Obwohl Muskelkrämpfe weit verbreitet auftreten, sind bis heute viele Fragen zu ihrer Entstehung und Behandlung nicht beantwortet.
Stattdessen werden viele Mythen, Anekdoten und Ratschläge für den Umgang mit Muskelkrämpfen herumgereicht. Der bekannteste und am weitesten verbreitete Tipp empfiehlt die Einnahme von Magnesium.
Magnesium gehört zu den wichtigsten Mineralstoffen für den menschlichen Organismus. Es kommt unter anderem vor in Nüssen, Bananen, Milch, Vollkornprodukten und Gemüsen wie Grünkohl. Im Körper übernimmt Magnesium als Elektrolyt, das elektrischen Strom leiten kann, eine wichtige Rolle bei der Steuerung der Kommunikation von Nerven und Muskeln. Es kann die Erregbarkeit der Muskelnerven steuern und ausgleichen und ist unverzichtbar für die Funktionalität der Muskeln. Beim Sport wird Magnesium verbraucht und gemeinsam mit anderen Mineralstoffen ausgeschwitzt.
Ist der Organismus nicht mehr genügend damit versorgt, kann das Muskelkrämpfe verursachen.
Einnahme sinnvoll nur bei Magnesium-Mangel
Daraus hat sich die Idee entwickelt, dass Magnesiumsalze gegen solche Krämpfe hilft oder sie sogar verhindern kann. Wirksam ist die Magnesium-Einnahme jedoch nur, wenn tatsächlich ein Magnesiummangel vorliegt. Fehlt dem Organismus ein anderer Mineralstoff wie beispielsweise Natrium oder Kalium, kann eine zusätzliche Zufuhr von Magnesiumsalzen nichts gegen den Muskelkrampf ausrichten. Darüber hinaus wirkt Magnesium erst ab einer recht hohen Dosis.
Wichtig ist zudem, dass Muskelkrämpfe auch andere Ursachen haben können, wie Durchblutungsstörungen, Venenleiden und neurologische Probleme. Bei akuten Krämpfen helfen als Sofortmassnahme nur Dehnungen des betroffenen Muskels oder das Anspannen seines Gegenspielers.
Dass sogar in medizinische Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie gegen Muskelkrämpfe Magnesium empfohlen wird, liegt vor allem daran, dass nebenwirkungsarme Alternativen fehlen. Es mangelt zwar an wirksamen Behandlungsoptionen, doch Magnesiumsalze kosten nicht viel und in der empfohlenen Dosierung sind sie üblicherweise gut verträglich.
Das Einzige, was bei Überdosierungen auftreten kann, ist Durchfall. Vorsicht ist aber angebracht bei Patienten mit Nierenfunktionsstörung oder Herzrhythmusstörungen.
Wissenschaftliche Belege dafür, dass die Einnahme von Magnesiumsalzen die Häufigkeit und Intensität von anstrengungsbedingten Muskelkrämpfen beim Sport, fehlen. Zu diesem Schluss kommt das Team der Plattform Medizin-transparent nach einer umfassenden Recherche.
Quelle:
https:// www.scinexx.de/businessnews/fitness-und-ernaehrung-die-groessten-mythen-auf-dem-pruefstand/
www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/wirkt-magnesium-bei-muskelkraempfen-mythos-oder-medizin-a-928137.html
www.medizin-transparent.at/magnesium-gegen-muskelkraempfe/
Kommentar & Ergänzung:
Sehr fragwürdig ist die oft anzutreffende Empfehlung von Schüssler Salzen wie Magnesium phosphoricum D6 (Schüsslersalz Nr. 7) bei Wadenkrämpfen.
Siehe dazu Genaueres:
Magnesium gegen Wadenkrämpfe wirksam?
Uns werden in grossem Stil Mittel empfohlen, die in ihrer Wirksamkeit fragwürdig sind – im Internet, in Apotheken und Drogerien – auf Medizin, Komplementärmedizin und Alternativmedizin. Dieser Fall ist tatsächlich nicht so gravierend, weil Magnesium billig und in normalen Dosierungen nicht schädlich ist. Aber trotzdem könnten wir viele kaum wirksame Massnahmen einfach bleiben lassen.