Die Deutsche Apotheker Zeitung veröffentlichte gerade ein Porträt der Heilpflanze Baldrian.
Drei Punkte sind daraus hervorzuheben:
- „Die entspannende und schlaffördernde Wirkung beruht auf einer erhöhten Ausschüttung und geringeren Wiederaufnahme vom hemmenden Botenstoff GABA (Gamma-Aminobuttersäure).“
- „Der Kunde sollte wissen, dass die volle Wirkung bei regelmäßiger Einnahme nach etwa ein bis zwei Wochen erreicht wird. Tritt nach zwei Wochen keine Besserung ein, ist ein Arztbesuch angezeigt.“
- „Weder der physiologische Schlafverlauf wird beeinträchtigt, noch ist mit einem Hangover am nächsten Morgen zu rechnen. Auch ein Abhängigkeitspotenzial ist für pflanzliche Sedativa nicht bekannt.“
Quelle:
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/01/01/baldrian-gegen-unruhe-und-schlafstoerungen
Kommentar & Ergänzung:
Baldrian ist wohl die bekannteste Heilpflanze zur Linderung von Schlafstörungen. Allerdings fehlt oft das detaillierte Wissen für eine erfolgreiche Anwendung.
Zu den drei Zitaten:
Zu 1.: Es werden für Baldrian verschiedene Wirkungsmechanismen erforscht und diskutiert. Die Erhöhung der GABA-Konzentration im synaptischen Spalt ist eine davon.
Margret Wenigmann führt im Fachbuch „Phytotherapie“ als weitere Möglichkeit an: „…..partieller Angriff am Adenosin-1-Rezeptor durch hydrophile Lignane und Verminderung der Ausschüttung von aktivierenden Neurotransmittern.“
Zu 2.: Baldrianpräparate werden oft sehr punktuell angewendet, wenn jemand gerade aktuell nicht einschlafen kann. Tatsächlich zeigen aber klinische Studien, dass die Wirkung erst nach etwa zweiwöchiger Einnahme über das Niveau von Placebo steigt. Es spricht also viel für eine längerfristige Einnahme.
Zu 3.: Die sejr gute Verträglichkeit und das fehlen von relevanten Nebenwirkungen sind ein grosser Vorteil pflanzlicher Sedativa. Zu ergänzen ist bei diesem Punkt noch, dass auch keine erhöhte Sturzgefahr besteht, während bei vielen synthetischen Sedativa vor allem bei älteren Menschen die Sturzgefahr ansteigt und dadurch ein erhötes Risiko für Knochenbrüche zu beobachten ist.
Und übrigens: Baldrian kommt in der Natur ziemlich verbreitet vor an Bachläufen, Waldrändern etc. Trotzdem wird die Pflanze eher selten erkannt. Wer Baldrian in der Natur kennenlernen möchte, kann das auf vielen meiner Kräuterwanderungen, zum Beispiel in der „Petite Camargue“ bei Basel.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterwanderungen in den Bergen / Kräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege
Schmerzen? Chronische Erkrankungen?