Der Physiker Vince Eberts versucht als Kabarettist, die Grundzüge wissenschaftlichen Denkens zu vermitteln.
Vince Eberts: „Wenn ich vermute, im Kühlschrank könnte Bier sein, und schaue nach, dann betreibe ich schon eine Vorform von Wissenschaft. Wenn ich nur sage, es ist Bier drin, ohne das zu überprüfen, dann bin ich Theologe. Und wenn ich nachschaue, nichts finde, und trotzdem noch behaupte, dass im Kühlschrank Bier ist, dann ist das Esoterik.“
Kommentar M.K.:
Das ist natürlich kabarettistisch zugespitzt, aber nicht ohne wahren Kern.
Vince Eberts: „Ich betone immer wieder, dass wir eigentlich die allerwenigsten Dinge wirklich ganz sicher wissen. Daher ist jeder, der mir eine absolute Wahrheit verkaufen will, verdächtig. Wenn einer sagt: So und so ist es und das steht hundertprozentig fest, dann sollte man stutzig werden.“
Kommentar M.K.:
Mir fällt im Bereich Komplementärmedizin / Alternativmedizin auf, wie viele absolute Wahrheiten hier verkauft werden. Ohne Begründung, und ohne dass die Käuferinnen und Käufer nachfragen.
Ich halte es für enorm wichtig, dass Konsumentinnen und Konsumenten im Bereich Komplementärmedizin / Alternativmedizin kritisch nachfragen und nicht jede absurde Behauptung schlucken.
Es ist eine Frage der Würde, dass man Begründungen bekommt für Behauptungen und Heilungsversprechungen. Nur so kann man sich nämlich ein eigenes Urteil bilden.
Vince Eberts: „Aber viele Leute sagen, Wissenschaftler seien arrogant und glaubten immer alles zu wissen. Das ist genau das Gegenteil dessen, was Wissenschaft eigentlich ist. Kein Mensch weiß so genau, wie wenig man eigentlich weiß, wie der Wissenschaftler.
Dass Wissenschaft bedeutet, mit Unsicherheiten leben zu müssen, dass Wissenschaft, wenn sie seriös betrieben wird, eine ganz große Bescheidenheit und Demut mit sich bringt, das kommt mir in vielen Formaten zu wenig raus.“
Kommentar M.K.:
Tatsächlich muss Wissenschaft mit zahlreichen offenen Fragen leben, während dogmatische Systeme, die es im Bereich Komplementärmedizin / Alternativmedizin zuhauf gibt, auf jede Frage eine endgültige Antwort haben.
Dabei könnten diese Bereiche von der Wissenschaft sehr viel lernen. Wissenschaft besteht nicht einfach aus Experimenten und Studien. Sie basiert vor allem auf einer Grundhaltung und auf methodischem Vorgehen.
Prägnant formulierte der amerikanische Philosoph John Dewey (1859-1952) „das erste Erfordernis des wissenschaftlichen Verfahrens – nämlich volle Öffentlichkeit der Materialien und Prozesse“.
(in: Erfahrung, Erkenntnis und Wert, S. 314, Suhrkamp 2004)
Genau das wäre oft eine sehr sinnvolle Forderung im Bereich Komplementärmedizin / Alternativmedizin.
Wenn beispielsweise behauptet wird, Zedernholzöl wirke „schützend“, dann ist im Sinne der vollen „Öffentlichkeit der Materialien und Prozesse“ zu fragen, wie genau diese Aussage zustande gekommen ist.
Also: Wer hat wie was festgestellt, damit diese Aussage zustande gekommen ist?
Nur wenn dieser Weg transparent wird, kann man sich eine eigenes Urteil bilden.
Zudem wäre natürlich zu fragen, wovor Zedernholzöl schützen soll (Lawinen? Böse Geister? Schlechte Energien? Krankheitserreger?).
In den Bereichen Komplementärmedizin / Alternativmedizin wimmelt es von derart vagen, nebulösen Behauptungen. Nachzufragen, „Was bedeutet das genau?“, ist bereits Teil einer wissenschaftlichen Grundhaltung.
Quelle der Zitate von Vince Eberts:
http://www.ruprecht.de/no_cache/nachrichten/archive/2009/april/28/article/selber-denken-macht-schlau/
Video mit Vince Eberts auf Youtube:
http://www.youtube.com/watch?v=KNhrSw_RKu0&t=5m10s
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Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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