Hilfsbereitschaft reduziert den persönlichen Stresslevel und kommt so der psychischen Gesundheit zugute. Das konnten Dr. Elizabeth B. Raposa und ihr Team von der Yale University in New Haven in einer Studie zeigen und im Fachjournal «Clinical Psychological Science» veröffentlichen.
Es sieht also ganz danach aus, dass auch sich selber etwas Gutes tut, wer anderen hilft.
An der Studie beteiligten sich 77 Erwachsene im Alter zwischen 18 und 44 Jahren. Die Probanden rapportierten über ihr Smartphone täglich zwei Wochen lang abends von den Ereignissen des Tages – ob und welche stressreichen Erlebnisse sie gehabt hatten und ob beziehungsweise wie häufig sie anderen geholfen oder ihre Hilfe angeboten hatten. Es ging dabei nicht um große Dinge, sondern um Alltägliches wie das Offenhalten einer Tür oder Unterstützung bei den Hausaufgaben. Zusätzlich dazu füllten die Testpersonen einen validierten Fragebogen aus, anhand dessen sich ihre Emotion einstufen ließ, und sollten selbst ihre psychische Verfassung auf einer Skala von 0 (schlecht) bis 100 (hervorragend) einstufen.
Die Resultate deuten darauf hin, dass Altruismus das Wohlbefinden verbessert. Je mehr freundliche Gesten die Probanden am Tag gemacht hatten, desto besser fühlten sie sich. Überdurchschnittliche Hilfsbereitschaft war beiden Versuchspersonen zudem mit weniger Stress assoziiert, unterdurchschnittliche dagegen mit einem erhöhten Stresslevel.
Die Forscher waren überrascht davon, wie konsistent und stark die Assoziation über alle Aktivitäten des täglichen Lebens war. Bei Probanden, die an stressigen Tagen hilfsbereiter waren als üblich, schadete der Stress nahezu nicht der positiven Emotion und der psychischen Gesundheit. Daraus lässt sich schliessen: Helfen macht glücklich, gerade in Situationen, in denen man eigentlich keine Zeit dazu hat.
Quelle:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=61287
DOI: 10.1177/2167702615611073
Kommentar & Ergänzung:
Das ist ein schönes Ergebnis – Altruismus wird in gewissem Sinn also belohnt. Hilfsbereitschaft erzeugt Entspannung und reduziert Stress.
Ich frage mich aber, ob nicht auch eine umgekehrte Ursache- Wirkungs-Beziehung vorliegen könnte: Wer entspannt ist und weniger Stress hat, nimmt sich mehr Zeit für hilfreiche Gesten.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz