Die Journalistin und Stilberaterin Silvia Aeschbach hat im Tages-Anzeiger einen Beitrag zur Anwendung von ätherischen Ölen veröffentlicht, der eine ganze Reihe von Fragen aufwirft.
«Die Alleskönner liegen im Trend» schreibt die Autorin einleitend über solche Aromaöle. Nur schon dieser eine Satz ist vollkommen fragwürdig, denn „Alleskönner“ sind diese Öle ganz und gar nicht. Weiter unten fällt dann noch das Wort «Wunderöle». Das sind Verklärungen, die nichts mit der Realität zu tun haben.
Ätherische Öle zeigen bei einer Reihe von Beschwerden interessante Wirkungen. Sie haben aber selbstverständlich auch Grenzen.
Sind die Wirkungen ätherischer Öle belegt?
Der Beitrag ist auch an anderen Stellen fragwürdig. Hier ein Zitat:
«Ätherische Öle können für ein weites Spektrum von Beschwerden und Leiden eingesetzt werden. Es gibt zahlreiche Studien, welche Wirkungen ätherischer Öle belegen. Dennoch ist ihr Einsatz nicht unumstritten, was vor allem an der Komplexität liegt: Zahlreiche Inhaltsstoffe sind von der Forschung bisher nicht identifiziert, und von vielen Pflanzen gibt es unterschiedliche Arten, und sie können sich zudem von Ernte zu Ernte unterscheiden. Doch auch Ärzte und Kliniken setzen heute in ihren Therapien ätherische Öle ein.»
Dieser Abschnitt ist irreführend. Es gibt zwar zahlreiche Studien zur Wirkung von ätherischen Ölen. Allerdings handelt es sich überwiegend um Laborstudien, deren Ergebnisse sich nicht einfach auf den Menschen übertragen lassen. Damit ist nichts zu belegen, was Wirkungen bei Menschen betrifft. Nur wenige Studien belegen auf einem guten Niveau Wirkungen beim Menschen. Dabei handelt es sich aber vor allem um die innerliche Anwendung von ätherischen Ölen in Kapseln
Beispiele dafür sind Pfefferminzöl bei Reizdarmsyndrom und Lavendelöl bei Unruhe und leichten Angststörungen. Für die Wirksamkeit von ätherischen Ölen, die als Duftstoffe eingesetzt werden, gibt es nur sehr wenige wasserdichte Belege aus Studien. Dass ihr Einsatz nicht durchgängig anerkannt ist, liegt nicht an ihrer Komplexität, sondern an der schlichtweg desolaten Studienlage.
Silvia Aeschbach führt in ihrem Artikel zum Schluss 158 Aromaöle für verschiedene Anwendungsbereiche auf. Davon sind nur einzelne für bestimmte Wirkungen belegt. Wer keine fachlichen Vorkenntnisse hat, kann mit einer solchen Liste nicht viel Sinnvolles anfangen.
Quelle: Tages-Anzeiger, 21. Dezember 2019
Lavendelöl-Präparat bei Angststörungen
Pfefferminzöl bei Reizdarmsyndrom
Lavendelöl-Präparat bei Angststörungen
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