, wie wenig Gewicht die EBM den Expertenmeinungen gibt.

Wir werden ja in den Medien überschwemmt mit tatsächlichen oder angeblichen Expertinnen und Experten, auch zu Gesundheitsthemen.

Eine gesunde Portion Skepsis ist da immer angebracht, unter anderem auch, weil Experten in den Medien oft gezielt von PR-Firmen aufgebaut und platziert werden und Meinungen nicht ganz unabhängig einbringen.

 

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe

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www.phytotherapie-seminare.ch

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