Die „Süddeutsche“ veröffentlichte direkt aus dem dpa-Newskanal eine Meldung über Heidelbeeren:
„Das Myrtillin in den Heidelbeeren ist ein natürlicher Farbstoff und verleiht ihnen die dunkelblaue Farbe. Zudem neutralisiert er im Körper Freie Radikale.
Außerdem wirkt der Farbstoff entzündungshemmend und macht die Blutgefäße elastischer. So beugt er Herz- und Kreislaufkrankheiten vor.“
Quelle:
Kommentar & Ergänzung:
Myrtillin gehört zur Stoffklasse der Anthocyane. Das sind Pflanzenfarbstoffe, welche für die rote, violette, blaue oder blauschwarze Färbung vieler Blüten und Früchte verantwortlich sind. Sie zeigen experimentell (im Reagenzglas) antioxidative Eigenschaften, die diejenigen von Vitamin C und Vitamin E um ein Vielfaches übersteigen können. Soweit decken sich die Angaben aus der Fachliteratur mit den Aussagen in der dpa-Meldung.
Allerdings gibt es Einschränkungen, die in der dpa-Meldung nicht erwähnt werden.
Die beeindruckenden Laborergebnisse lassen sich nicht 1 : 1 auf den menschlichen Organismus übertragen. Anthocyane werden nur zum geringen Teil in den Körper aufgenommen und dort rasch umgebaut und ausgeschieden. Die sogenannte Bioverfügbarkeit ist also gering.
Am plausibelsten scheint mir daher eine Wirksamkeit gegen Entzündungen im Verdauungstrakt, zum Beispiel bei Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn. Allerdings fehlen dazu überzeugende Belege aus Patientenstudien.
Heidelbeeren-Anthocyane im Verdauungstrakt
Farbstoffe aus Heidelbeeren hemmen Entzündungen
Zur Wirkung von Anthocyanen aus Heidelbeeren
Ob Myrtillin eine vorbeugende Wirkung gegen Herz- und Kreislaufkrankheiten hat, ist gänzlich ungeklärt.
Dass Heidelbeeren – so wie auch andere Anthocyan-Quellen – wertvolle Bestandteile einer abwechslungsreichen Ernährung sind, liegt aber auf der Hand.
Anthocyane aus Heidelbeeren sind zudem als Wirkstoff im rezeptpflichtigen Präparat Myrtaven® enthalten, das zur Anwendung kommt bei Schädigung der Blutgefässe infolge von Diabetes oder Bluthochdruck, bei Venenstauungen, Hämorrhoiden und Krampfaderleiden, sowie in der Augenheilkunde bei Netzhauterkrankungen.
In der Phytotherapie werden getrocknete Heidelbeeren vor allem gegen Durchfall angewendet, aber auch zur Linderung von Mundschleimhautentzündungen.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterwanderungen in den Bergen / Kräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege
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