Im Sommer kommt es oft zu Sonnenbrand und Insektenstichen. Die Phytotherapie und die Aromatherapie bieten in beiden Fällen effiziente Behandlungsmöglichkeiten.
In Newsletter von pharmavista.net werden einige dieser Möglichkeiten vorgestellt. Hier die wichtigsten Infos als Zitate (kursiv) mit anschliessendem Kommentar:
„Im Sommer kommt es häufig zu Sonnenbrand und Insektenstichen. Die Phyto- und Aromatherapie bieten in beiden Fällen effiziente Behandlungsmöglichkeiten.
Bei Sonnenbrand wird z.B. empfohlen, die betroffenen Körperstellen zuerst gut zu kühlen und anschliessend mehrmals täglich Johanniskrautöl aufzutragen. Aufgrund des Risikos einer Photosensibilisierung ist eine erneute Sonnenexposition erst recht zu vermeiden.“
Kommentar & Ergänzung: Kühlung von Sonnenbrand
Zur Kühlung eignet sich zum Beispiel eine Mischung von Joghurt und Gurkensaft. Der Hinweis auf das Risiko einer Photosensibilisierung nach Auftragen von Johannisöl ist fragwürdig. Ein geringes und eher überschätztes Risiko für die Entwicklung einer Photosensibilisierung besteht bei der Einnahme von Johanniskraut-Extakten.
Siehe dazu:
Risiko der Photosensibilisierung durch Johanniskraut wird überschätzt
Dass es zu Photosensibilisierung bei der äusserlichen Anwendung von Johanniskrautöl kommt, dafür fehlen bisher fundierte Hinweise.
Es gibt eine Untersuchung dieser Frage, veröffentlicht durch die Carstens-Stiftung. Zitat:
„ Eine Photosensibilisierung konnte lediglich für das Johanniskrautöl mit der sensitiven photometrischen Erythemmessung nachgewiesen werden. Dieser signifikante Effekt (Erythemverstärkung) konnte allerdings mit dem visuellen Score nicht betätigt werden, so dass der Effekt insgesamt als klinisch nicht relevant eingestuft werden kann. Unter Umständen ist die leichte Erythemverstärkung durch das Öl auf einen ‚Brennglaseffekt’ zurückzuführen, indem die Durchlässigkeit für UV-Strahlen erhöht wird. Eine Photosensibilisierung, die den Hypericinen zugeschrieben wird, ist beim Öl eher unwahrscheinlich, da die Hypericine als lipophile Oxidationsprodukte (Ölhypericine) vorliegen und wahrscheinlich nicht mehr photodynamisch aktiv sind.“
Zitat aus: Photosensibilisierende und immunmodulierende Eigenschaften von Johanniskrautcreme und Johanniskrautöl; Ch. M. Schempp, B. Winghofer, R. Lüdtke, J.C. Simon, E. Schöpf.
http://www.carstens-stiftung.de/wissen/phyto/pdf/jahrbuch_johanniskraut_schempp.pdf
Klar ist aber, dass man bei einem Sonnenbrand nicht Johanniskrautöl auftragen und sich dann der Sonne exponieren soll. Das würde wohl den Sonnenbrand verstärken – wohl wegen dem „Brennglaseffekt“ und nicht wegen einer Photosensibilisierung – wie auch die Autoren der Studie vermuten.
„Im Rahmen der Aromatherapie können je nach Ausdehnung des Erythems mehrmals täglich 2-6 Tropfen ätherischen Öls des Speiklavendels (Lavandula spica) lokal appliziert werden. Speiklavendel fördert die Wundheilung und wirkt schmerzstillend.
Speiklavendelöl eignet sich zudem zur lokalen Behandlung von Insektenstichen (Spinnen, Bienen, Wespen, Mücken, Quallen, Flöhe). Applikation alle 2 Minuten wiederholen. Schmerzen und Schwellungen klingen innerhalb von 10 Minuten ab.“
Kommentar & Ergänzungen: Lavendel
Speiklavendelöl wird durch Wasserdampfdestillation gewonnen aus dem Breitblättrigen Lavendel (Lavandula latifolia), auch Großer Speik, Spanischer Lavendel, Speik-Lavendel (Lavandula spica) oder Gewürz-Lavendel genannt.
Speiklavendelöl wird gern in der Parfümerie eingesetzt. Es hat nicht die beruhigende Wirkung wie Lavendelöl aus Lavandula angustifolia. Aufgrund seines Gehaltes an Kampfer und Cineol eignet es sich gut zur Behandlung von Erkältungskrankheiten. Äusserlich wirkt Speiklavendelöl antimikrobiell. Persönlich ziehe ich bei Insektenstichen Lavendelöl aus Lavandula angustifolia vor.
„Bei Insektenstichen werden in der Aromatherapie häufig auch Mischungen verschiedener ätherischer Öle verwendet. Dazu gehören Speiklavendel, Kamille, Teebaum sowie bestimmte als Repellens wirksame ätherische Öle wie Zitronell- und Geraniumöl, welche ebenfalls entzündungshemmende und/oder schmerzstillende Eigenschaften haben. Mischungen ätherischer Öle sind eher Erwachsenen vorbehalten.“
Kommentar & Ergänzung: insektenvertreibendes Mittel
Repellens = insektenvertreibendes Mittel
Geranienöl stammt von Pelargonium graveolens (Duftgeranie, Rosengeranie, Duftpelargonie).
Literatur:
_Le conseil en phytothérapie, Chantal Ollier, éditions Pro-Officina, 2e édition 2011, p104-107
_L’aromathérapie, Dominique Baudoux, Editions Amyris, 2e édition 2008, p74, 169
Quelle:
http://www.pharmavista.net/content/default.aspx?http://www.pharmavista.net/content/NewsMaker.aspx?ID=4353&NMID=1792&LANGID=2
Siehe ausserdem:
Zwiebel gegen Juckreiz nach Insektenstichen
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Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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