Pflanzentinkturen haben als Zubereitungsform von Heilpflanzen eine lange Tradition. In Apotheken und Drogerien werden sie oft verlangt und verkauft. Dabei ist es aber wichtig festzuhalten, dass Pflanzentinkturen Stärken und Schwächen haben.
☛ Ganz im Gegensatz zu häufig gehörten Meinungen werden mit Pflanzentinkturen bei üblichen Dosierungen (zum Beispiel 3mal täglich 25 Tropfen) in den meisten Fällen weniger Wirkstoffe zugeführt als mit einem entsprechend dosierten Kräutertee.
☛ Im wässrigen Tee lösen sich vor allem die wasserlöslichen Wirkstoffe optimal, fettliebende Wirkstoffe dagegen nur begrenzt. Ein Vorteil der Tinkturen gegenüber den Kräutertees besteht darin, dass sich in ihrem Alkohol/Wasser-Gemisch wasserlösliche (hydrophile) und fettlösliche (lipophile) Wirkstoffe gut aus den Heilpflanzen lösen.
☛ Bei der Herstellung von Tinkturen braucht es keine grossen technologischen Eingriffe, weshalb sie einen noch relativ „naturnahen“ Ruf haben.
☛ Durch ihren Gehalt an Alkohol werden Tinkturen zudem auf natürliche Art konserviert.
Rund um die Tinkturen stellen sich aber auch eine Reihe von offenen Fragen:
☛ Es gibt sehr unterschiedliche Herstellungverfahren. Welches davon ist am besten und wie lässt sich das beurteilen?
☛ Tinkturen werden aus Frischpflanzen oder aus getrockneten Pflanzen hergestellt. Welche Variante ist wirksamer und warum?
☛ Die Dosierungsempfehlungen für Tinkturen unterscheiden sich stark und machen zum Teil einen ziemlich willkürlichen Eindruck. Wie lässt sich die passende Dosierung finden?
☛ Tinkturen enthalten Alkohol. Entsteht dadurch ein Problem? Zum Beispiel für Kinder oder Alkoholkranke?
☛ Weil die Herstellung von Tinkturen eine so lange Tradition besitzt, gibt es in diesem Bereich kaum wirklich bedeutsame neue Erfindungen. Darum gibt es auch keine Patente, die für das Endprodukt relevant sind. Die fehlende Patentierbarkeit der Tinkturen ist zudem mitverantwortlich dafür, dass es in diesem Bereich nur wenige Studien gibt, welche die Wirksamkeit belegen. Denn Studien mit Patienten kosten viel Geld. Und dieses Geld wird nur investiert, wenn die Ergebnisse der Studie ausschliesslich dem eigenen, patentierten Produkt zugute kommen.
Deshalb gibt es im Bereich der Phytotherapie vor allem Studien für Extraktpräparate. Die Herstellungsverfahren für Extrakte sind komplexer und lassen sich leichter patentieren. Wie aber lassen sich die Wirksamkeit und Sicherheit von Tinkturen beurteilen?
Siehe auch zu diesem Thema:
Pflanzentinkturen oder Kräutertees?
Pflanzentinkturen selber herstellen ist einfach, aber ihre Qualität fraglich
Alkohol in Pflanzentinkturen – ein Problem?
Arzneiformen in der Phytotherapie
Wer sich vertieftes Wissen über die verschiedenen Zubereitungsformen und Anwendungsbereiche von Heilpflanzen erwerben möchte, kann das in meinen Lehrgängen, dem Heilpflanzen-Seminar und der Phytotherapie-Ausbildung.