Dem britischen Psychologen Richard Stephens von der Keele University fiel auf, dass seine Frau bei den Wehen im Kreißsaal die schlimmsten Kraftausdrücke ausstiess. Warum tut sie das, fragte sich der Wissenschaftler und ersann auf der Stelle ein Experiment.
Er motivierte unter seinen Studierenden 67 Freiwillige zur Teilnahme. Im Experiment mussten sie ihre Hand möglichst lange in eiskaltes Wasser halten – ein beliebter Schmerztest. Bei dem Versuch erhöht sich der Schmerzpegel langsam, und je länger die Testpersonen das aushalten, umso geringer ist ihre Empfindlichkeit.
In einer Variante des Experiments durften die Studenten schmutzige Schimpfwörter ausstoßen, die sie zuvor aufgelistet hatten. Im Kontrolldurchgang waren nur Ausdrücke erlaubt, die einen Tisch beschreiben. Das Resultat war klar: Wer kräftig fluchen durfte, hielt die Prozedur knapp zwei Minuten lang aus, im Kontrollversuch waren es nur eine Minute und 15 Sekunden. Das subjektive Schmerzempfinden war beim Fluchen ebenfalls geringer, und die Herzfrequenz stieg an.
Stephens’ Erklärung:
Durch das Fluchen versetzen wir den Organismus in einen Alarmzustand, eine sogenannte Fight-or-flight-Reaktion. In diesem Zustand schüttet die Nebennierenrinde das Stresshormon Cortisol aus – und das reduziert die Schmerzempfindlichkeit. Ähnliches dürfte beim Schreien vor sich gehen – so sind beispielsweise Kampfschreie in allen Kulturen verbreitet.
Allerdings sollte man das natürliche Schmerzmittel nicht überstrapazieren: Wer schon im Alltag dauernd Kraftausdrücke verwendet, bei dem stumpft die Wirkung deutlich ab.
Quelle:
http://www.zeit.de/2011/21/Stimmts-Schmerz
Kommentar & Ergänzung: Schmerz ist ein ausgesprochen vielschichtiges Phänomen.
Die Schmerzempfindung ist von verschiedensten Faktoren abhängig und kann daher in einem gewissen Rahmen auch beeinflusst werden. Das ist besonders wichtig für Menschen mit chronischen Schmerzen.
Die oben beschriebene Studie des britischen Psychologen Richard Stephens von der Keele University bezieht sich allerdings auf eine akute Schmerzsituation – ebenso wie seine zugrundeliegende Beobachtung im Kreißsaal.
Ob und wie Fluchen chronische Schmerzen lindert, bleibt daher ungeklärt. Ich stelle mir jedenfalls vor, dass die erwähnten Hormonausschüttungen eher eine kurzfristige Reaktion sind.
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Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
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