In Deutschland warnt ein führender Vertreter forschender Mediziner davor, dass Sponsoren auf medizinische Studien Einfluss nehmen. Es komme auch vor, „dass Studien nicht publiziert werden, wenn sie ein für den Sponsor ungünstiges Ergebnis liefern“, erklärte der Präsident des Dachverbands AWMF, Karl Heinz Rahn, auf Deutschlandradio Kultur. In der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften mit Sitz in Düsseldorf sind rund 160 Einzelgesellschaften zusammengeschlossen.
Rahn erwähnte als spezielles Problem teure klinische Studien, die bei einer Laufzeit von fünf Jahren zwischen 50 und 150 Millionen Euro kosten könnten. Solche Beträge könnten mit öffentlichen Geldern nicht finanziert werden.
Ein Problem sei in der Tat, wenn es gelegentlich Versuche vonseiten der industriellen Sponsoren gebe, Einfluss auf das Studienprotokoll und Einfluss auf die Publikationen auszuüben, erklärte Rahn.
Rahn sprach sich dafür aus, dass zusätzlich zu privaten auch ein öffentlicher Sponsor solche großen Studien mitfinanzieren sollte. Das stärke die Verhandlungsposition des individuellen Wissenschaftlers, wenn hinter ihm eine große Wissenschaftsorganisation stehe, erläuterte der Mediziner. Außerdem seien spezielle Register für Studien einzuführen. Dann lasse sich überprüfen, von welchen Studien die Resultate auch wirklich veröffentlicht wurden.
Quelle:
http://derstandard.at/1310511263266/Forscher-warnt-Industrielle-Sponsoren-nehmen-Einfluss-auf-medizinische-Studien
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) http://www.awmf.org/
Kommentar & Ergänzung: Doppelblind-Studien
Doppelblind-Studien sind ein enorm wichtiges Mittel, um Irrtümer aufzudecken bezüglich der Wirksamkeit von Medikamenten und anderen medizinischen Massnahmen. Patientinnen und Patienten verdanken den Doppelblind-Studien entscheidende Fortschritte. Das gilt auch für die Phytotherapie.
Wenn Hersteller via Sponsoring Einfluss nehmen auf Studien ist dies sehr problematisch. Das gilt selbstverständlich für Studien zu synthetischen Pharmaka, zu Phytopharmaka und zu Präparaten der Komplementärmedizin.
Alle Bemühungen zugunsten der Unabhängigkeit von Studien sind zu unterstützen.
Vor allem braucht es volle Transparenz. Sponsoring durch Hersteller muss in jeder Studie offengelegt werden.
Die renommierten medizinischen Fachjournale verlangen diese Transparenz, aber selbstverständlich ist sie nicht.
Wikipedia schreibt dazu:
„Der Sponsor einer klinischen Studie ist für den organisatorischen Ablauf zuständig. Er trägt alleine und ausschließlich die Verantwortung und somit das unternehmerische Risiko. Alle renommierten Journals mit Peer-Review verlangen die Nennung des Sponsors aus Transparenzerwägungen ausdrücklich in der Veröffentlichung, um dem Leser zu ermöglichen, etwaige interessengeleitete Ergebnisse zu durchschauen (z. B. wenn ein Medikament des Sponsors sich in der Studie als überlegen gegenüber einem Konkurrenzprodukt erweist). In den USA ist dieses Vorgehen vorgeschrieben, während in Deutschland die Sponsorennennung bisher (2007) nur per Selbstverpflichtung erfolgt.“
Und zu den Problemen durch Sponsoring schreibt Wikipedia:
„ Bei mehreren Untersuchungen zeigte sich, dass die finanzielle Abhängigkeit durch das Sponsoring statistisch signifikante Auffälligkeiten im publizierten Studienergebnis zugunsten des Sponsors verursacht. In einem zweiteiligen Artikel ‚Finanzierung von Arzneimittelstudien durch pharmazeutische Unternehmen und die Folgen’ der Zeitschrift Deutsches Ärzteblatt wird dieses Problem ausführlich untersucht.
Zitat: ‚Bei der Beurteilung eines Arzneimittels führen Angaben aus publizierten Studien, die von pharmazeutischen Unternehmen finanziert wurden, häufig zu einem verzerrten Bild. Dies wird nicht durch die methodische Qualität der Arzneimittelstudien erklärt.’
Zitat: ‚Die Finanzierung durch ein pharmazeutisches Unternehmen wirkt sich in verschiedenen Bereichen im Ablauf einer Arzneimittelstudie aus und führt häufig zu einem für den pharmazeutischen Sponsor positiven Ergebnis. Der Zugang der Öffentlichkeit zu Studienprotokollen und Ergebnissen muss gewährleistet werden. Darüber hinaus sollten verstärkt Arzneimittelstudien durchgeführt werden, die unabhängig von pharmazeutischen Unternehmen finanziert werden.’“
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
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