Ich höre immer wieder die Behauptung, dass Früchte und Gemüse früher nährstoffreicher waren als heute. Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) schreibt dazu:
«Nein, Gemüse und Früchte sind heutzutage noch genauso wertvoll wie früher. Der Nährstoffgehalt eines Lebensmittels kann natürlich unterschiedlich sein. Dies hängt von vielen Faktoren, wie zum Beispiel der Sorte, dem Standort, Klima, Reifegrad oder der Lagerung ab. Aber es gibt keine Hinweise darauf, dass Früchte und Gemüse heute generell weniger Vitamine oder Mineralstoffe als früher enthalten. Leider taucht diese Falschaussage immer wieder auf und besonders Verkäufer von Nahrungsergänzungsmitteln scheinen dieses wirksame Verkaufsargument nicht aufgeben zu wollen. Doch kein Ergänzungsmittel kann die fünf täglichen Portionen Gemüse und Früchte ersetzen. Gemüse und Früchte sind einzigartige Lieferanten von Vitaminen, Mineralstoffen, sekundären Pflanzenstoffen sowie Nahrungsfasern.»
Quelle:
https://www.sge-ssn.ch/fragenkatalog/lebensmittel/
Kommentar zum Thema „Gemüse und Früchte“:
Ich sehe das grundsätzlich genauso wie die SGE. Uns wird ständig ein Mangel eingeredet, damit man uns etwas verkaufen kann. Es ist sinnvoll, gegenüber solchen Behauptungen kritisch zu sein. Allerdings gibt es auch Gegenbeispiele.
So sind zum Beispiel die wilden Heidelbeeren im Innern intensiv violett gefärbt. Sie enthalten deshalb wohl mehr von den antioxidativ wirkenden Anthocyanen als die Kultur-Heidelbeeren, die ich im Grossverteiler finde. Die sind im Innern ziemlich blass, weniger herb, also gerbstoffärmer, dafür süsser. Das kommt unserem Geschmack entgegen, geht aber auf Kosten der sekundären Inhaltsstoffe.
Die Kulturheidelbeere Vaccinium corymbosum ist ursprünglich in Nordamerika beheimatet und stammt nicht von der heimischen Waldheidelbeere (Vaccinium myrtillus) ab.
Siehe dazu mein Beitrag:
Heidelbeeren aus dem Supermarkt betreffend Wirkstoffgehalt fragwürdig
Aber ja, das ist kein Grund, um Nahrungsergänzungsmittel zu schlucken. Das ständige Lamentieren, früher hätten sich die Leute gesünder ernährt, ist überzogen und idealisiert die Vergangenheit. Und wenn wir schon Vergleiche mit der Vergangenheit anstellen, dann zeichnet uns heute in unseren Breitengraden nicht ein Mangel aus, sondern ein ungesunder Überfluss. Wir nehmen im Schnitt zu viel Kalorien auf gemessen an dem, was wir durch Bewegung verbrauchen. Und unser Zuckerverbrauch ist im Schnitt zu hoch.
Wir haben also eher ein Überfluss-Problem und nicht den ausgerufenen generellen Mangel.