Die „Kleine Zeitung“ stellt verschiedene Kräuter vor, darunter auch den Eibisch. Schauen wir uns das einmal an:
„Die Blüten, jungen Blätter und Wurzeln (im Herbst ausgegraben) des echten Eibisch werden frisch oder getrocknet verwendet. Als Tee helfen sie bei Husten, Magen-Darmbeschwerden, Blasen- und Harnwegsentzündungen. Hautverletzungen, Geschwüre und Furunkel behandelt man am besten mit einem Eibisch-Brei. Bei Bienen-Allergie sollten Sie Eibisch eher meiden. Diese werden vom Malvengewächs nämlich besonders stark angezogen.“
Quelle:
http://www.kleinezeitung.at/allgemein/bauenwohnen/garten/multimedia.do?action=showEntry_detail&project=26860
Kommentar & Ergänzung:
Eibisch enthält in allen Pflanzenteilen Schleimstoffe, wobei die Eibischwurzel am wirksamsten sein dürfte.
Der Anwendungsbereich „Husten“ ist für Eibisch passend, doch müsste präziser „trockener Reizhusten“ stehen.
„Magen- und Darmbeschwerden“, das ist eine Wischi-Waschi-Angabe, die nichts bringt. Schleimpflanzen könnten allenfalls die Magenschleimhaut schützen bei Entzündungen. In tieferen Regionen des Verdauungstraktes sind sie verdaut und unwirksam.
Blasenentzündungen und Harnwegsentzündungen – diese Empfehlungen sind vollkommen unplausibel. Schleimstoffe gelangen nicht in die Harnwege und andere Wirkstoffe, die bei Harnwegsinfektionen nützlich sein könnten, sind nicht bekannt.
Hautverletzungen und Geschwüre – das sind zu mindestens sehr fragwürdige Empfehlungen. Welche Art von Hautverletzungen? Schnittwunden? Wohl kaum.
Welche Art von Geschwüren? Und weshalb?
„Furunkel“ als Anwendungsgebiet, diese Empfehlung basiert auf der erweichenden Wirkung, die man den Schleimstoffen zuspricht. Auf dieser Grundlage wird zum Beispiel „Chäslichrut“ (Weg-Malve, Malva neglecta) für Bäder bei Furunkeln eingesetzt oder Kataplasmen (Breiumschläge) mit Leinsamen.
Übers Ganze gesehen ist die Beschreibung der Eibisch-Indikationen in der „Kleinen Zeitung“ also ziemlich vage und fragwürdig und das ist oft so, wenn Heilpflanzen in den Medien vorgestellt werden.
Ein gutes Anwendungsgebiet für Eibisch fehlt zudem: Eibischwurzeln (als Kaltauszug) eignen sich gut zur Linderung von Mundschleimhautentzündungen, die zum Beispiel als Begleiterscheinung einer Chemotherapie auftreten können.
Der Hinweis bezüglich Bienenallergie bezieht sich auf das Anpflanzen von Malven bzw. Eibisch im Garten. Ob dieser Tipp sinnvoll ist, wäre noch zu diskutieren.
Siehe auch:
Phytotherapie: Eibischwurzel gegen Sodbrennen
Eibisch-Extrakt lindert Reizhusten
Hustentee aus Isländisch Moos und Eibischwurzel kalt ansetzen
Phytotherapie: Eibischwurzel-Extrakt schützt Epithelzellen
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Heilpflanzenexkursionen in den Bergen / Kräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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