Tomaten enthalten in hohen Konzentrationen Lycopin, ein antioxidativ wirkendes Karotinoid, das vor Schäden durch UV-Licht schützt. Wie Wissenschaftler nun herausgefunden haben, bewahrt Tomatenmark jedoch auch menschliche Haut in gewissem Umfang vor UV-Schäden. Man braucht das Mark dafür allerdings nicht etwa äusserlich aufzutragen – es genügt der Verzehr.
„Unsere Studie zeigt, dass Lycopin-reiches Tomatenmark signifikant vor UV-Licht-induzierten Erythemen schützt“, erklären die Wissenschaftler um den Dermatologen Lesley Rhodes von der Universität Manchester. Auch die Indikatoren für lichtbedingte Hautschäden sprächen für den schützenden Effekt.
An den Versuchen hatten 20 gesunde Freiwillige teilgenommen. Sie bekamen über einen Zeitraum von drei Monaten täglich 55 g Tomatenmark (entsprechend 16 mg Lycopin) in Olivenöl auf Weißbrot serviert. Die Kontrollgruppe bekam nur Olivenöl auf’s Brot. Am Start und am Ende des Versuchszeitraums wurde die Haut am Gesäß mit einem standardisierten Bestrahlungsgerät UV-Licht ausgesetzt und der Erythemindex (Erythem = Röte, Entzündung) gemessen. Zudem entnahm man den Teilnehmenden Hautbiopsien.
Tomatenmark-Esser
Die Forscher stellten fest, dass die Tomatenmark-Esser zum einen höhere UV-Dosen vertrugen, bevor sie mit einer Hautrötung reagierten. Zum anderen fiel die Expression dermaler Matrix-Metalloproteinase-1 (MMP-1) bei ihnen schwächer aus. MMP-1 ist ein kollagenolytisches Enzym, das bei der Lichtalterung der Haut eine Rolle spielt.
Auch die UV-Licht-bedingte Reduktion von Fibrillin-1 war reduziert. Zudem wurde die mitochondriale DNA durch UV-Licht weniger geschädigt. „Lycopin, ein starkes Antioxidans, schützt vor UV-Licht-induzierten Schäden, indem es reaktive Sauerstoffspezies und oxidativen Stress bekämpft“, erläutern die Forscher. Zudem beeinflusse Lycopin möglicherweise die Zellkommunikation und aktiviere antioxidativ wirksame Gene.
Allerdings, so geben Rhodes und Kollegen zu, reiche dies alles noch nicht für eine klinisch relevante Vorbeugung gegen Sonnenbrand aus. Nahrungsvermittelte Lichtprotektion sei jedoch durchaus ein vielversprechendes Forschungsgebiet.
Die wissenschaftliche Bezeichnung der Tomate, „Solanum lycopersicum“, deutet schon darauf hin, dass Lycopin zu den Hauptinhaltsstoffen der Frucht gehört.
Reife Tomaten
Reife Tomaten haben einen Lycopinanteil von knapp 4 bis gut 5 mg pro 100 g Frucht. Wesentlich mehr Lycopin enthalten Dosentomaten – etwa 10 mg pro 100 Gramm –, wel sie meist erst in reifem Zustand geerntet werden. Sehr hohe Lycopinkonzentrationen von bis zu 60 mg Lycopin pro 100 Gramm enthält konzentriertes Tomatenmark.
Quelle: SpringerMedizin.de,
basierend auf: Rhodes LE et al. Br J Dermatol 2010 (online first)
http://www.springermedizin.de/tomatenmark-schuetzt-vor-sonnenschaeden/299136.html
Kommentar & Ergänzung: Tomatenmark schützt vor Sonnenschäden
Der Tomaten-Inhaltsstoff Lycopin zeigt interessante Eigenschaften. Hier eine gekürzte Zusammenfassung zu Lycopin aus Wikipedia:
„Lycopin, auch Lycopen oder Leukopin gehört zur Klasse der Carotinoide und wird in hohen Konzentrationen in Tomaten – von deren wissenschaftlichem Namen Solanum lycopersicum auch die Bezeichnung des Stoffes herrührt – und Hagebutten gefunden. Der Stoff besitzt aufgrund seiner Polyen-Struktur eine rote Farbe, welche auch den Tomaten ihre charakteristische Färbung verleiht. Es ist als Lebensmittelfarbstoff E 160d in der EU zugelassen. Lycopin zählt zu den Antioxidantien und gilt als Radikalfänger, d.h., es kann bestimmte reaktionsfreudige Moleküle im menschlichen Körper unschädlich machen.“
Zum Vorkommen und zur Gewinnung von Lycopin schreibt Wikipedia:
„Reife Tomaten haben einen Lycopinanteil von ca. 3,9–5,6 mg pro 100 g Frucht. Auch Wassermelonen können etwa diese Konzentration an Lycopin (bis zu 1000 ppm der Trockenmasse) enthalten. Wesentlich mehr Lycopin enthalten Dosentomaten mit ca. 10 mg pro 100 Gramm. Dosentomaten werden meist erst in reifem Zustand geerntet und weisen deshalb mehr Lycopin auf. Konzentriertes Tomatenmark enthält sehr hohe Lycopinkonzentrationen (ca. 62 mg Lycopin pro 100 Gramm).
Die Verfügbarkeit von Lycopin ist bei verarbeiteten und erhitzten Produkten (z. B. Tomatensaft) höher als bei rohen, da beim Erhitzen die pflanzlichen Zellstrukturen aufgebrochen werden und das Lycopin herausgelöst wird. Eine deutliche Resorptionssteigerung wird durch die Kombination mit Fett erreicht.
Großtechnisch wird Lycopin mit organischen Lösungsmitteln (Hexan, Dichlormethan, Methanol) aus Tomatenkonzentraten extrahiert.“
Und zur Verwendung von Lycopin:
„Lycopin wird als rote Lebensmittelfarbe als Carotinoid deklariert (siehe auch Carotine (E 160a–160f)) und zur Koloration von Lebensmitteln verwendet. Es wird vor allem zur Färbung von herzhaften Produkten, Suppen und Soßen eingesetzt.“
Zur biologischen Wirkung von Lycopin schreibt Wikipedia unter anderem:
„Es gab Hinweise, dass der Konsum von Lycopin zu einem reduzierten Risiko führt, an Herz-Kreislauf-Erkrankung, Krebs (vor allem Prostatakrebs), Diabetes mellitus, Osteoporose und Unfruchtbarkeit zu leiden. Eine neuere, große Studie mit ca. 28.000 Probanden lässt jedoch vermuten, dass kein Zusammenhang zwischen Lycopin und Krebsrisiko besteht. Vielmehr zeigte sich, dass das verwandte Antioxidant β-Carotin das Risiko für Prostatakrebs erhöht. Eine schützende Wirkung bei Belastungs-Asthma konnte nicht gezeigt werden.
Im Menschen wird Lycopin mithilfe der β-Carotin-Dioxygenase 2 abgebaut. Die Abbauprodukte sind Pseudojonon, Geranial und 2-Methyl-2-hepten-6-on.“
Kommentar & Ergänzung:
Auffallend und interessant ist in diesem Wikipedia-Eintrag der Hinweis, dass auch die Hagebutte Lycopin enthält.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
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